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Jeder achte Betrieb in Sachsens Gastronomie steht vor dem Aus

Der Informationsdienstleister Crif hat die wirtschaftlichen Daten von mehr als 14.000 Restaurants und Gaststätten ausgewertet. Demnach wächst die Insolvenzgefahr in der Branche.

Von Ulrich Wolf
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Gut 750 Gastronomie-Betriebe haben in Sachsen in diesem Jahr schon dicht machen müssen.
Gut 750 Gastronomie-Betriebe haben in Sachsen in diesem Jahr schon dicht machen müssen. © dpa

Dresden/München. Die Pommes-Kette Fritzz und das Burger-Restaurant Big Burgerester in Leipzig, Hallo Pizza in Tharandt, das Two Friends Coffee in Meißen oder das Shakerino in Zwickau - es sind nur fünf Beispiele für Gastronomiebetriebe in Sachsen, die seit Mitte Juli in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Einige haben Insolvenz beantragt, andere stecken schon mitten drin.

Im ersten Halbjahr haben nach Angaben der Münchener Wirtschaftsdatenanalyst Crif GmbH 85 Gaststätten in Sachsen ihr Geschäft eingestellt. In Deutschland waren es insgesamt rund 2.200, die mit Abstand davon am meisten in Nordrhein-Westfalen. Dort waren es 500 Betriebe.

Die Gastronomiebranche stehe mit dem Rücken zur Wand, sagt Crif-Deutschland-Chef Frank Schlein. Kaum sei Corona überwunden, drohten nun Inflation, Energiekosten, fehlendes und teureres Person sowie die auslaufende Sieben-Prozent-Regelung bei der Mehrwertsteuer die Situation zu verschärfen. Das gelte "insbesondere für bereits finanziell schwache Gastronomieunternehmen".

750 insolvenzgefährdete Gaststätten in Sachsen

Derzeit sind nach Angaben von Crif in Sachsen 747 Gastro-Betriebe insolvenzgefährdet. Das entspricht einem Anteil von 12,5 Prozent der insgesamt gut 6.000 ausgewertete Gastro-Betriebe im Freistaat. Der sächsische Hotel- und Gaststättenverband ist nicht nicht ganz so pessimistisch: Er sieht derzeit 570 Betriebe bedroht.

In der gesamten Bundesrepublik sehen die Datenanalysten aus München rund 14.200 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés als Wackelkandidaten. Das seien gut zwölf Prozent der analysierten Betriebe. Das höchste Gefährdungspotenzial in der Branche wurde in Bremen und Berlin ausgemacht. Dort drohe fast 16 Prozent der Gastronomen die Insolvenz, heißt es.

In Mecklenburg-Vorpommern sei mit 9,5 Prozent sowie in Bayern mit zehn Prozent seien die Insolvenzrisiken am geringsten. Bis Ende 2023 erwartet Crif 1.600 Pleiten in der Branche – das entspreche 36,5 Prozent mehr als 2022. Für das nächste Jahr prognostiziert der Informationsdienstleister einen weiteren Anstieg der Geschäftsaufgaben.

Transparenzhinweis: In einer ersten Version hatten wir als Insolvenzbeispiel auch das Restaurant/Café Clara in Dresden genannt. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten betreffen in diesem Fall den früheren Inhaber. Das Clara hat inzwischen neue Betreiber.