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Sächsische Sozialministerin in Radeberg: Wie sicher ist das Krankenhaus?

Das Radeberger Krankenhaus hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Nun hat sich Sozialministerin Petra Köpping ein Bild vor Ort gemacht.

Von Verena Belzer
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Folgte einer Einladung von OB Frank Höhme (2. von links): Sozialministerin Petra Köpping (2. von rechts), hier gemeinsam mit Krankenhaus-Chefin Iris Nötling und CDU-Fraktionschef Frank-Peter Wieth.
Folgte einer Einladung von OB Frank Höhme (2. von links): Sozialministerin Petra Köpping (2. von rechts), hier gemeinsam mit Krankenhaus-Chefin Iris Nötling und CDU-Fraktionschef Frank-Peter Wieth. © Marion Doering

Radeberg. "2023 war ein ziemliches Katastrophenjahr": Deutliche Worte von Patrick Hilbrenner, dem Regionalgeschäftsführer für Sachsen und Sachsen-Anhalt der Asklepios-Kliniken und in dieser Funktion auch für das Krankenhaus in Radeberg zuständig. Die Gründe seien vielfältig gewesen: "Wir haben deutlich weniger Patienten versorgt und so 4 Millionen Euro Umsatz weniger gemacht, das lag unter anderem an internen Problemen", sagte Hilbrenner schonungslos beim Besuch von Sozialministerin Petra Köpping (SPD). Sie war einer Einladung von Oberbürgermeister Frank Höhme (parteilos) gefolgt.

Die internen Probleme: "Es haben der Chefarzt der Inneren Medizin und vier Oberärzte gekündigt." Außerdem gehe der Trend klar zur Ambulantisierung - das bedeutet, dass immer weniger Patienten vollstationär aufgenommen werden. Und im Radeberger Krankenhaus werden keine ambulanten Operationen vorgenommen.

"In spätestens zwei Jahren müssen wir das geregelt bekommen, da gibt es nichts zu verheimlichen", sagte Hillbrenner hinsichtlich der eher schlechten Zahlen, machte aber klar: "Wir wollen den Standort nicht aufgeben."

Situation in der Ärzteschaft verbessert

Und er hatte auch gute Nachrichten: Die Personalsituation in der Ärzteschaft habe sich deutlich entspannt, außerdem hat das Krankenhaus in diesem Jahr wieder eine geriatrische Station eröffnet. Sie wird von Chefarzt Chefarzt Mehmet Gövercin geleitet. "Wir haben den Eindruck, dass sich aktuell viele Ärzte aus kleinen Krankenhäusern, die vielleicht auf der Kippe stehen, einen neuen Arbeitgeber suchen. Davon profitieren wir, das kann allerdings auch nur eine Momentaufnahme sein."

Deutlich problematischer sei die Situation in der Pflege - insbesondere bei den Spezialisten wie operationstechnischen Assistenten, Radiologen und Fachkrankenpflegern in der Endoskopie. Hier fehle Nachwuchs.

Kleine Häuser sollen Grundversorgung abdecken

Alles in allem keine allzu positive Stimmung also - und dann steht auch noch die Krankenhausreform des Bundes an, bei der Bundesminister Karl Lauterbach plant, Kliniken und Krankenhäuser mehr zu spezialisieren. Kleine Krankenhäuser auf dem Land sollen demnach nur noch die Grundversorgung abdecken.

Ist der Radeberger Standort also gefährdet? Die CDU-Fraktion im Stadtrat hatte im vergangenen Jahr einen Antrag gestellt, der OB Frank Höhme aufforderte, alles für den Erhalt des Krankenhauses zu tun. Der Besuch der Ministerin war nun eine Folge dieses Antrags.

Insbesondere nach den zahlreichen Weggängen von Ärzten, wirtschaftlichen Turbulenzen und dem dritten Wechsel in der Geschäftsführung in drei Jahren fragten sich viele in der Stadt, ob das Krankenhaus ernsthaft in Gefahr sei. Seit 1. September 2023 ist nun Iris Nötling die neue Geschäftsführerin.

"Wir werden alle Standorte in Sachsen erhalten"

Sozialministerin Petra Köpping hörte sich zugewandt und offen die Sorgen und Nöte des Krankenhauses an - und lobte auch insbesondere die Zusammenarbeit des Radeberger Krankenhauses mit dem Dresdner Uniklinikum. Diese Kooperation sieht vor, dass komplexe Fälle nach Dresden geschickt werden, während Ärzte in der Ausbildung auch nach Radeberg kommen, um dort ihr Handwerkszeug zu lernen.

"Wir machen quasi schon lange das, was Gesundheitsminister Professor Lauterbach vorhat", erläuterte beispielsweise Steffen Pistorius, der am Radeberger Krankenhaus für den Bereich Onkologie zuständig ist. "Jeder macht das, was er am besten kann."

Ministerin Köpping versuchte, die Sorgen vor einer Standortschließung zu zerstreuen. "Wir werden alle 76 Krankenhaus-Standorte in Sachsen erhalten", sagte sie. Aber: Es werde inhaltlich es zu Verschiebungen kommen, wo welche Leistungen angeboten werden. Die viel gravierenderen Einschnitte werde es in den alten Bundesländern geben, "denn wir hier in Sachsen haben in den 90er-Jahren schon eine Reform durchgeführt. Damals hatten wir 130 Krankenhäuser".

OB Höhme macht für sich langfristige Strategie stark

Auch OB Höhme gab der Ministerin die Bitte mit auf den Weg, sich für das Radeberger Krankenhaus einzusetzen - und verwies auch indirekt auf die Ansiedlung des Chipherstellers TSMC im Dresdner Norden. "Wir sind im hier im Speckgürtel von Dresden. Auch zu uns werden Menschen kommen", sagte er. "Da muss man langfristig denken, das kann Dresden nicht alleine schaffen."

Er sehe Radeberg als Gewinner dieser Entwicklung, "dafür brauchen wir aber auch unser Krankenhaus". Und wieder versuchte die Ministerin, Zuversicht zu vermitteln. "Wir haben eine gemeindegenaue Sozialprognose und wissen, dass Radeberg gut aufgestellt ist. Deshalb haben wir beispielsweise auch die Geriatrie freigegeben."

Sie wisse sehr genau, was für die Bevölkerung vor allem wichtig sei: "Eine ambulante Versorgung mit Hausärzten und Fachärzten, eine Notfall-Versorgung und die Versorgung der älteren Menschen. Denn: "Im Jahr 2030 ist Sachsen das Bundesland mit dem höchsten Altersdurchschnitt."