Bauernproteste: Großer Autokorso startet am Dienstag im Meißner Gewerbegebiet
Bauern fahren seit den frühen Morgenstunden über Straßen und blockieren Brücken, es kommt zu Verkehrsbehinderungen. Auch am Dienstag ist wegen eines Traktorenkorsos mit Einschränkungen zu rechnen.
Landkreis Meißen. Die bundesweiten Proteste von Landwirten führen am Montag auch im Landkreis Meißen zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. Alle Entwicklungen finden Sie hier im Überblick. Alle Informationen zu dem für Dienstag, den 9. Januar geplanten Autokorso finden Sie hier.
Protestgeschehen am Montag, 8. Januar 2024
Meißen, 15.30 Uhr:
Die Protestler von den beiden Elbbrücken treten die Heimreise an. Der Aktionstag der Bauern, dem sich zahlreiche Unternehmer und Handwerker, aber auch Geschäftsleute, angeschlossen haben, ist damit für heute beendet, und es herrscht wieder freie Fahrt in der Innenstadt. Für morgen ist ein Autokorso durch den Landkreis geplant. Er wurde beim Landratsamt angemeldet, Treffpunkt ist in Meißen 7.45 Uhr im Gewerbegebiet an der Zaschendorfer Straße/Ziegelstraße.
Meißen, 14.56 Uhr: Die meisten Protestler sind seit elf Stunden auf den Beinen. Auch wenn die Sonne scheint, es ist bitterkalt auf den Meißner Elbbrücken. Gerade kommt ein Ehepaar vorbei, öffnet eine schwarze Einkaufstasche auf Rollen. Aus einer Thermoskanne fließt dampfender Kaffee in die schneeweißen Becher. "Ihr seid die Besten, echte Ossis eben", sagt Thomas Walter. Er stand am Morgen schon an der Autobahn Dresden-Hellerau, hat dort die Auffahrt Richtung Chemnitz blockiert. Nun harrt er in Meißen aus, wie lange, weiß keiner so genau. Aktuell kursieren im Netz mehrere Zeiten, wann die Blockaden aufgelöst werden, die Rede ist von 15, 17 und 20 Uhr.
"Von mir aus können wir die ganze Nacht hier stehen, denn in diesem Land muss sich etwas ändern", so der Lkw-Fahrer. Er habe seine 45 Arbeitsjahre voll, aber er mache sich Sorgen um seine Tochter und die Enkel. Da fehlt der Kitaplatz und dort wird das Schulessen immer teurer. Auf der anderen Seite habe die Regierung Bürgergeld eingeführt und erziehe die Jugend regelrecht zum "Nichtarbeiten". Das könne, ist der Lkw-Fahrer überzeugt, so nicht weitergehen. Deshalb will er wiederkommen, am Dienstag schon, wenn von Meißen über Nossen, Riesa, Großenhain und Radeburg ein großer Protestzug durch den Landkreis Meißen rollen soll.
Weinböhla, 12.34 Uhr:
Auf dem Kreisverkehr an der Nassau-Halle in Weinböhla liegt ein Galgen. Ob vom Wind umgeblasen oder bewusst umgestoßen – aufgehängt war dort ein Ballon mit den Farben Rot, Gelb und Grün.
Dresden/ Moritzburg, 11.50 Uhr:
„Runter mit der Steuer“ steht auf einem Plakat an dem grünen Lkw. Gerade hat er seine Ladung, Tonnen von Erde abgekippt und fährt Neue holen. Es muss weitergehen auf der Großbaustelle eines Chipproduzenten. Deshalb wird heute hier gearbeitet. Seine Unterstützung für die laufenden Proteste von Bauern, Handwerkern und Unternehmern wollte der Lkw-Fahrer trotzdem zeigen. An der Ampel gibt es dafür ein wohlwollendes Hupen anderer Autofahrer.
Radeburg:
Seit den frühen Morgenstunden blockieren Bauern der Agrargenossenschaften Cunnersdorf und Ebersbach die Autobahnauffahrt zur A 13. Auch Sie haben Unterstützer. Die Fleischerei Schempp aus Tauscha brachte zum Frühstück Würstchen vorbei.
Thiendorf:
Das Netto-Zentrallager wurde bereits am Sonntagabend von Protest-Lkw abgeriegelt.
Nossen:
Die Verkehrsgesellschaft Meißen meldet, dass das Stadtgebiet Nossen wieder für den Durchgangsverkehr frei ist.
Radeburg:
Die Bäckerei Schöne spendete die 300 Brötchen, die auf dem Campingplatz / Beachclub Radeburg für die Bauern der Cunnersdorfer Agrargenossenschaft an der Autobahnauffahrt belegt werden. Die Helfer Susi Hoppe, Anastasia Kahle, Martin Redneck und der Betreiber der Gastro am Stausee Tommy Lee, sowie Ute Schulze spendeten den Belag und der Züchter der dortigen Texas Longhorn Rinder stiftete Salami.
Bitte recht freundlich. Der Fahrer eines Passats zückt sein Handy und lässt die Seitenscheibe herunter. Er fotografiert die Protestler, winkt freundlich und ruft aus dem Auto „ich teile es auf Facebook, viel Erfolg Euch“. Es ist viel Zustimmung, die die Protestler hier in Meißen erfahren. Hier ein Hupen, dort ein Daumen hoch.
Diera-Zehren/Meißen, 11.10 Uhr:
Die Kühe werden heute von ihren Eltern versorgt. Sabine Otto steht, ein Plakat in der Hand, mitten auf der Meißner Altstadtbrücke. Sie ist Landwirtin. Ihr Traumberuf, sie würde ihn jederzeit wieder erlernen. Auch wenn es nicht leichter geworden ist in den vergangenen Jahren. Da ist die überbordende Bürokratie auf der einen Seite und da sind die wachsenden wirtschaftlichen Zwänge auf der anderen Seite. „Es muss sich etwas ändern“, ist die Landwirtin überzeugt. Dafür ist sie heute um 4 Uhr morgens aufgestanden. Im Auto warten Thermoskannen mit heißem Tee. Und hier draußen auf der Altstadtbrücke schützt das Zwiebelprinzip gegen die beißende Kälte. Fragt man Sabine Otto nach ihrem Wunsch, dann ist es das Ende der Koalition in Berlin. Und sie hofft, dass der Protesttag der Anfang von etwas Neuem, etwas Besserem ist.
Neben ihr steht ihr Lebensgefährte, er ist Unternehmer und baut eigentlich Häuser. Doch in Zeiten von hohen Zinsen und Baupreisen, die durch die Decke gehen, investiert kaum noch einer in die eigenen vier Wände. Es ist nicht die erste Krise, die der Bauunternehmer miterlebt. Aber noch nie habe er so wenig Vertrauen in die Regierenden gehabt wie jetzt.
Die Ortseingangsschilder von Niederau werden von Gummistiefeln verziert, große und kleine, schwarze und bunte Schuhe baumeln im Wind. Sie sind ein Symbol für die Unterstützung der Bauernproteste.
Meißen, 11 Uhr:
Bei der Fleischerei Richter bleibt heute die Küche kalt. Der Handwerksbetrieb unterstützt den Protest der Bauern und bietet am Montag keinen Mittagstisch an, den die Meißner und vor allem auch Berufstätige in der Innenstadt gerne nutzen. „Ohne Bauern keine Fleischer“ steht auf der Webseite. Deshalb unterstützte man die Aktion des Sächsischen Bauernverbandes. Und hier findet man noch eine Botschaft: „Weil uns das Handwerk nicht Wurst ist!“
Klipphausen, 10 Uhr:
Nicht nur Bauern beteiligen sich am Protest im Elbland. Auch das Western Inn in Klipphausen gibt über Facebook bekannt, dass sie aus Solidarität für die Bauern ihr Geschäft heute nicht öffnen werden. Die Mitarbeitenden würden den Tag jedoch trotzdem bezahlt bekommen.
Riesa, 9.14 Uhr:
Momentan bewegt sich der Verkehr auf der B169 zwischen Riesa und Zeithain nur langsam. Mehrere Traktoren und auch ein paar Lkw fahren in beiden Richtungen in Schrittgeschwindigkeit. Sie blockieren den Verkehr nicht, aber beeinträchtigen ihn erheblich. Auf Plakaten machen sie ihren Unmut über die Politik der Bundesregierung deutlich. Auf einem steht: "Ideologie macht nicht satt". Auf einem anderen: "Regionale Lebensmittel brauchen regionale Landwirte statt unkontrollierte Importe".
Die Brücke in Riesa ist anders als befürchtet passierbar. Aber Verkehrsteilnehmer müssen mit Verspätungen rechnen. Genauso wie die Busfahrgäste. Linienbusse befinden sich in den Fahrzeugschlangen, die durch die Traktoren erzeugt werden. Sie werden ihren Fahrplan nicht einhalten können.
Meißen, 9:09 Uhr:
Die Altstadtbrücke in Meißen ist aktuell immer noch blockiert. Der Verkehr wird beidseitig auf einer Spur jeweils geregelt. Der Verkehr stockt immer wieder. Autofahrer müssen weiterhin mit Verzögerungen rechnen. Auch die Verkehrsgesellschaft Meißen gibt bekannt, dass es im Busverkehr immer wieder zu Verzögerungen und Verspätungen kommen kann. Für Fußgänger ist die Brücke frei passierbar.
Klipphausen, 8:39 Uhr:
Im Gewerbegebiet in Klipphausen sammelten sich die Landwirte am frühen Morgen zu einer Protestaktion. Einer von ihnen ist Landwirt Marcel Golz aus Klipphausen. Gegen fünf Uhr waren dann beide Elbbrücken in Meißen besetzt, jeweils eine Spur war dicht. Auf der Elbbrücke und der B169 in Riesa sind am Morgen ebenfalls Landwirte unterwegs. Der Zug fuhr von Zeithain in Richtung Seerhausen.
Auch an den Autobahnen im Kreisgebiet kommt es zu Behinderungen. Beim Kreisordnungsamt wurden Protestaktionen an der A4 in Nossen Nord, Nossen Ost, Siebenlehn und Wilsdruff angemeldet. Zwischen 5 Uhr bis 11 Uhr sowie zwischen 13 und 17 Uhr wollen die Bauern die Auffahrten mit landwirtschaftlichen Maschinen zustellen.
Auf der A13 kommt es den ganzen Tag zu Einschränkungen. Dort wollen die Landwirte die Auffahrten in Marsdorf, Radeburg, Thiendorf und Schönborn zwischen 5 Uhr und 17 Uhr blockieren. Außerdem sind zwei Korsos mit Traktoren im Bereich des Radeburger Gewerbegebiets sowie in Thiendorf angemeldet.
Traktorkorso soll am Dienstag durch den Landkreis ziehen
"Die Autobahnen selbst sind nicht Teil der Versammlungen. Ebenfalls nicht betroffen sind die Abfahrten", hieß es am Wochenende vom Landratsamt. Die Protestaktion hat Auswirkungen auf den Verkehr in ganz Sachsen. So ist beispielsweise auch die Anschlussstelle Wilder Mann in Dresden beeinträchtigt.
Am Dienstag soll ein weiterer Fahrzeugkorso durch den Landkreis Meißen ziehen. Start ist 7.45 Uhr in Meißen, dann geht es weiter über Nossen, Riesa, Großenhain und zurück nach Meißen. Das Ende ist für 14 Uhr geplant.
Das Landratsamt warnt für beide Tage vor Verkehrsbehinderungen sowie einem erhöhten Verkehrsaufkommen auf anderen Strecken. "Längere Fahrzeiten und -wege sollten bei den persönlichen Planungen berücksichtigt werden."