Radeberg
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Altes Ullersdorfer Ortsamt wird aufwendig und denkmalgerecht saniert

Das ehemalige Ortsamt in Ullersdorf ist knapp 250 Jahre alt. Nun soll es aufwendig saniert werden und neuer Wohnraum entstehen. Was konkret geplant ist.

Von Verena Belzer
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Das ehemalige Ortsamt ist ein Schmuckstück mitten in Ullersdorf. Nun soll es aufwendig saniert werden.
Das ehemalige Ortsamt ist ein Schmuckstück mitten in Ullersdorf. Nun soll es aufwendig saniert werden. © Christian Juppe

Ullersdorf. Es ist ein Schmuckstück mitten in Ullersdorf, knapp 250 Jahre alt und mit ganz viel Charme und Geschichte. Das alte Forstamt, in dem bis vor nicht allzu langer Zeit auch das Ullersdorfer Ortsamt beheimatet war, ist vor zwei Jahren an einen privaten Eigentümer verkauft worden. Nun konkretisieren sich die Pläne, was hier entstehen soll.

"Es gab für uns mehrere Gründe für den Kauf", berichtet die neue Eigentümerin, die das knapp 2.000 Quadratmeter große Anwesen mit allen darauf befindlichen Gebäuden für rund 288.000 Euro von der Stadt Radeberg erworben hat. "Wir haben familiäre Verbindungen nach Ullersdorf. Und wir wollten auch schon immer in einem Altbau wohnen."

Sanierung des alten Ortsamts wird kein einfaches Projekt

Hier passe einfach alles zusammen, sagt die Eigentümerin - und man hört in ihrer Stimme die Begeisterung, die Freude, die Leidenschaft für dieses Projekt. Denn eines ist klar: Es ist kein einfaches Projekt.

Das erste Forsthaus stammt um die Zeit um 1600. Aus dieser Zeit stammt auch die prächtige Eibe, die im Innenhof des Areals steht und mit ihren rund zwölf Metern Höhe sicherlich zu einem der ältesten Bäume in Radeberg zählt.

Später entstand an selber Stelle ein neues Forsthaus, da das alte baufällig geworden war. Der Gebäudekomplex mit dem Hauptgebäude und den zwei Nebengebäuden ist heute noch weitgehend so erhalten, wie er Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut wurde.

1924 übernahm die Gemeinde Ullersdorf das Anwesen, einige Jahrzehnte lang beherbergte es neben Wohnungen auch eine Arztpraxis, in der jüngeren Vergangenheit Büros und Geschäftsräume verschiedener Firmen und Institutionen. Der Sachsenforst beispielsweise hat ihr nach wie vor seinen Sitz im Ullersdorfer Revier.

Alle Gebäude werden kernsaniert

"Heute sind alle Gebäude in keinem guten Zustand mehr", berichtet die Eigentümerin. "Alle drei Gebäude müssen kernsaniert werden." Links vor dem Haus befindet sich die ehemalige Scheune, rechts steht ein massives, ehemals als Stall genutztes Gebäude. Darin war nach 1950 ein Wannenbad für die Ullersdorfer Bevölkerung eingerichtet. Gegenwärtig beherbergt es eine Wäschemangel.

Dass die Kernsanierung nicht von heute auf morgen passiert, ist dabei allen bewusst. "Das wird eine mehrjährige Prozedur", sagt die Eigentümerin. "Aber wir scheuen das nicht."

Fünf Mietwohnungen und ein Einfamilienhaus für Ullersdorf

Gemeinsam mit einem Dresdner Architekten wollen die neuen Eigentümer das alte Fachwerkhaus nun so Detail-gerecht wie möglich restaurieren. "Historisch korrekt soll es wieder in Holz verkleidet und grün angestrichen werden", berichtet sie. "Alles in Abstimmung mit dem Denkmalschutz."

Im Hauptgebäude sollen dann fünf Mietwohnungen entstehen und aus einem Nebengebäude ein Einfamilienhaus. "Das ist eine Herzensangelegenheit für uns. Es ist gut vorstellbar, dass unsere Familie dann selbst hier einzieht."

Die Mischung aus Alt und Neu, das sei für sie das Spannende an dem Projekt, erzählt sie. "Man muss ein bisschen verrückt sein, aber es macht uns großen Spaß." Die neuen Wohnungen sollen beispielsweise auch eine Art Balkon bekommen in Richtung des Försterhains. "Und auch sonst modern eingerichtet."

Und eines sei auch klar: "Wir wollen natürlich unseren Beitrag für die Zukunft leisten. Es wird definitiv E-Ladesäulen geben und wenn möglich auch eine Solaranlage aufs Dach."

So sah das alte Forsthaus früher einmal aus - nach der Kernsanierung soll es wieder in frischem Grün erstrahlen.
So sah das alte Forsthaus früher einmal aus - nach der Kernsanierung soll es wieder in frischem Grün erstrahlen. © Fotothek Slub/privat

Historischen Charme in das Neue integrieren

Aus ihrem Faible für das Alte, das Historische macht sie keinen Hehl - und deshalb möchte die neue Eigentümerin auch so gut es geht den alten Charme bewahren. Ihn integrieren in das Projekt.

Im Ehrenhain, hinter dem alten Forsthaus, stehen heute noch diverse Gedenksteine, die an ehemalige Förster erinnern. "Und nach deren Vornamen wollen wir die neuen Wohnungen benennen", erzählt die Eigentümerin. "Sie hießen zum Beispiel Egidius oder Urban."

Besonders die letzten drei sächsischen Könige suchten gerne das Ullersdorfer Revier auf. Und von König Friedrich August III. ist bekannt, dass er hier 1908 einen 16-Ender-Hirsch schoss. Aus diesem Grund möchte die Eigentümerin gerne versuchen, ein entsprechendes Geweih als Leihgabe zu bekommen und es ans sanierte Forsthaus anbringen.

Fertigstellung frühestens 2026

"Der Bauantrag ist eingereicht", erzählt sie. Wie lange das Projekt wohl dauern wird? Da will sie sich nicht festlegen. "Ich denke, wir sind frühestens in drei Jahren fertig. Vielleicht eher in fünf Jahren." Und auch bei der Investitionssumme hält sie sich bedeckt.

Während der Zeit der Sanierung werden auch die aktuellen Mieter ausziehen müssen. "Das ist nicht umgehbar", sagt sie. "Aber wir werden sicher eine Zwischenbleibe für alle finden."