Radeberg
Merken

"Verantwortungslos": Freie Wähler Radeberg kritisieren Pläne für Gewerbegebiet

Pläne für zwei Gewerbegebiete an der S177 zwischen Radeberg und Arnsdorf schlagen in Politik und Bevölkerung hohe Wellen. Nun melden sich die Freien Wähler zu Wort und sagen, warum sie dagegen sind.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Entsteht hier an der S177 zwischen Radeberg und Arnsdorf ein neues Gewerbegebiet?
Entsteht hier an der S177 zwischen Radeberg und Arnsdorf ein neues Gewerbegebiet? © Christian Juppe

Radeberg. Entstehen an der S177 zwei neue Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von 137 Hektar? In Arnsdorf steht eine Entscheidung dazu noch aus, der Radeberger Stadtrat hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen, das Verfahren auf den Weg zu bringen und die Behörden zu beteiligen. Die Fraktion der Freien Wähler hatte bei besagter Sitzung dagegen gestimmt und erklärt nun, warum.

"Der gesamte Flächenbedarf beträgt 400 bis 500 Hektar"

"Die Förderung von Handwerk und Gewerbe ist einer unserer Schwerpunkte", schreibt Tilo Roß im Namen der Freien Wähler. Dennoch habe sich die Fraktion gegen die Gewerbegebiete ausgesprochen.

In Radeberg lebten derzeit mehr als 19.000 Einwohner, die Stadt verfüge über 90 Hektar Gewerbefläche, hier arbeiteten über 11.500 Beschäftigte. "Es kommen mehr von außerhalb nach Radeberg, als dass sie Radeberg zum Arbeiten verlassen. Im Freistaat haben wir eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten", schreibt Roß.

Die mit den beiden Gewerbegebieten angestrebte Verdoppelung der Arbeitsplätze in Radeberg und Arnsdorf erfordere ein vergleichbares Wachstum der gesamten Orte: eine Verdopplung der Infrastruktur und damit den doppelten Flächenbedarf. Die 137 Hektar großen neuen Gewerbeflächen seien mit 30 bis 100 Arbeitsplätzen pro Hektar anzusetzen, heißt es in der Pressemitteilung. Der gesamte Flächenbedarf einschließlich der erforderlichen Ortsentwicklung würde damit das Drei- bis Vierfache betragen, "also etwa 400 bis 500 Hektar".

Flächen als Vorranggebiet für Landwirtschaft

Das Anliegen der Freien Wähler sei es, alle Belange gleichberechtigt im Einklang mit Landwirtschaft und Natur zu diskutieren - dazu gehörten Bildung, Freizeit, Gewerbe, Handel, Landwirtschaft, Natur, Tourismus, Verkehr und Wohnen. "Die Ergebnisse sind in einem Flächennutzungsplan festzuhalten und in den Landesentwicklungsplan (2013) oder den Regionalplan (2023) einzubringen."

Gewerbeflächen der angestrebten Größe seien in keiner der genannten Planungen berücksichtigt. Vielmehr seien die in Frage stehenden Flächen darin dem regionalen Grünzug untergeordnet und aufgrund der fruchtbaren Böden als Vorranggebiet der Landwirtschaft festgeschrieben.

Vorrang für brachliegende Gebiete

"Bestehende Planungen zu hinterfragen, ist legitim", schreibt Tilo Roß. Jedoch müssten derzeit brachliegende und für Gewerbeansiedlung geeignete Gebiete den Vorrang bekommen. In Radeberg seien das derzeit etwa 37 Hektar. Zusätzlich dazu habe die Stadt bereits 2016 auf eine Anfrage des Stadtrates unter anderem mit den Gebieten Pillnitzer Straße Süd (20 Hektar) und Christoph-Seydel-Straße (15,6 Hektar) mögliche Standorte für neue Gewerbeflächen benannt.

Eine Neuentwicklung von Gewerbeflächen in der Größe von 137 Hektar zusätzlich zu und außerhalb von den im Flächennutzungsplan vorgesehenen Flächen sei verantwortungslos. Vielmehr brauche es eine Überarbeitung des Flächennutzungsplanes von 2006, fordern die Freien Wähler.

Zuvor hatte bereits die CDU eine öffentliche Erklärung abgegeben - während aus Arnsdorf eher ungewöhnliche Vorschläge kamen, nämlich den Ullersdorfer Golfplatz zu einem Gewerbegebiet umzuwandeln.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version hieß es, die Freien Wähler seien eine Partei. Das ist falsch. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.

Haben Sie Anregungen, Wünsche oder Themen, die Sie bewegen? Dann kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail sz.radeberg@saechsische