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Sächsische IHK warnen vor Kollaps der Speditionen

Kohlendioxid-Abgaben, Mautgebühren, Fahrermangel: Branchenverband und Kammern warnen den Bundesverkehrsminister vor einem Infarkt des Transportwesens in Sachsen.

Von Ulrich Wolf
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Die Spedition Baumann in Döbeln saniert sich mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung. Die IHK in Sachsen warnen vor einem Infarkt der Transportbranche.
Die Spedition Baumann in Döbeln saniert sich mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung. Die IHK in Sachsen warnen vor einem Infarkt der Transportbranche. © SZ-Archiv: Dietmar Thomas

Dresden/Chemnitz/Leipzig. Die sächsischen Industrie- und Handelskammern (IHK) warnen vor einem Infarkt der Speditionswirtschaft. In einem gemeinsam mit dem Verband des sächsischen Verkehrsgewerbes verfassten Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) fordern sie "umgehend stabilisierende Maßnahmen". Ansonsten drohe dem Transportwesen "als Gefäßsystem der deutschen Wirtschaft" ein Zusammenbruch.

Kammern und Verbände kritisieren vor allem eine weitere Kohlendioxidabgabe auf Kraftstoffe. Kumulativ führe dies zum bereits existierenden CO₂-Aufschlag zu einer Doppelbelastung. Das sei im europäischen Wettbewerb ein erheblicher Nachteil, vor allem in Ostdeutschland, da es in Polen eine solche Abgabe nicht gebe. Der Bund solle deshalb "im Interesse der Wettbewerbsgleichheit und der Fairness" entweder den Kohlendioxid-Steueranteil am Dieselpreis erstatten oder vom CO₂-Zuschlag der Lkw-Maut befreien.

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Für sehr problematisch halten die Kammern auch die Ausweitung der Maut auf alle bundeseigenen Straßen. Das erhöhe die Kosten im Schnitt um mehr als 80 Prozent und gefährde vor allem kleinere und mittelständischer Transportunternehmen.

Auffallend viele Firmen beantragen Insolvenz

In den zurückliegenden Monaten waren auffallend viele Logistikfirmen in Sachsen in Schwierigkeiten geraten. Sie verzichteten auf Investitionen, schrumpften oder gingen gar pleite: Die Logistikgruppe Rieck in Ottendorf-Okrilla verzichtete auf eine Erweiterung. Bei der Spedition Priebs in Eibau wurde eine Zahlungsunfähigkeit nur durch einen rigiden Sparkurs vermieden. Die Logistiker der Firma Baumann bei Döbeln sanieren sich mithilfe einer Insolvenz in Eigenverwaltung.

Das endgültige Aus droht hingegen Speditionen wie Köhler in Seifhennersdorf, Behner in Neugersdorf, Wendt in Neukirch, Vio in Schkeuditz oder Wolf in Scheibenberg. In die Pleite rutschten zuletzt auch zahlreiche Kleintransportfirmen wie Hollube in Göda, Reinhardt in Lawalde, Kröher in Bannewitz oder Marschall in Steinigtwolmsdorf.

Nach Ansicht der Kammern ist auch der Fahrermangel gravierend und werde durch "überbordende Regularien bei der Gewinnung von Fahrpersonal aus Nicht-EU-Staaten" verschärft. Konkret fordern die Absender des Briefes an Wissing, es deutschen Transport- und Busunternehmen zu erlauben, Personal mit ukrainischem Führerschein schnellstmöglich einzustellen.