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Pläne für Riesaer Brache werden konkreter

Das Rittergut in Gröba soll Domizil der Jugendbauhütte werden. Noch in diesem Jahr könnte es losgehen. Aber was bedeutet das für die Stadt?

Von Stefan Lehmann
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Der Teil des Gröbaer Ritterguts am Elbweg. Hier könnte schon in diesem Jahr die Jugendbauhütte die Arbeit aufnehmen.
Der Teil des Gröbaer Ritterguts am Elbweg. Hier könnte schon in diesem Jahr die Jugendbauhütte die Arbeit aufnehmen. © Klaus Dieter Bruehl

Riesa. Kehrt schon in diesem Jahr neues Leben in das ehemalige Rittergut in Gröba ein? Geht es nach Jens-Torsten Jacob, dann ist die Antwort auf diese Frage klar. Nach einem Treffen mit Verantwortlichen des Landesamts für Denkmalpflege gibt sich der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Meißen optimistisch, dass zeitnah etwas in einem Teil der Gebäude passiert. Sein Eindruck nach den Gesprächen: "Es sind alle erst mal froh, dass man das Thema für die Denkmalpflege aufrecht erhält."

Unter den Experten sorgen die Bauten an der Rittergutstraße und am Elbweg stets für strahlende Augen, so Jacob. Die Nachricht, dass die Jugendbauhütte ein Domizil in einem der Gebäude beziehen soll, war im vergangenen Jahr trotzdem eine Überraschung. "Denkmalschutz und Riesa verbindet man nicht unbedingt miteinander", sagt er. Mittlerweile ist es aber immer wahrscheinlicher, dass Riesa zu einer mobilen Einsatzstelle der sächsischen Jugendbauhütte wird. Das bedeutet, das Rittergut wäre dann so etwas wie eine Außenstelle, von der aus die jungen Helfer der Bauhütte ins Umland ausschwärmen würden. Und nicht nur das: "Das Rittergut wäre dann nicht nur Heimstatt, sondern auch Sanierungsobjekt", erklärt Jacob. "Das ist die Besonderheit."

Ein Hauch Internationalität für Riesa

Die Einrichtung der Stiftung Denkmalpflege würde dann nicht etwa das markante Haus gegenüber der Studienakademie Riesa in Beschlag nehmen, sondern das parallel zur Elbe stehende Haus. Dort gäbe es unter anderem Werkstatt und Lagermöglichkeiten, erklärt Jens-Torsten Jacob. "In den Nebengebäuden könnten dann Sanitäreinrichtungen und Umkleiden rein."

Die Handwerkerschaft erhofft sich zweierlei von der Einrichtung: Zum einen eine gewisse Belebung des Areals mit jungen Leuten. Zum anderen locke das berufsorientierende Angebot auch internationale Gäste an. In der Görlitzer Jugendbauhütte etwa seien auch junge Leute aus China aktiv gewesen. "Wenn ich mich international öffne, kann ich meine Region auch ganz anders präsentieren", glaubt Jens-Torsten Jacob.

Auch im Riesaer Rathaus sieht man das Vorhaben positiv. "Für unsere Stadt ist das ein großer Gewinn", sagt Oberbürgermeister Marco Müller (CDU). "Junge Menschen kommen in unsere Stadt und werden hier an das traditionelle Handwerk herangeführt. Deshalb ist die Jugendbauhütte eine großartige Idee – sie vermittelt den Jugendlichen Wertschätzung für das Handwerk und kann damit dem Fachkräftemangel begegnen."

Bei der Stiftung Denkmalschutz bremst man die Erwartungen ein wenig: Es handle sich noch um ungelegte Eier, einige Verträge müssten noch unterschrieben werden. Auch Jens-Torsten Jacob betont, es stünden noch einige weitere Treffen aus.

Das sächsische Landesamt für Denkmalpflege jedenfalls begrüßt das Vorhaben, sagt Sprecherin Sabine Webersinke. "Junge Menschen an Baukultur, Denkmalpflege, Restaurierung und Handwerk heranzuführen und für Denkmale zu begeistern, ist in der Denkmalpflege ein wichtiges Anliegen. Die Jugendbauhütten bieten die Möglichkeit, am Denkmal unter Anleitung zu lernen und zu arbeiten."

Für das zweite Gebäude wird derzeit an einem Nutzungskonzept gearbeitet - beteiligt ist auch die BA Riesa.
Für das zweite Gebäude wird derzeit an einem Nutzungskonzept gearbeitet - beteiligt ist auch die BA Riesa. © Klaus Dieter Bruehl

Die Sprecherin erklärt auch, wie in der Regel die Abläufe in den Jugendbauhütten sind, die allen Jugendlichen von 16 bis 26 Jahren offen stehen. Demnach treffen sich die jungen Menschen am Hauptstandort - in Sachsen wäre das in Görlitz - und nehmen dort sechsmal im Jahr an Seminarwochen teil. "Die restliche Zeit sind die Jugendlichen in ihren Einsatzstellen in der Archäologie, in Museen, Restaurierungswerkstätten, im traditionellen Handwerk und in der Architektur und Bauforschung engagiert."

Weniger klar sind momentan noch die Pläne für das eindrucksvolle Gebäude an der Rittergutstraße. Schon 2020 waren unter dem Motto "Neues Leben im Rittergut" die ersten Ideen gesammelt worden. Geplant ist ein Treffen Ende Mai, bei dem sie konkretisiert werden sollen. Auch die BA Riesa ist involviert. Bei einem Gespräch mit der SZ Anfang März hatte Direktorin Ute Schröter-Bobsin erklärt, man sei in einem engen Austausch mit Stadt und WGR und auch "auf einem guten Weg", was das Objekt angeht. "Wir sehen enormes Potenzial für das gesamte Objekt", betont sie. Am Ende soll ein Nutzungskonzept stehen, auf mögliche Mieter will man aktiv zugehen.

Das Jugendbauhüttenjahr beginnt jeweils am 1. September. Das sei auch das Ziel für den Start der Riesaer Einsatzstelle, sagt Jens-Torsten Jacob. Falls die Jugendbauhütte nicht direkt in Gröba starten kann, gäbe es eine Ausweichoption. "Wir könnten die Offene Werkstatt in der Langen Straße als Interimsgebäude nutzen", sagt Jens-Torsten Jacob. Es gebe noch eine Reihe von Ideen, auch Verbindungen zum WIR-Projekt der Kreishandwerkerschaft zu schaffen. Welche genau, werde man in der nächsten Zeit vorstellen.

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