Radeberg
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Wer der Nachfolger von Radebergs legendärem Bierkutscher Ernst wird

Michael Gregor war 20 Jahre lang Radebergs "Bierkutscher Ernst" und hat Stadt und Brauerei in der Öffentlichkeit vertreten. Nun gibt es einen Nachfolger - und der ist ein echter Bier-Fachmann.

Von Verena Belzer
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Alter und neuer Bierbotschafter: "Bierkutscher" Michael Gregor (links) übergibt den symbolischen Staffelstab an Tobias Meißner.
Alter und neuer Bierbotschafter: "Bierkutscher" Michael Gregor (links) übergibt den symbolischen Staffelstab an Tobias Meißner. © Christian Juppe

Radeberg. Es ist schon fast ein Jahr her, da hatte der Bierkutscher Ernst seine letzte Stadtführung. An Silvester war das, für Gäste des Kaiserhofs. Ein letztes Mal die rote Mütze mit der schwarzen Krempe aufgesetzt, das cremefarbene Leinenhemd und die schwarze Lederschürze übergestreift - so wurde 20 Jahre lang aus Michael Gregor der Bierkutscher Ernst. Eine Kunstfigur, die er einst gemeinsam mit der Radeberger Brauerei entwickelt hatte.

"Sag niemals nie" - diesen Spruch hatte Michael Gregor schon vor einem Jahr gesagt, obwohl er eigentlich bereits seinen offiziellen Rücktritt vom Amt des Bierkutschers verkündet hatte. Und so kam es dann auch: Zum diesjährigen Bierstadtfest sah man ihn noch einmal Radeberger Pilsner zapfen.

Doch am Freitag war es dann wohl wirklich so weit: Die Radeberger Brauerei präsentierte im Kaiserhof im Beisein von Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) einen Nachfolger für Michael Gregor. "Jetzt kann ich meine Uniform wirklich guten Gewissens an den Nagel hängen", sagt er.

Tobias Meißner ist Biersommelier

Auch der Neue ist kein Unbekannter in Radeberg. Er ist Radeberger, gelernter Restaurantfachmann und arbeitet im Kaiserhof. Und nun das Entscheidende: Er ist Biersommelier. Ein echter Kenner also.

"Bier hat mir immer Spaß gemacht, damit habe ich mich immer identifiziert. Da geht es um alle Sinne, ums Riechen, Schmecken, Fühlen", sagt "der Neue". Beste Voraussetzungen, um künftig die Bierstadt Radeberg touristisch zu vertreten. Kein neuer "Bierkutscher", dafür "Radebergs Bierbotschafter Tobias".

Tobias Meißner ist Radebergs neuer Bierbotschafter.
Tobias Meißner ist Radebergs neuer Bierbotschafter. © Christian Juppe

Tobias Meißner, 38 Jahre alt, freut sich auf die neue Aufgabe - und er ist prädestiniert für den Job. "Weinsommeliers gibt es doch schon viel zu viele", sagt er schmunzelnd. "Da wollte ich ein wenig gegensteuern." 2003 begann er seine Lehre im Kaiserhof, 2012 zog es ihn für einige Jahre ins Ausland. Im österreichischen Tirol arbeitete er als Barmanager und absolvierte nebenher die Ausbildung zum Biersommelier bei der Brau Union. "Damals gab es das in Deutschland noch nicht", berichtet Tobias Meißner. In der Alpenrepublik wurde er Österreichs 99. Biersommelier.

Von Österreich zurück in die Heimat

Nach einer Europareise mit dem Roller kehrte er 2017 in die sächsische Heimat zurück und heuerte wieder im Kaiserhof an. Geschäftsführer Jens Richter nahm ihn gerne zurück ins Team, die Craft-Beer-Tastings sind seitdem sehr beliebt. Wenn man Tobias Meißner beim Schwärmen übers Bier zuhört, spürt man sofort, dass das seine Leidenschaft ist. "Bier ist Kultur, hat Geschichte, schmeckt einfach gut."

Und nun also Bierbotschafter. Michael Gregor hat in all den Jahren als Bierkutscher Radeberg und die Oberlausitz auf Messen, Festen und Veranstaltungen vertreten, war Stadtführer und hat Bierseminare gegeben. Das alles will nun auch der 38-Jährige übernehmen. Allerdings ohne Kunstfigur. "Ich stehe dazu mit meinem Namen."

Keine Kopie des Bierkutschers

Dass es keinen zweiten Bierkutscher geben wird, das war auch den Verantwortlichen in der Radeberger Exportbierbrauerei schnell klar, die mit Tobias Meißner nun auch eine etwas jüngere Zielgruppe ansprechen wollen. "Wir wollten keine Kopie von unserem Ernst, denn er ist nicht kopierbar", sagt Radeberger-Geschäftsführer Olaf Plaumann. "Wir wollten eine zeitgemäße Figur erschaffen, die die Freunde der Braukunst und des Biergenusses auf moderne Weise begeistert."

Tobias Meißners Chef im Kaiserhof, Jens Richter, zeigt sich stolz, dass jemand aus dem Haus künftig Radebergs touristisches Aushängeschild ist. "Wenn Tobias etwas will, dann macht er es auch richtig, und er ist ein echter Experte."

Und auch in der Stadtverwaltung ist man glücklich darüber, dass man nun wieder einen echten Bierbotschafter hat. "Es ist für uns als Stadt enorm wichtig, auch weiterhin ein touristisches Aushängeschild zu haben", sagt Radebergs Oberbürgermeister Frank Höhme, der aber auch herzliche Worte des Abschieds an Michael Gregor richtet: "Michael, du wirst im Herzen immer unser Bierkutscher Ernst bleiben."

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