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Warum die Schüler Adrian, Ilyan, Finja und Marla ihr eigenes Brot backen

Beim Ottendorfer Mühlenbäcker war viel los - erstmals durften Schüler sich als Bäcker oder Konditor selbst testen. Was sie dabei erlebten.

Von Siri Rokosch
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Bäckermeister Martin Rosenkranz (r.) erklärt Ilyan, Adrian, Finnja und Marla, wie man den Brotteig richtig knetet.
Bäckermeister Martin Rosenkranz (r.) erklärt Ilyan, Adrian, Finnja und Marla, wie man den Brotteig richtig knetet. © Marion Doering

Ottendorf-Okrilla. Als erstes hieß es morgens: "Hände waschen, Schürze umbinden und Haube aufsetzten." Dann begann für Marla, Finja, Adrian und Ilyan der Schnuppertag als Bäcker. Bei der Aktion "Schau rein" durften sie ihr eigenes Brot backen, den Teig kneten, bekamen eine Führung durch die Backstube des Ottendorfer Mühlenbäckers und durften sogar etwas mit nach Hause nehmen.

Alle vier gehen in die achte Klasse. Finja besucht die Ludwig-Richter-Oberschule in Radeberg, Marla geht in die Freie Alternativschule Dresden und die Jungs sind beste Freunde und lernen am Gymnasium Dreikönigsschule, ebenfalls in Dresden. Alle haben sich auf den Weg nach Ottendorf gemacht, und waren pünktlich.

Die Freunde Ilyan und Adrian beim Brotbestäuben. Ob sie sich tatsächlich auch beruflich für das Bäckerhandwerk entscheiden werden?
Die Freunde Ilyan und Adrian beim Brotbestäuben. Ob sie sich tatsächlich auch beruflich für das Bäckerhandwerk entscheiden werden? © Marion Doering

Und offenbar ist das Handwerk bei ihnen wieder beliebt, denn die Jugendlichen wollen später alle eine Ausbildung im handwerklichen Bereich absolvieren. Adrian und Ilyan werden in dieser Woche noch Köchen und Finja einem Tischler über die Schultern schauen, Marla fährt nach Meißen und möchte sich die Porzellanmanufaktur ansehen.

Stehen Konditoren-Lehrlinge Schlange beim Mühlenbäcker?

Doch nun heißt es für alle vier erst einmal Brotteig mit Mehl bestäuben, einritzen und in den Backofen schieben. Letzteres getraut sich nur Adrian. Er öffnet den großen Ofen und schiebt den gesamten Wagen mit den Dinkelbroten hinein. "Wir erklären euch die Abläufe des Brotbackens heute mal von hinten, damit ihr euer Brot dann auch mit nach Hause nehmen könnt. Teig und Rezept bekommt ihr auch, so könnt ihr zu Hause das Brot nochmal backen und damit bei der nächsten Familienfeier punkten", sagt Bäckermeister Martin Rosenkranz, der die Schüler heute betreut.

Bis auf Adrian haben Ilyan, Marla und Finja bereits Erfahrungen im Backen. Alle haben zumindest am heimischen Herd schon Kuchen und teils auch Brote selbst gebacken. Nun wollen sie wissen, was bei der Ausbildung zum Bäcker auf sie zukommen würde. "Ich weiß noch gar nicht was ich mal werden will, kochen und backen kann ich jedenfalls noch nicht", sagt Adrian. Klar sei nur, dass es später etwas Handwerkliches sein müsse. Heute will er sehen, ob das Backen ihm Spaß machen würde. Interesse hat er vor allem an den technischen Geräten, zum Beispiel zum Abwiegen des Mehls, aber auch am Kneten des Brotteigs. Das machte allen überhaupt am meisten Spaß.

Zum Schluss bekamen sie ihre Brote, das Rezept und den Teigling mit nach Hause. Ob sie sich für eine Bäckerausbildung entscheiden werden, stünde aber bei allen vieren noch nicht fest.

Beginnen würde die Ausbildung beim Ottendorfer Mühlenbäcker in diesem Jahr am 1. August. Arbeitsbeginn wäre für alle unter 18 Jahren dann immer 6 Uhr, dafür ist aber 14.30 Uhr Feierabend. Lernen könnten die Schüler später in ihrer Ausbildung unter anderem das Brot- und Brötchen backen, das Kuchen backen, Plundergebäck herstellen, Kekse und Croissants backen und auch den echten Dresdner Christstollen.

Konditor-Ausbildung ist beliebter bei Mädchen

Punkt 11 Uhr standen dann bereits drei junge Mädchen vor der Tür des Ottendorfer Mühlenbäckers. Sie schauten sich an, was sie während der Ausbildung zur Konditorin lernen würden. Am Dienstag verzierten sie zum Beispiel Petit Fours mit Spritzschokolade.

Wie Pressesprecherin Claudia Reichert sagt, sei die Anfrage nach einer Ausbildung für den Beruf des Konditors immer höher als für das Bäckerhandwerk: "Da haben wir tatsächlich die freie Wahl und interessant ist auch, dass sich dafür eher mehr Mädchen als Jungs bewerben. Dafür haben wir aber mehr Bäcker als Bäckerinnen."

Beim Ottendorfer Mühlenbäcker können Schüler auch außerhalb der Aktion "Schau rein" die Betriebsabläufe kennenlernen, zum Beispiel im Rahmen eines Praktikums. Wichtig sei dem Unternehmen bei der Auswahl seiner künftigen Lehrlinge vor allem das Interesse, gute Noten seien auch wichtig, doch die Freude am Backen eben wichtiger, betont Claudia Reichert. Insgesamt lernen derzeit 38 junge Menschen beim Ottendorfer Mühlenbäcker, nicht nur in der Backstube, sondern zum Beispiel auch im Verkauf.