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So geht's am Mischfutterwerk weiter

Das Areal spielt bei Riesas Innenstadt-Plänen eine zentrale Rolle. Ein weiterer Schritt ist nun getan.

Von Stefan Lehmann
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Idyllischer Blick auf Elbe und ehemaliges Mischfutterwerk in Riesa: Künftig soll am Elbufer unterhalb des Gebäudes auch der Elberadweg verlaufen.
Idyllischer Blick auf Elbe und ehemaliges Mischfutterwerk in Riesa: Künftig soll am Elbufer unterhalb des Gebäudes auch der Elberadweg verlaufen. © Sebastian Schultz

Riesa. Selten herrscht unter Riesas Stadträten eine so große Einigkeit über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg, wie in der Bewertung des früheren Muskatorgeländes. Nicht eine Stimme gab es da in den vergangenen Jahren, die nicht vom großen Potenzial gesprochen hätte, das in der Industriebrache schlummert.

Erst kürzlich hatte Riesas Oberbürgermeister Marco Müller (CDU) verkündet, dass die Stadt Riesa bei der Entwicklung des Areals einen kleinen Schritt weitergekommen ist. Kurz vor Weihnachten erklärte er im SZ-Gespräch, soeben sei die Entwidmung der Gleisanlagen unterhalb der Fläche genehmigt worden. Aus Sicht der Stadt ist das ein Punkt von vielen, um speziell die Fläche zwischen den Gebäuden und dem Elbufer attraktiver zu machen und damit letztendlich die gesamte Innenstadt aufzuwerten. Unterhalb des Muskator soll dann auch die neue Trasse des Elberadwegs entlangführen.

2019 stellte Michael Andris seine Pläne für das Gelände vor. Nicht alles davon wird umgesetzt werden.
2019 stellte Michael Andris seine Pläne für das Gelände vor. Nicht alles davon wird umgesetzt werden. © Sebastian Schultz

Gleichzeitig hat Investor Michael Andris offenbar Nägel mit Köpfen gemacht. „Er hat den Turm erworben. Ich gehe davon aus, dass er in der Planung ist und einen Bauantrag stellen wird“, sagt Marco Müller. Auf Nachfrage bestätigt das der Investor aus Karlsruhe. Damit er auf dem Grundstück überhaupt tätig werden darf, musste er sich noch mit einigen Nachbarn einigen – sonst hätten beispielsweise Abstandsflächen zu den Nachbargrundstücken nicht die baurechtlichen Vorgaben erfüllt. „Wir sind eben manchmal Opfer der Spielregeln“, sagt Michael Andris. Noch Mitte 2019 hatte er sich kritisch darüber geäußert, dass die Planungen aus seiner Sicht zu langsam vorangingen. Auch die nötigen Grundstücksübertragungen nähmen eben ihre Zeit in Anspruch – auch wenn sich die jeweiligen Eigentümer sehr kooperativ gezeigt hätten.

Während Andris’ Pläne für den etwa 70 Meter hohen Maschinenturm klar sind – er möchte dort Gewerbeflächen einrichten – ist die Zukunft der markanten Silos direkt dahinter noch völlig offen. „Bei den Silos bin ich auch eher überfordert, ehrlich gesagt“, erklärt der Karlsruher am Telefon. Es gebe zwar Beispiele für die Umnutzung solcher Gebäude. Aber nicht jedes davon eignet sich aus seiner Sicht für eine Stadt wie Riesa. Damit sind wohl fürs Erste auch die Pläne vom Tisch, auf den Silos Wohnungen zu errichten – eine Idee mit der Andris noch gespielt hatte, als er erstmals mit seinem Plan an die Öffentlichkeit ging, in die Fläche zu investieren.

Die beiden Gebäude vor den Silos und dem Turm bildeten früher die Hübler-Mühle. Beide Bauten sind denkmalgeschützt - das erschwert die Suche nach einem sinnvollen und finanzierbaren Nutzungskonzept.
Die beiden Gebäude vor den Silos und dem Turm bildeten früher die Hübler-Mühle. Beide Bauten sind denkmalgeschützt - das erschwert die Suche nach einem sinnvollen und finanzierbaren Nutzungskonzept. © Lutz Weidler

Darüber hinaus betont Andris nochmals, was zuvor schon mancher Stadtrat erwartet oder befürchtet hatte: Vom Erwerb der beiden denkmalgeschützten Gebäude östlich des Turms, der einstigen Hübler-Mühle, hat er Abstand genommen. „Nachdem ich mit der Denkmalschutzbehörde gesprochen habe, musste ich mich davon zurückziehen.“ Die Vorgaben des Denkmalschutzes waren aus Sicht von Andris schlichtweg zu strikt.

Für die beiden Mühlengebäude müssen also neue Pläne her, womöglich auch ein weiterer Investor. Hier ist die Stadt offenbar selbst auf der Suche nach einer Lösung. Während beim von Michael Andris gekauften Teilstück der Fahrplan offenbar steht, gebe es beim restlichen Areal unterschiedliche Eigentümer, sagt Oberbürgermeister Müller. „Da sind wir im Gespräch, weil das Gebiet aus meiner Sicht das größte Entwicklungspotenzial in der Innenstadt besitzt.“

Gleichzeitig bremst der Oberbürgermeister überzogene Erwartungen. Auch, wenn die Vorbereitungen laufen und vorankommen, wird im Jahr 2021 nicht unbedingt schon mit sichtbaren Veränderungen unterhalb des Maschinenturms oder an der ehemaligen Hübler-Mühle zu rechnen sein. „Das Areal beinhaltet zahlreiche Herausforderungen“, betont Müller, „die Gleisanlagen sind nur ein Punkt. Es wird Zeit kosten, diese Problemfelder zu bewältigen. Das war uns aber immer bewusst.“

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