SZ + Radebeul
Merken

Anwohner im Radebeuler Westen sind über Schlaglochpiste verärgert

Auf dem Mittelweg in Radebeul reiht sich ein Krater an den anderen. Anwohner wünschen sich eine ordentliche Zufahrt. Doch im Rathaus stoßen sie auf taube Ohren.

Von Silvio Kuhnert
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Ganz schön schlimm sieht der westliche Teil des Mittelweges ab der Niederwarthaer Straße in Radebeul aus. Anwohner haben wegen der vielen Löcher Angst um ihre Autos.
Ganz schön schlimm sieht der westliche Teil des Mittelweges ab der Niederwarthaer Straße in Radebeul aus. Anwohner haben wegen der vielen Löcher Angst um ihre Autos. © Norbert Millauer

Radebeul. Auf dem Mittelweg in Radebeul-West ist nur Schritttempo zu empfehlen. Ab der Niederwarthaer Straße reiht sich bis zu den Wohn- und Gartengrundstücken ein Krater an den anderen. Eine Zählung hat rund 150 Stück ergeben - von der Pfütze bis zu zahlreichen tiefen Löchern. Kraftfahrer werden in ihren Autos durchgeschüttelt, wenn sie auf dem Mittelweg unterwegs sind. Furchen von Reifen auf den angrenzenden Weiden zeigen, dass sie versuchen, den schlimmsten Löchern auszuweichen.

Die Anlieger sind verärgert über den schlechten Zustand. "Bei Regen weiß man nicht, wie man fahren soll", beschwert sich Christian Franz. Er wohnt seit 77 Jahren im von den Eltern 1938 gebauten Haus. Ob Müllabfuhr, Post, Zeitung, Paketdienste und andere Dienstleister kommen von der Niederwarthaer Straße aus. Ein Transportfahrer mit Baumaterial habe sich bereits geweigert, den Mittelweg wegen der vielen Schlaglöcher zu befahren. Er lud seine Ladung an der Niederwarthaer Straße ab und ein Anlieger musste schauen, wie er das Material auf sein Grundstück bekommen.

Es muss kein Bitumen sein

Seit 2008 schreibt Franz wiederholt an das Rathaus, mit der Bitte an die Stadtverwaltung, den Zustand zu verbessern. Doch es gab immer wieder nur Absagen. Im vorigen Jahr wurden die Löcher auf dem Mittelweg zwar zugeschüttet, "aber unqualifiziert befestigt, sodass die Straße wesentlich schlechter und die Löcher größer und tiefer geworden sind. Ich weiß, wie man Wege baut, ich bin Gartenbauingenieur", sagt Franz.

Er versteht nicht, warum die Stadtverwaltung nichts auf dem Mittelweg macht. "Ein grundhafter Ausbau würde viel Geld sparen, als wenn immer nur zugeschüttet wird" führt Franz weiter aus. Je länger man warte, umso teurer werde ein Ausbau. "Es muss kein Bitumen sein", ergänzt seine Ehefrau. Eine sandgeschlemmte Wegedecke würde reichen.

"Wir wollen einen Weg haben, auf dem man ordentlich fahren kann", fordert Nachbar Dieter Schumann. Mit einem befahrbaren Zustand würden auch die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen nicht mehr leiden. Dort darauf zu fahren ist auch gefährlich. Denn alte Rohrstücke von einstigen Bewässerungsanlagen schauen versteckt heraus. Fahrer haben sich damit schon die Reifen ihrer Kraftwagen aufgeschlitzt.

Stadt verweist auf Anfahrt über Uferstraße

Wie Tiefbauamtsleiter Oliver Lange informiert, sei der Mittelweg im Bereich zwischen Niederwarthaer Straße und Uferstraße aufgrund seiner allgemeinen Verkehrsbedeutung, der örtlichen Lage und Funktion im Straßenbestandsverzeichnis als Feldweg kategorisiert. "Wir möchten explizit herausstellen, dass sich die Funktion des Mittelweges ausschließlich auf die Erschließung der Feldfluren im westlichen Teil des Weges sowie eines Wohn- und vier Wochenend-/Gartengrundstücken im östlichen Teil des Weges beschränkt", fährt er fort.

Anlieger, Besucher und Dienstleister könnten die Häuser aus Richtung Uferstraße erreichen. "In diesem Bereich wurde der Mittelweg vor einigen Jahren instandgesetzt und ist in einem befriedigenden baulichen Zustand", so Lange. Der westliche Teil des Mittelweges sei lediglich für die Zufahrt zu Feldern erforderlich. "Dafür ist ein deutlich geringerer baulicher Ausbaustandard grundsätzlich hinnehmbar", teilt Lange mit.

Stadt erkennt keine Gefahrensituation

Dem entgegnen die Anlieger, dass im Rathaus keine Kenntnis von der Situation vor Ort bestehe. Den Mittelweg nutzen nicht nur Anwohner. Auch viele Radfahrer und Fußgänger kämen dort lang. Zudem befindet sich dort der Familien- und Mini-Bauernhof Drachennest, der viele Besucher zum Reitunterricht hat. Der Verweis, die Uferstraße zu nutzen, können die Anrainer nicht gelten lassen. Denn dieser wird als Elberadweg genutzt. Nicht nur Familie Franz musste sich wiederholt Beschimpfungen und Beleidigungen von Radfahrern und Fußgängern anhören, wenn sie mit dem Auto auf der Uferstraße fuhren.

Wie Tiefbauamtsleiter Lange weiter berichtet, "erfolgt eine regelmäßige Kontrolle des Weges alle vier Wochen unter der Maßgabe, dass eine Nutzung des Weges mit Kraftfahrzeugen, aber auch für Fußgänger und Radfahrer, unter Zugrundelegung der für alle Nutzer gebotenen Vorsicht und Aufmerksamkeit gefahrlos möglich ist." Bei der jüngsten Kontrollfahrt Anfang dieses Monats konnte die Straßenbauverwaltung keine akute Gefährdungssituation erkennen. Deren Vorliegen hänge nicht zwingend von der bloßen Anzahl beziehungsweise Tiefe von Schlaglöchern ab, so Lange.

"Wir sind ordentliche Bürger der Stadt"

Der Tiefbauamtsleiter teilt die Argumentation nicht, dass Anlieger und Dienstleister die Anfahrt über den westlichen Mittelweg nutzen müssen. Er verweist wiederholt auf die Uferstraße. Diese ist laut Lange im Abschnitt zwischen dem Dampfschiff und der Niederwarthaer Straße als Geh- und Radweg beschildert, mit dem Zusatz "Anlieger frei". "Uns sind keine erhöhten Nutzungskonflikte zwischen Radverkehr und Kfz-Verkehr bekannt", so Lange.

Dem halten die Anwohner entgegen, dass sämtlicher Anlieger- und Dienstleistungsverkehr auf den Mittelweg verlagert wurde, weil die Anfahrt über ihn von der Niederwarthaer Straße kürzer sei. Doch dort müsse man Angst haben, sein Auto kaputtzumachen. "Wir sind ordentliche Bürger der Stadt, wir zahlen unsere Steuern", betonen Franz und Schumann.

Doch Hoffnung, dass sich auf dem Mittelweg in absehbarer Zeit etwas am Zustand bessert, kann die Stadtverwaltung den Anwohnern nicht machen. Zwischen 50.000 und 70.000 Euro schätzt Lange die Baukosten für eine Sanierung des westlichen Abschnitts des Mittelweges. Die Chancen seien eher gering, dass es das Vorhaben in einen der nächsten Haushalte schafft. "Es existieren im städtischen Straßennetz eine Vielzahl an unbefestigten Wegen, die zur Erschließung von (mehreren) Wohngrundstücken (wirklich) erforderlich sind und auf denen erheblicher Instandsetzungsbedarf besteht", schreibt Lange.