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Verstärkung für Feralpi

Neun junge Männer haben jetzt im Riesaer Stahlwerk angefangen. Einer von ihnen stellt seine Pläne vor.

Von Christoph Scharf
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Gut 700 Mitarbeiter beschäftigt Feralpi Stahl in Riesa. Seit Anfang September gehört auch Marwin Bombis dazu - der 18-Jährige lernt Industriemechaniker.
Gut 700 Mitarbeiter beschäftigt Feralpi Stahl in Riesa. Seit Anfang September gehört auch Marwin Bombis dazu - der 18-Jährige lernt Industriemechaniker. © Sebastian Schultz

Riesa. Sie wollen Maschinen- und Anlagenführer werden, Verfahrenstechnologen Eisen und Metallurgie, Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik - die neun jungen Männer, die jetzt ihre Ausbildung bei Feralpi Stahl in Riesa begonnen haben. Einer von ihnen ist Marwin Bombis. Der 18-Jährige aus Mügeln lernt den Beruf des Industriemechanikers Instandhaltung. "Feralpi hat mehrere große Instandhaltungs-Abteilungen - im Stahlwerk, im Walzwerk, in der Drahtweiterverarbeitung", sagt Philipp Kirsten.

Der Ausbildungsleiter hat genauso angefangen, wie der junge Mügelner: Auch Kirsten fing nach dem Gymnasium mit einer Lehre als Industriemechaniker an, danach arbeitete er acht Jahre in der Instandhaltung. "Die Bedingungen in einem Stahlwerk sind schon was Besonderes." Darum führte er ein, dass angehende Feralpi-Lehrlinge in Riesa zuvor erst einmal eine Probearbeit in den Fachabteilungen machen: "Da merken die Jugendlichen, ob das wirklich was für sie ist - oder ob es Berührungsängste gibt." Denn was nütze ein tolles Bewerbungsgespräch, wenn nach dem Vertragsabschluss rauskommt, dass es doch nicht passt?

Marwin Bombis leistete seine Probearbeit im Stahl- und im Walzwerk ab. "Beide Abteilungen waren sehr zufrieden mit ihm", sagt der Ausbildungsleiter. So konnte es sich der 18-Jährige aussuchen - und wählte das Walzwerk. Ohnehin hatte der Mügelner schon Praxiserfahrungen gesammelt: Bei seinem Fachabitur für Technik am Riesaer Berufsschulzentrum gehörte auch ein Blockpraktikum dazu. Das hat er im Mannesmann-Röhrenwerk Zeithain absolviert. "Dort habe ich auch in der Instandhaltung gearbeitet", sagt Bombis. Allerdings kürzer, als üblich: Wegen der Corona-Einschränkungen war das Praktikum von den üblichen 18 Wochen auf zehn Wochen verkürzt worden.

Bei Feralpi lernten er und seine acht neuen Azubi-Kollegen in den ersten Tagen erst einmal das ganze Werk kennen, Werksdirektor Uwe Reinecke und der Betriebsrat stellten sich vor. Außerdem bekamen alle ihre Spinde zugewiesen, Arbeitsmittel und Arbeitskleidung ausgeteilt. Dass in einem Stahlwerk ganz besondere Arbeitsschutzregeln gelten, erfahren die Auszubildenden ebenfalls aus erster Hand, sagt Philipp Kirsten.

Am Hubherdofen werden die Stahlknüppel erwärmt, bevor sie gewalzt werden - für Instandhaltungsmechaniker gibt es im Stahlwerk viel zu tun.
Am Hubherdofen werden die Stahlknüppel erwärmt, bevor sie gewalzt werden - für Instandhaltungsmechaniker gibt es im Stahlwerk viel zu tun. © Klaus-Dieter Brühl

Die meisten Bewerber kommen aus dem Raum Riesa, Feralpi schaut aber verstärkt auch Richtung Oschatz - weil es dort nicht so viele große Industriebetriebe gibt. Die Azubis kommen aus höchstens 30 Kilometer im Umkreis. "Die Bewerber sind ja oft noch minderjährig. Wer da keinen Mopedführerschein hat, ist auf Bus und Bahn angewiesen - oder auch auf die Großeltern", sagt der Ausbildungsleiter. Ein richtiger Pluspunkt sei deshalb, dass die Berufsschule gleich vor Ort ist.

Während in manchen Berufen die Lehrlinge quer durch Sachsen zum Unterricht pendeln müssen, liegt die Berufsschule für Marwin Bombis und seine Kollegen fast in Sichtweite des Stahlwerks. Auch das Qualifizierungszentrum, wo er seine ersten Monate verbringt, befindet sich im Stadtteil Gröba. Praktisch, findet Bombis, der in seiner Freizeit in Riesa aktiv Volleyball spielt. Von Mügeln nach Riesa braucht er mit dem Auto nun 20 Minuten.

Die Corona-Pandemie bedeutete unterdessen keinen Einbruch für Feralpi. "Wir haben durchproduziert", sagt Philipp Kirsten. Feralpi hätte deshalb gern noch mehr Lehrlinge ausgebildet. Auf 19 freie Lehrstellen hätten sich aber insgesamt nur neun geeignete Bewerber gefunden.

Dreieinhalb Jahre lang wird Marwin Bombis nun seine Lehre machen, die üblichen Arbeitszeiten sind dabei von früh um sieben bis nachmittags halb vier. Und was ist mit der Nachtschicht, im Stahlwerk wird doch durchgearbeitet? "Wir haben Tagschichtschlosser und Schichtschlosser im Unternehmen", sagt der Ausbildungsleiter. Die einen bringen tagsüber kaputte Anlagenteile in der Werkstatt in Ordnung; die anderen begleiten die Produktion im Schichtbetrieb. Die Lehrlinge werden erst im letzten Halbjahr der Lehre im Schichtbetrieb eingesetzt.

Zunächst aber steht für Marwin Bombis die Grundausbildung Metall im Qualifizierungszentrum Riesa an. Da wird gefeilt, gesägt, gekörnt, da gibt es Lehrgänge zum Schweißen oder für die Herstellung von Baugruppen. "Das Ziel ist es im ersten Lehrjahr, alle Azubis auf einen gemeinsamen Stand zu bringen", sagt Kirsten.

Und wo soll es später für Marwin Bombis hingehen? "Ich will mir hier in der Region erst einmal ein festes Standbein schaffen - mit Ausbildung, Beruf, Familie. Mal sehen, wo mich dann der Weg hinführt", sagt der 18-Jährige. Nach der Lehre könnte er noch seinen Meister machen; auch ein Studium wäre mit dem Fachabi drin. "Das steht mir alles noch offen."

  • Feralpi Stahl bietet auch Praktika für Schüler an; Interessenten können sich bereits jetzt für einen Ausbildungsplatz im kommenden Jahr bewerben.