Der Damm für die Brücke an der Plattenstraße wächst von Tag zu Tag, auf der künftig die Landwirtschaftsfahrzeuge über die neue B178 bei Oberseifersdorf gelangen. Zumindest auf der einen Seite, auf der anderen müssen die Erdmassen noch bis zu den bereits betonierten Widerlagern aufgeschüttet werden. "Ein schöner Blick von hier", sagt Projektleiter Martin Richter vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) und schaut dabei ins Zittauer Gebirge. Einer, für den selten Zeit bleibt. Bis 16. Dezember sollen beide Dämme bis zur späteren Fahrbahnhöhe fertig sein, dann ist erst einmal Weihnachtspause.
"Normalerweise herrscht je nach Witterung bis April Winterruhe auf Baustellen, aber hier gibt es genug zu tun", erklärt Martin Richter zum B178-Projekt. So gehen die Arbeiten bereits ab 9. Januar weiter. Nur an der Brücke ruhen sie voraussichtlich vier bis sechs Monate. Stattdessen wird alle vier Wochen gemessen, wie weit sich Untergrund und Unterbau gesetzt haben. "Jeder Boden reagiert anders auf das Gewicht", erklärt der Projektleiter. In dem Fall ist nach seinen Worten der Baugrund schwierig, feinkörnig und durchzogen von Wasser. Setzungen sind in der Planung aber bereits berücksichtigt, um spätere Unebenheiten auf dem Oberbau zu vermeiden. Wenn die Brücke einmal steht, wird sie 34 Meter lang und 7,50 Meter breit sein.
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Bei der zweiten Brücke im Bereich vom Knotenpunkt der Zittauer Ortsumfahrung bis zur Plattenstraße sind erst die Fundamente betoniert, werden die Widerlager gerade verschalt, ist der Unterbau also noch nicht ganz fertig. Aber auch hier laufen ab Januar die Messungen. Über die 37,50 Meter lange und 15,50 Meter breite Brücke rollt künftig der Verkehr von der derzeitigen alten B178 bei Oberseifersdorf über die neue. Beide Brücken sollen im Sommer 2023 fertig sein - bis auf Geländer und Leitplanken.
Die Trasse der neuen B178 ist bereits bis zur Plattenstraße sichtbar. Mit speziellen Vliesmatten und einem Mineralgemisch wollen die Fachleute den schwierigen Untergrund auf dem rund einen Kilometer langen Abschnitt in den Griff bekommen und noch bis zur Weihnachtspause einen Frostschutz aufbringen. Erst im dritten Quartal 2023 kommt nach jetziger Planung der Asphalt auf die Strecke.
Fast fertig ist das Regenrückhaltebecken zwischen dem Knotenpunkt und dem Krebsbach bei Oberseifersdorf. Begrünt und umzäunt wird die Anlage dann im Frühjahr 2023. Der Krebsbach selbst ist kurz vor dem Abzweig nach Oberseifersdorf und dem Gewerbegebiet auf rund 100 Metern wieder offen gelegt. "Um Tieren und Pflanzen das Gewässer als Lebensraum zur Verfügung zu stellen", erklärt Martin Richter.
Beispielsweise dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, einer europaweit gefährdeten Schmetterlingsart. Um ihr nicht zu schaden, musste sie während der Bauarbeiten vergrämt werden. Wobei noch nicht nachgewiesen ist, ob der Schmetterling tatsächlich hier vorkommt - die Bedingungen wären jedoch ideal. Noch aber fehlen Bäume und Sträucher, die im Frühjahr folgen. Der Furt für Landwirtschaftsfahrzeuge soll hingegen noch bis zur Weihnachtspause gepflastert sein. Ab März beginnt dann der Abriss und Neubau des daneben liegenden kleinen Durchlasses der alten B178, der seit Jahren marode ist.
Auf dem gesamten Abschnitt bis Oderwitz bereits fertig sind die archäologischen Grabungen. "Ohne nennenswerte Funde", berichtet Lasuv-Sprecher Franz Grossmann. Die etwa 200 entdeckten Musketenkugeln an zwei Standorten könnten auf ein kleines Schlachtfeld aus der Zeit der Napoleon-Kriege hindeuten.
Südlich vom Königsholz werden seit September bereits acht Strommasten umverlegt, damit sie der geplanten Trasse nicht im Weg stehen. Die Arbeiten sollen im Januar 2023 abgeschlossen sein. "Die Leitung ist so lange außer Betrieb genommen", teilt Franz Grossmann mit. Das heißt, ab dem neuen Jahr soll auch der Bau der B178 auf dem etwa fünf Kilometer langen Abschnitt bis Oderwitz starten. Auf dem sind vier Brücken, ein Regenrückhaltebecken und ein Durchlass geplant. Und Martin Richter erwartet einen weitaus schwierigeren Baugrund, geprägt durch Wasser, Kies und Sand. "Ein feiner Boden, der zu Rutschungen führen kann", erklärt der Projektleiter. Deshalb muss das Mineralgemisch dort stärker verfestigt werden. Der Bauablauf ist aber noch in Arbeit.
Bisher liegt die B178-Baustelle im Zeitplan, wie Martin Richter mitteilt. Daran haben auch die beiden im Sommer bei Baggerarbeiten verursachten Netz-Ausfälle nichts geändert, durch die Tausende Haushalte ohne Internet, Telefon oder auch TV-Empfang waren. Seither ermittelt sogar die Polizei wegen des Verdachts der Sachbeschädigung. "Die genauen Umstände sind offen", sagt Sprecherin Anja Leuschner. "Naheliegend sind unvollständige, ungenaue Kartendaten beziehungsweise Trassenverläufe der zerstörten Kabel." Der Schaden liegt nach aktuellen Schätzungen bei circa 60.000 Euro. "Hier können allerdings noch Folgeschäden hinzukommen." Und während das Lasuv noch keine Ergebnisse hat, äußert sich die Telekom als Medienträger aufgrund der Ermittlungen nicht zu den Vorfällen.