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Nach fast 60 Jahren: Dresdens größter Studentenklub "Club Mensa" ist pleite

Generationen von Studenten haben in Dresdens größtem Studentenklub Club Mensa gefeiert. Doch dann kamen Corona und der Mindestlohn: Der Betreiberverein ist insolvent, der Verwalter sieht keine Chance mehr.

Von Ulrich Wolf
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Die legendären Campus-Partys der TU Dresden (Archivbild) fanden ihre Fortsetzung mitunter im Club Mensa.
Die legendären Campus-Partys der TU Dresden (Archivbild) fanden ihre Fortsetzung mitunter im Club Mensa. © SZ-Archiv: André Wirsig

Dresden. Der nach eignen Angaben größte Studentenklub Dresdens ist pleite. Der Verein Club Mensa (CM) hat bereits vor gut einer Woche Insolvenz angemeldet. Das geht aus den amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts Dresden hervor.

Das Vereinsvermögen verwaltet nunmehr der auf Insolvenzrecht spezialisierte Anwalt Nicolas Rebel aus der Wirtschaftskanzlei White & Case. Auf Anfrage von Sächsische.de teilte er am Freitag mit, der Klub habe seine Besucherzahlen aus der Zeit vor der Corona-Pandamie nicht mehr erreichen können. "Der Verein ist dadurch in eine wirtschaftliche Schieflage geraten." Der Pro-Kopf-Umsatz der Gäste sei "für einen wirtschaftlichen sinnvollen Fortbetrieb zuletzt zu gering gewesen". Zudem hätten die höheren Personalkosten durch die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns nicht auf die Eintritts- und Getränkepreise umgelegt werden können.

Rebel zufolge waren elf Mitarbeiter bei dem Verein beschäftigt, überwiegend auf 520-Euro-Basis. Veranstaltungen werde der Verein nicht mehr ausrichten. Was künftig in den Räumlichkeiten geschieht, obliege dem Vermieter. Der Klub CM war bereits im Oktober 1966 gegründet worden war und als Veranstalter des Faschings der Hochschule für Verkehrswesen zur einer Institution geworden.

Zuletzt feierten die Psychologen eine Neurotanzmission

Bei Google ist bereits angegeben, dass der in der Südvorstadt Dresdens gelegene Klub "vorübergehend geschlossen" ist. Der Fachschaftsrat Psychologie der Technischen Universität feierte dort noch Anfang Juni seine "Neurotanzmission". Mitte Juni gab es dann noch einmal eine 90er-Jahre Party.

Wegen Corona war der CM fast zwei Jahre lang geschlossen, öffnete dann wieder im Juni 2022. Offensichtlich mit Schwierigkeiten. Schon im darauf folgenden Herbst konstatierte eine Besucherin auf Facebook: "Alle halbe Stunde die 3 gleichen ausgelutschten Malle-Hits in derselben Reihenfolge abzuspulen, und ansonsten wahllos Songs der letzten Jahrzehnte zu bringen, hat herzlich wenig mit dem Motto der Veranstaltung zu tun. Enttäuschend."

Große Probleme mit Rückforderungen von Corona-Geld

Der Vorstand der Vereinigung Dresdner Studentenclubs (VDSC), Andreas Nicht, zeigte sich "etwas überrascht" von der CM-Pleite. Die Klubs hätten Corona unterschiedlich verkraftet, sagte er. Viele hätten derzeit vor allem ein Problem mit Rückforderungen von Corona-Geldern "wegen einer anderen Interpretation der Rechtslage". Außer dem CM gibt es in Dresden nach Angaben der VDSC noch zwölf weitere Studentenclubs. Alle werden von Vereinen betrieben.

Der Verein Club Mensa existiert seit Dezember 1990. Der amtierende Vorsitzende Frank Mösche gehört dem Vorstand bereits seit 1992 an, Katrin Mösche kam erst 2011 hinzu. Inwiefern sie mit ihrem Privatvermögen haften, ist nach Angaben von Verwalter Rebel noch zu prüfen.

Aktenzeichen: 533/542 IN 904/23