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NGG rechnet mit schwierigen Tarifgesprächen im Landkreis Meißen

Bei den Teigwaren Riesa wird demnächst verhandelt, Frosta und Cargill sind etwas später an der Reihe. Diesmal ist die Situation für beide Seiten schwer.

Von Stefan Lehmann
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Streiks bei den Teigwaren - hier ein Bild von 2018 - hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Ob es diesmal auch so weit kommt, ist offen. Leicht werden die Verhandlungen aber nicht, so die Gewerkschaft NGG.
Streiks bei den Teigwaren - hier ein Bild von 2018 - hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Ob es diesmal auch so weit kommt, ist offen. Leicht werden die Verhandlungen aber nicht, so die Gewerkschaft NGG. © Sebastian Schultz

Riesa. Die ersten Sondierungen hat es schon gegeben, sagt Thomas Lißner: Auf Vorschlag des Unternehmens hätten sich Vertreter der Teigwaren Riesa und der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) kürzlich zu Vorgesprächen getroffen.

Am 30. August startet der Riesaer Nudelproduzent in die nächste Phase der Tarifverhandlungen. Einfach waren die Gespräche schon in den Vorjahren nicht. Sieben Wochen lang hatten Mitarbeiter der Teigwaren 2021 immer wieder die Arbeit niedergelegt, bis schließlich doch eine Einigung über höhere Löhne erzielt wurde.

Die Aufgabe in diesem Jahr ist nicht einfacher geworden, sagt der NGG-Geschäftsführer. "Inflation, Mindestlohn und die Entgeltlücke zwischen Ost und West spielen eine große Rolle", erklärt Thomas Lißner. "Diese Faktoren werden die Verhandlungen prägen, dadurch werden sie nicht leicht werden." Allein der Mindestlohn sorge dafür, dass die Löhne in der untersten Lohngruppe bei den Teigwaren um fast 200 Euro steigen müssten, um die Abstände nach unten zu halten.

Die Gespräche werden auch dadurch nicht leichter, dass Unternehmen mit unberechenbaren Preisen für die Rohstoffe und nicht zuletzt Energie umgehen müssen. "Die Situation ist für beide Seiten sehr schwer", so Thomas Lißner. Wegen der Inflation sei es auch aus Gewerkschaftssicht nicht leicht, Forderungen aufzumachen.

Höhere Löhne sollen Branche attraktiver machen

Über einen Zusammenhang zwischen steigenden Löhnen, deren Kosten dann an die Verbraucher weitergegeben werden, will Lißner aber nicht diskutieren. Er verweist auf die Hans-Böckler-Stiftung, die für diese Lohn-Preis-Spirale bislang keine Anzeichen gesehen habe. "Die Arbeitgeber haben schon noch Möglichkeiten, diese höheren Lohnkosten zu kompensieren", glaubt er. Zudem müsse es den Unternehmen auch darum gehen, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben - und so dem extremen Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Viele Mitarbeiter in den von der NGG vertretenen Betrieben hätten zuletzt die Branche verlassen, um lukrativere Stellen anzutreten. "Man sieht das auch an der Zahl der ausgeschriebenen Stellen."

Während in Riesa schon Ende August die Verhandlungen starten, sollen die Gespräche bei Cargill Riesa und bei Frosta in Lommatzsch erst Ende des Jahres starten. In beiden Betrieben hatte es in den vergangenen Jahren Streiks gegeben. Thomas Lißner hofft, dass das diesmal nicht nötig sein wird. "Ich denke, dort hat man aus den letzten Runden gelernt: Die Leute sind zu allem entschlossen." Letztlich sei mit streikenden Mitarbeitern immer ein Imageschaden verbunden - vom wirtschaftlichen Schaden durch den Produktionsausfall ganz abgesehen.

Mit welchem Gefühl er in die Teigwaren-Verhandlungen geht, das kann der Gewerkschafter dagegen nicht so recht sagen. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit heraus seien die Gespräche mit dem Nudelhersteller immer komplizierter gewesen. Auch, weil die Eigentümerstruktur eine andere ist: Die Teigwaren Riesa gehören zur Albgold-Gruppe. 2021 kam der Durchbruch in den Verhandlungen erst im September zustande, als sich die streikenden Mitarbeiter aus Riesa zum Stammwerk in Trochtelfingen aufmachten.