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Warum die Spedition Rieck sich in Ottendorf-Okrilla nicht erweitert

Die Rieck Logistikgruppe aus Ottendorf-Okrilla wird nicht an den neuen Standort an die A4 umziehen. Grund dafür sind steigende Zinsen und Baukosten, ebenso wie die geplante Mauterhöhung. Das wird auch Auswirkungen auf die Kunden haben.

Von Siri Rokosch
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Die Rieck Logistikgruppe an der Egger Str. 5-7 in Ottendorf-Okrilla wird nicht umziehen und sich auch nicht erweitern. Grund sind gestiegene Kosten in allen Bereichen.
Die Rieck Logistikgruppe an der Egger Str. 5-7 in Ottendorf-Okrilla wird nicht umziehen und sich auch nicht erweitern. Grund sind gestiegene Kosten in allen Bereichen. © René Meinig

Ottendorf-Okrilla. Seit 1995 hat das Familienunternehmen, die Rieck Logistik-Gruppe, in Ottendorf-Okrilla einen Standort. Etwa 140 Menschen beschäftigt das Unternehmen und verteilt vom typischen Sammelgut über Verbrauchsgüter und andere Waren über ganz Deutschland und Europa. Weil das Geschäft boomte, war ein Umzug in das neu geplante Gewerbegebiet an der A4 in Ottendorf-Okrilla geplant. Es sollte ein großer, moderner Standort werden. Auch zusätzliches Personal sollte dort Arbeit finden. Doch nun sind die Geschäftsführer von diesen Plänen abgerückt. Die Gründe.

Was am neuen Standort in Ottendorf-Okrilla geplant war

Einer der drei Holdinggeschäftsführer, Stefan Rieck, sagt gegenüber Sächsische.de, dass am neuen Standort in der Nähe des McDonalds an der A4 ein großes Grundstück übernommen werden sollte: "Dieses Vorhaben hatten wir bereits vor etwa drei Jahren begonnen und unsere Fühler nach einem Grundstück in Dresden und der Umgebung ausgestreckt."

Dort sollte eine Speditionsanlage für die Verteilung von Sammelgut gebaut werden. Das sind Waren, welche nicht klassisch per Paketdienst versendet werden, wie zum Beispiel Dinge, mit denen Läden befüllt werden, wie Toilettenpapier.

"Wir wollten dort eine komplett neue Anlage bauen und modern und optimiert arbeiten", erklärt Stefan Rieck. Die alte Anlage an der Egger Straße sollte verkauft werden. Zu den 140 Mitarbeitern wären auch neue hinzugekommen. Diese Pläne waren bereits im Mai 2021 den Ottendorfer Gemeinderäten vorgelegt worden.

Zudem ist in Deutschland eine Verteuerung der fossilen Brennstoffe ab Januar 2024 geplant. "Benzin und Diesel werden dann noch mehr besteuert und das wird auch die Preise steigen lassen", sagt Rieck voraus, denn jeder Transport wird teurer und diese Verteuerung muss schlussendlich der Kunde bezahlen.

Steigende Kreditzinsen und sinkende Umsätze

Letztendlich seien die Erweiterungspläne an der wirtschaftlichen Situation gescheitert, sagt Stefan Rieck: "In den letzten drei Jahren sind die Zinsen für die Finanzierung für den Grundstückserwerb und den Neubau - also alle Baukosten - exorbitant gestiegen. Hinzu kommt, dass auch die Umsätze gefallen sind, denn in der Wirtschaft ist nicht mehr so viel los. 2021 und 2020 sind wir noch aus allen Nähten geplatzt, und wussten nicht mehr wo wir Flächen für die Lagerung herbekommen", erklärt Rieck.

Der Schub, den sich das Unternehmen versprochen hatte, sei "nun schnell abgeflacht". Der neue Standort wurde aufgegeben, denn, so Rieck weiter, "wir müssen ja als Familienunternehmen diese Kosten auch wieder verdienen".

Besorgt blickt er auch auf die kommenden Monate. So plant die Bundesregierung die LKW-Maut ab dem 1. Dezember anzuheben. "Die LKW-Maut wird sich fast verdoppeln", sagt Stefan Rieck: "Ab Dezember wird sie um 87 Prozent erhöht und auch das wird die LKW-Speditionen nicht voranbringen."

Zudem ist in Deutschland eine Verteuerung der fossilen Brennstoffe ab Januar 2024 geplant. "Benzin und Diesel werden dann noch mehr besteuert und das wird auch die Preise steigen lassen", sagt Rieck voraus, denn jeder Transport wird teurer und diese Verteuerung muss schlussendlich der Kunde bezahlen.

Elektro-Lkw im Test - doch ohne Ladesäulen

Die etwa 100 Lkw, welche die Rieck Logistik-Gruppe deutschlandweit im eigenen Fuhrpark unterhält, seien auf Diesel angewiesen. Einfach auf E-Lkw umzusteigen, erweist sich in der Praxis aber als schwierig, sagt Stefan Rieck. "Wir haben einen E-Lkw im Test, aber nur im städtischen Verkehr. Denn in ganz Deutschland gibt es nur wenige Schnell-Ladestationen für Lkw." Das heißt für Fernverkehrsfahrzeuge, die 400 Kilometer fahren, dass sie nicht problemlos geladen werden können.

Es würden derzeit auch Lkw mit Wasserstoffantrieb getestet, doch Rieck sagt aus Erfahrung, dass beide nicht konkurrenzfähig im Vergleich zum Diesel seien. Dies läge an der Last, die zu befördern sei, ebenso wie an den fehlenden Ladestationen. Zudem müssten im E-Auto, wie auch im E-LKW, Batterien vorgeheizt und auch die Heizung im Innenraum noch betrieben werden. Das alles Bedarf wiederum des Stroms der Batterien.

Wie es am Standort in Ottendorf weitergeht

Am alten Standort in Ottendorf-Okrilla ändert sich damit nichts. Alle Mitarbeiter bleiben in Beschäftigung. Anfang des kommenden Jahres wolle sich die Geschäftsführung bei einer Begehung vor Ort umsehen und Sanierungen planen, denn das alte Hauptgebäude ist bereits rund 30 Jahre alt.

Insgesamt beschäftigt die Rieck Holding GmbH & Co. KG etwa 800 Mitarbeiter in Deutschland. Neben dem Hauptgeschäft in Großbeeren bei Berlin unterhält sie auch elf weitere Standorte in Deutschland und weitere in China, den Niederlanden und der Tschechischen Republik.

Die Erweiterungspläne in Ottendorf-Okrilla waren momentan die einzigen Expansions-Vorhaben des Unternehmens. Auf die anderen Standorte habe die Wirtschaftslage keine Auswirkungen.

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