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Jubiläum unter der Pyramide

Seit 30 Jahren sitzt Riesas Feuerwehr-Hauptstelle in einem alten Stahlwerks-Gebäude. Fraglich ist, wie lange noch.

Von Christoph Scharf
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Seit genau 30 Jahren rücken von Riesas Feuerwehr-Hauptstelle in Gröba angestellte Feuerwehrleute zu Einsätzen aus. Doch die Tage des Standorts sind gezählt.
Seit genau 30 Jahren rücken von Riesas Feuerwehr-Hauptstelle in Gröba angestellte Feuerwehrleute zu Einsätzen aus. Doch die Tage des Standorts sind gezählt. © Sebastian Schultz

Riesa. Unverwechselbar ist es, das Gebäude der Feuerwehr-Zentrale von Riesa. Das pyramidenförmige Dach ist bis nach Strehla hin zu sehen. Eigentlich hätte man dort jetzt gern gefeiert: Denn vor 30 Jahren, am 1. April 1991, traten 31 Angestellte ihren Dienst als hauptberufliche Feuerwehrleute an - die bis heute bestehende Feuerwehr-Hauptstelle war gegründet.

Doch schon ein Blick in die Fahrzeughalle zeigt: Das Haus hier ist deutlich älter. Wände, Fußböden, teils auch noch das Mobiliar atmen DDR-Charme. In dem Gebäude war zuvor die Betriebsfeuerwehr des Stahlwerks untergebracht, die damals - so sagt es Riesas Feuerwehrchronik - aufgelöst werden sollte. So kam es, dass die Stadt Riesa das Gerätehaus von der damaligen Wahl- und Walzwerk Riesa AG samt der gesamten Technik übernehmen konnte.

Robert Gudat ist Stadtwehrleiter in Riesa – und damit Chef von 36 angestellten und rund 100 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten.
Robert Gudat ist Stadtwehrleiter in Riesa – und damit Chef von 36 angestellten und rund 100 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten. © Sebastian Schultz

Und während Fassade und Dach teils aufwendig erneuert wurden, blieb drinnen auch 30 Jahre später noch vieles beim Alten - wenn auch längst nicht mehr Barkas und W 50 in der Fahrzeughalle stehen, sondern sich dort hauptsächlich Mercedes-Fahrzeuge finden. Die Drehleiter ist dabei mit 26 Jahren älter als mancher Kamerad, soll aber immerhin bis Ende nächsten Jahres ersetzt werden. Und noch dieses Jahr wird ein neuer Kommandowagen in der Hauptstelle in Gröba erwartet. "Dann sind wir bei der Technik auf einem ordentlichen Stand", sagt Stadtwehrleiter Robert Gudat.

Ein Problem ist aber über 30 Jahre gleich geblieben: Das Gebäude wurde offenkundig nicht als Gerätehaus erbaut - die Fahrzeughalle verteilt sich L-förmig über das Erdgeschoss, bietet aber für sechs teils hintereinander stehende Fahrzeuge nur zwei Tore. Ein Unding, wenn es beim Ausrücken um Sekunden geht.

Das wird sich an diesem Standort auch nicht mehr ändern – denn der Umzug an einen neuen Standort ist längst beschlossene Sache: Aus der Nachbarschaft von THW und Studienakademie in Gröba soll die Hauptstelle an die Klötzerstraße ziehen, gleich schräg hinter das Ölwerk. Das nächste Jubiläum wollen die Kameraden eigentlich schon dort feiern, wo man sich mit den ehrenamtlichen Kameraden von der Wehr Riesa-Stadt einen Neubau teilen will.

Aber wann wird der kommen? "Eigentlich war das Jahr 2024 angedacht", sagt Riesas Stadtsprecher Uwe Päsler. Derzeit werde eine vorliegende Studie aber noch mal überarbeitet - da gehe es um die exakte Größe des Gebäudes, die Aufteilung für die Hauptwache und ehrenamtliche Kräfte, weitere Detailfragen. "Nach aktuellem Stand wird das mit Kosten von neun Millionen Euro ein Riesenprojekt für die Stadt", sagt Uwe Päsler. Ohne Fördermittel gehe das nicht - und die stünden derzeit nicht gerade üppig zur Verfügung.

1999 machte der Riesenhügel gerade auf; hier mit dem LF 16 und der Drehleiter der Hauptstelle Riesa. Letztere ist noch immer im Dienst.
1999 machte der Riesenhügel gerade auf; hier mit dem LF 16 und der Drehleiter der Hauptstelle Riesa. Letztere ist noch immer im Dienst. © Feuerwehr Riesa
So sah das Gerätehaus der Stahlwerks-Feuerwehr früher aus.
So sah das Gerätehaus der Stahlwerks-Feuerwehr früher aus. © Feuerwehr Riesa
Ein historischer Blick in die Fahrzeughalle mit Barkas und W 50 ...
Ein historischer Blick in die Fahrzeughalle mit Barkas und W 50 ... © Feuerwehr Riesa
Die Fahrzeughalle sieht aktuell noch genauso aus, nur die Autos haben sich geändert.
Die Fahrzeughalle sieht aktuell noch genauso aus, nur die Autos haben sich geändert. © Sebastian Schultz
1995 wurde die Drehleiter für Riesa übergeben; da war mancher heutige Kamerad noch gar nicht geboren. 2022 soll eine neue Drehleiter kommen.
1995 wurde die Drehleiter für Riesa übergeben; da war mancher heutige Kamerad noch gar nicht geboren. 2022 soll eine neue Drehleiter kommen. © Feuerwehr Riesa

Immerhin: "Beim Personal sind wir auf einem guten Weg", sagt Robert Gudat mit Blick auf die jüngsten Zahlen der aktiven Einsatzkräfte. "Spannend ist es allerdings, wie es nach Corona wird." Schon seit fast einem Jahr gäbe es keine regulären Dienste mehr. Damit fehlen nicht nur die Ausbildungen, sondern auch die wöchentlichen Treffen, die zur Gemeinschaftsbildung dazugehören. "Ich hoffe bloß, dass alle Kameraden wieder zurückkommen."

Von Ausbildungsvarianten per Online-Konferenzen hält Gudat wenig. "Feuerwehr hat Technik zum Anfassen, nicht zum Anschauen. Und sie lebt vom Zusammenhalt." Wann es wieder Dienste gebe, hänge ganz von den Inzidenzen ab. Das Konzept dazu hat der Stadtwehrleiter schon lange in der Schublade. So seien Dienste über einer Inzidenz von 100 überhaupt nicht möglich; über 50 nur mit einem tagesaktuellen Schnelltest, zwischen 35 und 50 nur in kleinen, festen Gruppen - mit Mund-Nasen-Bedeckung. Erst ab einem stabilen Inzidenzwert von unter 35 sei wieder ein weitgehend normaler Ausbildungs- und Übungsbetrieb möglich.

Davon ist man in Riesa allerdings derzeit weit entfernt: Im Moment beschränkt man sich weitgehend auf das Abarbeiten von Einsätzen, wo es 2021 bis auf den Wohnhausbrand in Nickritz zum Glück nur bei Routinefällen blieb. Und gefeiert werden kann dabei nicht - auch wenn das 30-jährige Bestehen der Hauptstelle in Gröba ein schöner Anlass wäre.

  • Die Feuerwehr-Hauptstelle in Gröba besteht aktuell aus einem Wehrleiter, einem Sachbearbeiter Technik/Ausbildung, einem Sachbearbeiter Vorbeugender Brandschutz, einem Sachbearbeiter Feuerwehr/Zivilschutz. Außerdem gibt es drei Wachverantwortliche und 20 feuerwehrtechnische Bedienstete. Am 1. Juni soll eine neue Stelle geschaffen werden - dann werden es insgesamt 28 angestellte Feuerwehrleute sein. Zum Vergleich: Die ehrenamtlichen Einsatzabteilungen in Riesa zählen insgesamt 109 aktive Kameraden.
  • Einige hauptamtliche Kräfte sind seit dem ersten Tag - also seit 30 Jahren in Riesa dabei: Ralf Lotter, Lutz Haufe, Steffen Mager, Peter Kunze, Bernd Kretzschmar, Dieter Böcke
  • Quelle: Feuerwehr Riesa

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