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Fast täglich Unfälle an der A4-Baustelle

Die Ursachen sind bekannt. Doch die Polizei ist machtlos - auch auf den Nebenstraßen. Der ADAC sieht Handlungsbedarf.

Von Maik Brückner
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Erst vor wenigen Tagen ereignete sich ein schwerer Unfall auf der A 4 zwischen Wilsdruff und Nossen mit mehreren Lkws.
Erst vor wenigen Tagen ereignete sich ein schwerer Unfall auf der A 4 zwischen Wilsdruff und Nossen mit mehreren Lkws. © Egbert Kamprath

Die Autobahn-Baustelle zwischen dem Dreieck Nossen und der Anschlussstelle Wilsdruff ist seit Wochen auch eine Unfallstelle. Seit Beginn der Brückenarbeiten im April haben sich dort bis Donnerstag 112 Unfälle ereignet. Das heißt: Es kracht fast täglich an dieser Stelle, denn mit den Bauarbeiten wurde am 20. April begonnen. Bis zum Ende der Zählung waren es also exakt 158 Tage. Erst am Sonntag waren kurz hinter Wilsdruff am Stauende der Baustelle vier Autos zusammengestoßen. Acht Personen, darunter mehrere Kinder, wurden verletzt, eine davon schwer.

"Hauptunfallursache war der ungenügende Sicherheitsabstand", sagt Polizeisprecher Lukas Reumund auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung. Oft führten aber auch das fehlerhafte Wechseln des Fahrstreifens beziehungsweise Fehler beim Reißverschlusssystem zu Unfällen. Weitere Ursache waren Fehler beim Überholen sowie nicht angepasste Geschwindigkeit. Nur in wenigen Fällen seien Alkohol oder Übermüdung, Verstöße gegen das Rechtsfahrgebot sowie das Nichtbeachten des Vorranges des durchgängigen Verkehrs auf der Autobahn der Grund gewesen. 

Die Polizei versuche zwar mit Präsenz und Kontrollen die Auto- und Lkw-Fahrer zu einem vorsichtigeren Fahren zu bewegen. "Es ist allerdings sehr schwierig, in einem Baustellenbereich zu kontrollieren, da es in der Regel keinen Platz für derartige Vorhaben gibt", so Reumund. Auch auf den Nebenstraßen, die bei Staus auf der Autobahn als Ausweichstrecken genutzt werden, könne die Polizei Präsenz zeigen, Kontrollen durchführen und auf das Einhalten der Verkehrsregeln achten. Viel ausrichten könne man mit den wenigen Streifenwagen auf einem Straßennetz mit vielen Straßen und Tausenden Autos in einem Stau jedoch nicht. "Zumal ein Stau in der Regel einen Grund hat, der die Polizei schon auf der Autobahn fordert", so der Sprecher.

Der Eigentümer der Straße muss handeln

Dass es auf der A 4 derzeit so häufig zu Unfällen kommt, sei nicht ungewöhnlich, sondern typisch für Baustellen auf Autobahnen, so der Polizeisprecher. Markus Löffler vom ADAC Sachsen bestätigt das. Das Grundproblem auf so einer stark befahrenen Autobahn ist die Geschwindigkeitsreduzierung vor den Baustellen. Denn gerade im sogenannten Annäherungsbereich komme es häufig zu Auffahrunfällen, da die Fahrzeuge untereinander nicht genügend Sicherheitsabstände halten. Da vor Baustellen ein Fahrzeug nach dem anderen abbremst, verkürzen sich nach und nach die Abstände. Wenn die zuvor schon knapp waren, wird es gefährlich. Dann kann es schnell passieren, dass ein Fahrzeug auf das vor ihm fahrende auffährt. "Das ist ein grundsätzliches Problem, das es nicht nur auf der A 4 gibt", so Löffler. 

Wenn es dann zum Stau kommt, weichen die Fahrzeuge, die noch rechtzeitig von der Autobahn abfahren können, auf Nebenstraßen aus. "Aber das Nebenstraßennetz ist dem nicht gewachsen", so Löffler. Nur eine parallel verlaufende Autobahn könnte helfen. Aber so etwas gibt es nicht. Das Ausweisen von Umleitungsstrecken, die zum Beispiel um Ortschaften führen, macht wenig Sinn. Denn die überwiegende Zahl der Auto- und Lkw-Fahrer folgt dem eingebauten Navi oder der Handynavigation. 

Zwischen Wilsdruff und Nossen weichen die Fahrzeuge deshalb auf die Staatsstraße S 36 aus. Er könne sich vorstellen, dass es in Orten wie Tanneberg zu Problemen kommt, wenn sich dort der Autobahnverkehr durchs Dorf schlängelt. Das passiert mindestens einmal in der Woche, berichtet SZ-Leser Uwe Krause, der in Klipphausen auch Gemeinderat ist. Da es in seinem Heimatort weder Übergänge und Gehwege gibt, sind die Anwohner verzweifelt. Sie stehen ewig an der Straße, um diese überqueren zu können. Er habe dort schon ein Kind gesehen, das aus Verzweiflung geweint habe, weil es nicht rüberkam.

Markus Löffler vom ADAC sieht da nur eine Möglichkeit. Hier sei der Besitzer der Straße, der sogenannte Baulastträger, gefragt. Der müsse dafür sorgen, dass Anwohner auch bei Staus oder bei einer starken Frequentierung der Straße über eben jene kommen können.

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