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Radeberger Kaufhalle: Edeka bietet Unterstützung an

Das Epilepsiezentrum Kleinwachau prüft, die Kaufhalle in Radeberg zu übernehmen. Künftig könnten dort Menschen mit Einschränkungen den Betrieb fortführen - mit Hilfe eines Supermarktbetreibers.

Von Verena Belzer
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Die Kaufhalle in Radeberg schließt - wie geht es weiter?
Die Kaufhalle in Radeberg schließt - wie geht es weiter? © René Meinig

Radeberg. Die Kaufhalle in der Radeberger Südvorstadt schließt: Diese Nachricht haben die Anwohner inzwischen verdaut. Markus Borck hat hier 20 Jahre lang auf relativ kleiner Fläche den Bürgern der Südvorstadt alles geboten, was sie zum täglichen Leben brauchen: Lebensmittel, Getränke, einen Bäcker, einen Fleischer. Sogar eine Post gibt es.

Gerade für Senioren ist die Nahversorgung wichtig. Viele schaffen keine weiteren Wege. Fahrten mit dem Bus zum nächsten Einkaufsmarkt sind für einige quasi unmöglich. Doch zuletzt hatte sich eine Lösung abgezeichnet.

Wie berichtet, prüft das Epilepsiezentrum Kleinwachau, die Kaufhalle zu übernehmen. Und nun kommt auch noch John Scheller ins Spiel. Scheller betreibt in Radeberg zwei Märkte - den an der Pulsnitzer Straße und den im Silberbergcenter An der Ziegelei. Außerdem hat er Märkte in Dresden und Großenhain. Welche Rolle könnte er spielen? Und wie funktioniert das Inklusionsunternehmen Paso Doble, das zum Epilepsiezentrum gehört und dessen Mitarbeiter den Laden womöglich bald leiten?

Fläche der Kaufhalle eigentlich zu klein

Für Markus Borck, den bisherigen Betreiber der Kaufhalle, hat Edeka-Händler John Scheller nur lobende Worte übrig: "Er hat da sehr viel Engagement und Energie investiert." Denn eines sei klar: "Eigentlich ist die Fläche der Kaufhalle für einen Einzelhändler zu klein." Markus Borck hatte gegenüber Sächsische.de gesagt, dass der Laden gut laufe, er aber aus privaten Gründen entschieden habe, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen.

Scheller berichtet von gestiegenen Energie- und Personalkosten, mit denen alle Einzelhändler zu kämpfen hätten. Um gut wirtschaften zu können, brauche es - so sagt es Einzelhandel-Experte John Scheller - einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro. Die Fläche sollte mindestens 1.000 Quadratmeter groß sein. "Besser sogar 1.500 Quadratmeter." Die Kaufhalle hat wohl in etwa ein Drittel davon.

"Ich glaube nicht, dass sich ein Händler findet, der das übernimmt", prognostiziert John Scheller. "Außerdem herrscht am Gebäude Sanierungsstau." Aus diesen Gründen sei die Idee, dass das Epilepsiezentrum Kleinwachau die Kaufhalle möglicherweise übernehmen könnte, absolut nachvollziehbar.

"Inklusionsunternehmen haben Brückenfunktion"

Wie das Epilepsiezentrum erläuterte, besteht die Möglichkeit, die Kaufhalle als Teil des Inklusionsunternehmens Paso Doble zu betreiben. Paso Doble hat einst klein angefangen: Aus zwei Mitarbeitern in einem Café in der Stolpener Straße im Jahr 2006 sind heute knapp 80 Beschäftigte geworden. 40 Prozent davon haben eine Einschränkung, 60 Prozent nicht. Viele Dienstleistungen werden direkt für das Epilepsiezentrum erledigt, aber bei Weitem nicht alle. Das Unternehmen hat etliche andere Kunden.

Das Portfolio reicht von Renovierungsarbeiten bis zum Transportservice und diversen anderen Dienstleistungen. "Inklusionsunternehmen haben in unserer Gesellschaft eine Art Brückenfunktion. Sie verpflichten sich, dass bis zu 50 Prozent der eigenen Angestellten Menschen mit Behinderung sind", erklärt Epilepsiezentrum-Chefin Sandra Stöhr. "Das gibt den notwendigen Raum, sodass hier echte Teamarbeit zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen entstehen kann. Menschen mit Behinderungen haben also ein richtiges sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis, einen Arbeitsvertrag und zugleich finden sie Arbeitsbedingungen, die ihren Fähigkeiten gerecht werden. Letztlich agieren die Inklusionsunternehmen aber am Markt und müssen sich dort auch wirtschaftlich behaupten."

John Scheller könnte Mitarbeiter anlernen

Mittlerweile hat es Gespräche zwischen Markus Borck und dem Epilepsiezentrum gegeben - und auch John Scheller ist involviert. "Ich habe meine Hilfe und Unterstützung angeboten", berichtet er. Wie das konkret aussehen könnte? "Wenn Edeka weiterhin die Belieferung des Marktes übernimmt, könnte ich helfen, die Mitarbeiter an den Systemen auszubilden." Er habe bereits in der Vergangenheit immer mal wieder mit dem Epilepsiezentrum zusammengearbeitet. "Wir hatten auch schon Praktikanten des Epilepsiezentrums bei uns."

Die Mitarbeiter von Paso Doble ohne Einschränkungen könnten Administration und Organisation übernehmen. Das Epilepsiezentrum hatte aber auch erklärt, dass es sich eine andere Variante vorstellen könnte: Es sei auch eine Kooperation mit einem künftigen Betreiber denkbar, hatte Pressesprecher Alexander Nuck gesagt. Diese Option jedoch hält John Scheller aus genannten Gründen für schwer umsetzbar.

Fakt ist jedoch: Derzeit werden überall in der Stadt Gespräche geführt, damit es weitergeht. Denn die Nahversorgung in der Südstadt ist wichtig.

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