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Karl-May-Festtage in Radebeul: Programm-Häuptling nimmt Abschied

Nach über 30 Jahren gibt Helmut Raeder die künstlerische Leitung für die Radebeuler Feste ab. Zuvor kümmert er sich noch um die Karl-May-Festtage. Sein Nachfolger ist ein Radebeuler.

Von Silvio Kuhnert
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Helmut Raeder (r.) gibt die künstlerische Leitung der Radebeuler Feste in neue Hände. Björn Reinemer übernimmt diese Aufgabe. Bei der Vorstellung des Programms zu den diesjährigen Karl-May-Festtagen wurde die Nachfolge verkündet.
Helmut Raeder (r.) gibt die künstlerische Leitung der Radebeuler Feste in neue Hände. Björn Reinemer übernimmt diese Aufgabe. Bei der Vorstellung des Programms zu den diesjährigen Karl-May-Festtagen wurde die Nachfolge verkündet. © Matthias Schumann

Radebeul. Der Lößnitzgrund verwandelt sich vom 10. bis 12. Mai dieses Jahres wieder in den Wilden Westen. Am Wochenende nach Himmelfahrt feiert die Stadt Radebeul zum 31. Mal die Karl-May-Festtage. Wenn Vertreter indigener Völker - in diesem Jahr Apachen, Lakota, Navajo und Menominee Nation - mit Tänzen und Gesängen einen authentischen Einblick in ihre Kultur und Traditionen geben, Pferde zur großen Sternreiterparade über die Meißner Straße galoppieren und kleine und große Cowboys und Cowgirls in der Westernstadt Little Tombstone zu Countrymusik tanzen und die Stunts von Old Shatterhand und Winnetou der Landesbühnen Sachsen bestaunen, nimmt einer leise Abschied. Für Helmut Raeder sind es die letzten Karl-May-Festtage als künstlerischer Leiter.

Der Häuptling über die Programme der großen Feste der Lößnitzstadt verabschiedet sich. Nicht nur für die Karl-May-Festtage hat der heute 68-Jährige über drei Jahrzehnte den Hut in puncto Musik, Theater, Kleinkunst und Unterhaltung aufgehabt. Auch für das Herbst- und Weinfest, den Weihnachtsmarkt "Lichterglanz & Budenzauber" sowie die Kasperiade holte er Künstler und Schauspieler von nah und fern heran. Mit den 1. Karl-May-Festtagen fing 1992 sein Wirken als künstlerischer Leiter an. Im selben Jahr folgte das Herbst- und Weinfest. Es war damals die zweite Auflage. "Beim ersten Weinfest war ich als Akteur im Zirkus Luft dabei", erinnert sich Raeder.

Nachfolger in Kulturszene gut vernetzt

"Es überwiegt die Dankbarkeit", sagt er über das Gefühl des Abschiednehmens. Sehr dankbar ist er dafür, dass er in Radebeul über 30 Jahre die Chance hatte, mit den Stadtfesten etwas aufzubauen und nachhaltig zu gestalten. "Es ist etwas entstanden", kann der Kulturpreisträger der Lößnitzstadt mit Fug und Recht sagen. Der Abschied wäre ihm schwergefallen, wenn er nicht wüsste, wer die Arbeit als Gestalter der Radebeuler Festprogramme fortsetzt. Über die Wahl seines Nachfolgers zeigt er sich froh und glücklich.

Die Schauspieler der Landesbühnen Sachsen, Sascha Gluth (l) als Shatterhand und Michael Berndt-Cananá als Winnetou, sind auf den Karl-May-Festtagen zu erleben.
Die Schauspieler der Landesbühnen Sachsen, Sascha Gluth (l) als Shatterhand und Michael Berndt-Cananá als Winnetou, sind auf den Karl-May-Festtagen zu erleben. © dpa

Den Staffelstab übergibt Helmut Raeder an Björn Reinemer. Der 37-Jährige ist ein Kind der Stadt und hat Theater- und Musikwissenschaften studiert. Ein Zweitstudium im Management dieser beiden Bereiche steht kurz vor dem Abschluss. Er macht nicht nur selbst Musik, sondern bringt mit der Agentur Dynamite Konzerte Kollegen auf Bühnen und zu Festivals, engagiert sich seit der Gründung im Radebeuler Kulturverein und hat die Konzertreihe Weinberg-Kulttour ins Leben gerufen, eine musikalische Wanderung von Weingut zu Weingut sowie zwischen Besen- und Straußwirtschaften, die mehrmals im Jahr in der Lößnitzstadt stattfindet - Auftakt ist dieses Mal am 1. Mai. Die künstlerische Leitung der Radebeuler Feste übt Reinemer auf Honorarbasis wie sein Vorgänger aus.

Feste von Kind auf kennengelernt

Seine Eltern, Gabriele und Detlef Reinemer, sind etablierte Künstler in der Lößnitzstadt. "Ich habe eine sehr intensive Bindung zu den Landesbühnen. Meine Oma hat dort gesungen", berichtet der neue Programmchef, der von klein auf eng mit den Festen der Stadt verbunden ist. "Als Kind habe ich nach Nuggets im Lößnitzbach gesucht", erzählt Björn Reinemer.

Nach Gold schürfen, auf Ponys reiten oder ausgiebig auf dem Indianerspielplatz und dem Abenteuerspielplatz des Eselsnests toben können die jungen Besucher der Karl-May-Festtage auch dieses Mal wieder. Als Premiere warten nicht nur auf sie "Hobby Horsing", das Basteln von und das Reiten auf dem Steckenpferd. Am Festsonntag steigt das erste Karl-May-Steckenpferd-Turnier.

"Besser kann es nicht laufen, wenn wir einen holen, der den Spirit, den wir auf den Karl-May-Festtagen vermitteln, von Kind auf aufgesogen hat", sagt Raeder über seinen Nachfolger. Und dieser wiederum weiß, dass die Fußstapfen, in die er nun tritt, sehr groß sind. "Ich gehe die Aufgabe mit Freude an", so Reinemer. Die Staffelstabübergabe erfolgt schrittweise. In den nächsten Wochen und Monate werden sie sich oft treffen. Für das diesjährige Herbst- und Weinfest kümmert sich Raeder zum Beispiel um das Wandertheaterfestival und Reinemer um die Musik.

Ticket-Vorverkauf läuft

Mit dem langsamen Abschied von der Festorganisation in Radebeul geht Raeder noch nicht in den Ruhestand. Um seine "Kinder" in Dresden und Meißen, die Straßentheaterfeste Schaubudensommer und Gassenzauber, kümmert er sich als Programmdirektor weiter.

Für die diesjährigen Karl-May-Festtage hatte Raeder in puncto Programm noch einmal das Zepter geschwungen und aus dem Vollen geschöpft. Unter dem Motto "Karl Mays Traum" kommen Vertreter von vier indigenen Völkern aus den USA nach Radebeul. Die Landesbühnen Sachsen geben sechsmal einen Vorgeschmack auf ihr neues Stück "Shatterhand", das am 18. Mai dieses Jahres auf der Felsenbühne Rathen Premiere feiert. Das Karl-May-Museum ist wieder als Spielstätte mit von der Partie. Mit der Freiberger Country-Nacht und der Show von "The Western Girls" geht es am Freitagabend los. Es werden wieder über 30.000 Besucher an den drei Festtagen erwartet. Der Ticket-Vorverkauf läuft.

www.karl-may-fest.de