SZ + Radebeul
Merken

Villa Teresa – Ein außergewöhnliches Kleinod in Coswigs Kulturlandschaft

Seit 22 Jahren ist das Kulturhaus in Coswig-Kötitz ein Ort der Einkehr für Besucher und das Symbol des Coswiger Stadtmarketings schlechthin.

Von Martin Skurt
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Seit April 2002 ist die Villa öffentlich zugänglich. Das liegt vor allem an einem Zusammenspiel verschiedener Menschen aus Verwaltung, Bevölkerung und Unternehmertum.
Seit April 2002 ist die Villa öffentlich zugänglich. Das liegt vor allem an einem Zusammenspiel verschiedener Menschen aus Verwaltung, Bevölkerung und Unternehmertum. © Arvid Müller

Coswig. Der ehemalige Oberbürgermeister Frank Neupold soll einmal gesagt haben: "Wir haben keine Porzellanmanufaktur und auch kein Barockschloss, aber wir haben unsere Kultur – das nutzen wir als Stadt für unser Marketing." Er war von 2008 bis 2019 im Amt. Doch mittlerweile sind andere Zeiten – auch in Coswig – angebrochen. Die finanziellen Mittel werden knapper, die Verteilungskämpfe härter, wie erst kürzlich die Haushaltsdebatte im Coswiger Stadtrat um einen Essenszuschuss für Kitakinder zeigte. Deshalb ist es umso beeindruckender, dass sich die Große Kreisstadt Coswig diesen kleinen Luxus "Kultur" leistet. Gerade die Villa Teresa bedient weniger das Massenpublikum, sondern vielmehr die Liebhaber von Hochkultur. Doch stimmt das?

Denn mit Leiterin Christiane Böttger hat es das Kulturhaus gemeinsam mit dem Förderverein geschafft, so gut wie alle Grundschülerinnen und Grundschüler in die Villa zu locken, und zwar mit den seit 2015 stattfindenden "DoReMi-Konzerten". Im besten Fall sind das die Kulturgänger von morgen, hofft zumindest Thomas Kretschmer, Geschäftsführer der Kulturbetriebsgesellschaft und Leiter der Börse. Davon werden nicht alle Klassikfans, weiß auch er. Trotzdem bringt es schon die Kleinen unabhängig vom Elternhaus mit Hochkultur in Berührung.

Förderung der Villa stand im Stadtrat nie zur Debatte

Zwar wird die Villa-Leiterin ab Mai in Döbeln Kulturamtsleiterin, trotzdem bleibt sie als zweite Vorsitzende des Fördervereins der Villa in Coswig aktiv. Für sie ist und war das Haus das Aushängeschild der Stadt und wichtige Säule der Coswiger Kultur. Oberbürgermeister Thomas Schubert kann dem nur zustimmen. "Mit der Villa Teresa gelingt es uns, über die Stadtgrenzen hinaus Musikliebhaber bis aus dem Dresdner Raum anzulocken", so der Oberbürgermeister. "Und die breite Coswiger Öffentlichkeit findet sich regelmäßig zu Parkfesten bei freiem Eintritt im Areal der Villa zusammen. Damit leistet die Villa Teresa auch einen bedeutenden Beitrag für das Stadtmarketing und das Image von Coswig."

Die Villa sei zudem ein herausragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement – hier arbeiten Stadtverwaltung, Kulturbetriebsgesellschaft sowie die WBV Coswig als Grundstückseigentümer Hand in Hand mit dem Förderverein zusammen. "Der Verein hat zum Beispiel den Teich im Park und einen hochinteressanten Museumsraum im Obergeschoss eingerichtet, die Beschaffung und Sanierung des Steinway-Flügels von Eugen d’Albert übernommen und viele weitere Projekte mit hohem Finanzumfang und starker Außenwirkung umgesetzt", betont Schubert.

Seit dem Jahr 2024 fördert die Stadt die Kulturbetriebsgesellschaft in Coswig, zu der die Villa Teresa gehört, mit jährlich 900.000 Euro. Diese Förderung stand laut dem Oberbürgermeister im Stadtrat nie zur Debatte, und zwar fraktionsübergreifend. Zudem ist Kulturpflege in Sachsen eine Pflichtaufgabe. "Darüber hinaus sieht sich die Stadt dauerhaft zur öffentlichen Nutzung der Villa Teresa verpflichtet, da dies Teil des ererbten Vermächtnisses ist."

Villa-Nachfolgerin in den Startlöchern

Für Thomas Kretschmer hat die Villa auch eine ganz praktische Bedeutung, die den Förderkriterien der Kulturraumförderung des Freistaates entspringt. "Es ist toll, sowohl die Börse als auch die Villa zu haben. Beide Häuser werden gemeinsam gefördert." Klassik müsse nicht in der Börse abgedeckt werden. Und: "Coswig würde etwas ohne die Villa fehlen", sagt er. Denn wer die Villa besuche, buche auch ein Erlebnis, das langsam gewachsen sei. Und das hängt auch von der Leitung der Villa ab, die seit April 2002 geöffnet ist.

Deswegen verfällt die ab Mai frei werdende Stelle von Christiane Böttger nicht, sondern sie wurde neu ausgeschrieben. Eine Kandidatin gibt es schon, meint Thomas Kretschmer. Viel mehr möchte er nicht verraten, nur dass sich die neue Person mit Klassik auskenne und demnächst zum Probearbeiten komme. Es gab mehrere Bewerbungen von Menschen aus der Veranstaltungsbranche. Allerdings reiche das allein nicht aus. Vielmehr ist das Gespür für den Ort und die Hochkultur entscheidend, damit die Villa weiterhin ein "Kleinod", wie Kretschmer sagt, in Coswig bleibt.