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Irre Verfolgungsjagd im Tunnel endet mit Festnahme

Ein Autoknacker unter Drogen stiehlt nachts einen Jeep in Dresden und will damit nach Polen flüchten. Auf der A 4 bei Kodersdorf fährt er mehrere Autos zu Schrott.

Von Marc Hörcher & Frank-Uwe Michel
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Hoher Blechschaden: Dieses Bild bot sich nach der Verfolgungsjagd auf der A 4.
Hoher Blechschaden: Dieses Bild bot sich nach der Verfolgungsjagd auf der A 4. © Danillo Dittrich

Es ist die Nacht von Dienstag auf Mittwoch, gegen 0.30 Uhr. Kurz nach der Anschlussstelle Kodersdorf bietet sich ein Bild des Schreckens auf der A 4. Dort ist es zu einem schweren Unfall gekommen. Eine irre Verfolgungsjagd ging dem voraus.

Ein 43-jähriger Pole hatte zuvor in Dresden einen Jeep Cherokee gestohlen und wollte damit nach Polen fahren. Polizisten versuchten den Dieb kontrollieren, kurz bevor er in den Tunnel Königshainer Berge fuhr. Das funktionierte nicht und so verfolgten die Beamten das Fahrzeug in Richtung Grenze, teilt Polizeisprecher Sebastian Ulbrich auf SZ-Nachfrage mit. "Bei seiner Flucht missachtete der Fahrer alle Anhaltezeichen."

Im Tunnel touchierte der Mann zwei Streifenwagen der Bundespolizei, als er sich zwischen diesen und der rechten Tunnelwand hindurchzwängte. Kurz nach der Anschlussstelle Kodersdorf kam es dann zum großen Crash. Dabei fuhr der Cherokee-Dieb auf einen Transporter Opel Movano auf, wurde dadurch auf die rechte Spur geschleudert und kollidierte dort mit einem Fiat Ducato. Dieser wiederum wurde auf einen vorausfahrenden Scania-Sattelzug geschleudert, kippte anschließend auf die Seite und blieb mittig auf der Fahrbahn liegen. Der Fiat-Fahrer, ein 35-jähriger Pole, wurde in seinem eigenen Fahrzeug eingeklemmt, musste befreit werden, erlitt schwere Verletzungen und wurde zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht.

Der Unfallverursacher stieg aus dem gestohlenen Jeep und flüchtete zu Fuß, wurde aber wenig später gestellt und festgenommen. Ein Drogentest verlief bei ihm positiv. Die Unfallaufnahme und Reinigung der Fahrbahn dauerte bis in die späten Morgenstunden. Gegen halb sieben war die Fahrbahn wieder frei. Der Sachschaden beläuft sich nach ersten Einschätzungen auf etwa 200.000 Euro.

Eingebunden in die Verfolgungsjagd waren neben je zwei Streifen der Ebersbacher Bundespolizei-Inspektion und der Gemeinsamen Fahndungsgruppe Bautzen auch drei Streifen der Bundespolizei-Inspektion aus Ludwigsdorf. Der Fahrer sei schon ab dem Rastplatz Rödertal auffällig geworden, weiß Pressesprecher Michael Engler. Kurz darauf sei die Ludwigsdorfer Inspektion verständigt worden und habe ihre Kräfte auf die A 4 geschickt. Als es einige Meter hinter der Abfahrt Kodersdorf krachte, hätten zwei Ludwigsdorfer Beamte schnell reagiert. "Einer hat sich einen Feuerlöscher geschnappt und den brennenden Motorraum des Kleintransporters gelöscht. Der andere hat den schwer verletzten Fahrer über die zerborstene Windschutzscheibe hinweg geborgen."

Für die Bundespolizisten aus Ludwigsdorf war dies zweifellos ein spektakulärer Fall, wenngleich es Verfolgungsjagden dieser Güte immer wieder gibt. Bei der hohen Verkehrsfrequenz auf der A 4 sei das Gefahrenpotenzial generell recht hoch, begründet Engler. "Und wer nichts mehr zu verlieren hat, startet dann eben durch." Dabei stünden Festgenommene in diesen Fällen fast immer unter Drogen, hätten zuweilen noch nicht mal einen Führerschein. "Das sind Durchgeknallte. Die setzen dann alles auf eine Karte."

Nicht immer enden solche Amokfahrten mit der Festnahme der Ganoven. "Für uns heißt es immer: abwägen! Sind Leib und Leben anderer Menschen oder auch von Kollegen gefährdet, geht es eben nicht mit brachialer Gewalt." Nach einer Phase relativer Ruhe fürchtet der Sprecher, dass Diebstähle und Verfolgungsjagden nach den Lockerungen der Corona-Einschränkungen wieder Fahrt aufnehmen.

Im Fall des 43-jährigen Polen hat die Kriminalpolizei Dresden die weiteren Ermittlungen übernommen.