SZ + Radebeul
Merken

Lösung für Eckruine am Radebeuler Turnerweg ist in Sicht

Seit sechs Jahren bemüht sich die Stadt Radebeul, ein marodes Eckhaus in Ost zu kaufen. Jetzt will sie zudem Baubegehrlichkeiten stoppen.

Von Silvio Kuhnert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Eckhaus Dresdner Straße, Turnerweg ist schon seit vielen Jahren eine Ruine. Die Stadt möchte es gern kaufen und abreißen.
Das Eckhaus Dresdner Straße, Turnerweg ist schon seit vielen Jahren eine Ruine. Die Stadt möchte es gern kaufen und abreißen. © Norbert Millauer

Radebeul. Das Häuschen an der Ecke Dresdner Straße, Turnerweg in Radebeul-Ost hat schon bessere Tage erlebt. Der Putz bröckelt. Die Fensterrahmen haben lange keinen frischen Anstrich gesehen. Bereits im Jahr 2000 musste die Stadtverwaltung aktiv werden und ein ordnungsbehördliches Verfahren einleiten, weil der Giebel einzustürzen drohte.

Sechs Jahre sind jetzt ebenfalls schon wieder ins Land gezogen, seit die Lößnitzstadt versucht, über ein Vorkaufsrecht in das Eigentum dieses Eckgrundstücks sowie des dahinterliegenden Streifens entlang der Ostseite des Turnerwegs zu gelangen. Zwei Grundsatzbeschlüsse fasste der Stadtrat im Früh- und Spätsommer 2017 dazu.

Das Vorkaufsrecht kann die Stadtverwaltung geltend machen, weil das ruinöse Gebäude und das Brachland dahinter im Sanierungsgebiet Radebeul-Ost liegt. Das Haus hat die Anschrift Dresdner Straße 14. Als äußerst gewöhnungsbedürftig beschrieb vor sechs Jahren der damalige FDP-Stadtrat Frank Sparbert das Areal. Mit all seiner eigenwilligen Nutzung sei es Radebeul-untypisch - ein reiner Schandfleck.

Abriss und begrünen

Heute ist die Gartenseite am Turnerweg stark verwildert. Früher glich sie einer Müllhalde. Das Grundstück diente als Sammelplatz von Gegenständen jeglicher Art. Möbel, Reste von Baumaterialien, Geräte, Müll und noch mehr Unrat standen darauf. Für 12.000 Euro wollte sich die Stadt das Eigentum sichern. Ziel ist es, das Eckgebäude abzureißen und den Ort, auf dem es steht, zu begrünen.

Blick vom Turnerweg auf das Eckgrundstück: Der Garten ist stark verwildert, früher diente er als Lagerfläche für zahlreichen Unrat.
Blick vom Turnerweg auf das Eckgrundstück: Der Garten ist stark verwildert, früher diente er als Lagerfläche für zahlreichen Unrat. © Norbert Millauer

Über das Vorkaufsrecht möchte die Stadt auch das langgestreckte Grundstück an der Ostseite des Turnerwegs erwerben. Breit ist es nicht. Aber es verhindert eine Entwicklung der dahinterliegenden Flächen. Diese haben keine direkte Anbindung zur Straße. Auch ein Wegerecht gibt es nicht. Von Helikopter-Grundstücken spricht daher Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos). Denn ein Flugmobil benötigen die Besitzer, um auf ihren Grund und Boden zu gelangen, ohne fremde Eigentumsrechte zu verletzen. Um diese Missstände zu beseitigen, machte sich die Stadtverwaltung 2017 auf, das Eck- und das Streifengrundstück zu kaufen.

Verfahren zog sich hin

Vor sechs Jahren tat sich hierfür eine Chance auf. Der Nachlassverwalter machte sich auf, die Grundstücke zu verkaufen. Er hatte auch schon einen Interessenten am Haken. Doch in den Verkaufsprozess schaltete sich die Lößnitzstadt ein und zog das Vorkaufsrecht. Neben dem Abriss des Eckhauses und einer Entwicklung der gefangenen Grundstücke im Karree soll an der Ostseite des Turnerwegs endlich ein einheitlich breiter Gehweg entstehen.

Das Verfahren zog sich hin. Widerspruchsstellen und Gerichte wurden bemüht. Der andere potenzielle Käufer wollte nicht widerspruchslos sein Ansinnen auf Haus und Land aufgeben. Doch jetzt kann Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) aus Sicht der Stadt eine positive Nachricht verkünden: "Wir sind auf dem Weg der Lösung. Uns wurde ein bestandskräftiges Vorkaufsrecht eingeräumt und wir sind dabei es umzusetzen."

Unkontrollierte Verdichtung stoppen

Laut den Plänen für das Sanierungsgebiet sollen auf den brachliegenden Helikopter-Grundstücken zwei zweigeschossige Wohnhäuser gebaut werden, inklusive einer Zufahrt vom Turnerweg aus. Aber in dem Geviert zwischen Gartenstraße im Norden, Ahornstraße im Osten, Dresdner Straße im Süden und Turnerweg im Westen gibt es weitere Bauinteressenten.

Deshalb beschloss der Stadtrat auf seiner letzten Sitzung in diesem Jahr, einen Bebauungsplan über das Gebiet zu legen. Er bekommt die Nummer 110 und ein entsprechendes Verfahren, um diesen aufzustellen, leiteten die Räte ein. "Es geht um das Sichern der Wohnumfeldqualität", sagt Baubürgermeister Jörg Müller. Grund: Es deute sich eine unkontrollierte Nachverdichtung an.

Das Quartier ist dadurch geprägt, dass es straßenbegleitend vollständig bebaut ist. Auch in der sogenannten zweiten Reihe stehen vereinzelt schon Gebäude. Doch nun liegen der Verwaltung ein Bauantrag sowie eine Bauvoranfrage für Projekte auf der straßenabgewandten Seite vor. Wenn auch das Hinterland zugebaut wird, befürchtet die Verwaltung, dass sich somit die städtebauliche Struktur in dem Viertel nachhaltig verändert. Zudem sind die Baubestrebungen vom Umfang her zu groß. Mit dem Bebauungsplan will die Stadt dagegen die weitere Entwicklung ordnen.