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Black Spot aus Leipzig ist mehr als kalter Kaffee

Sächsische.de stellt Erfindungen aus Sachsen vor, die unser Leben verbessern. Heute: Sven Rutsatz hat in Leipzig einen kalt gebrauten Trendkaffee kreiert und dafür ein eigenes Herstellungsverfahren entwickelt.

Von Sven Heitkamp
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Der „Black Spot“ von Sven Rutsatz ist eine Cold-Brew-Kreation, die sich mit eigener Handschrift vom Markt abhebt – zuckerfrei, mit fair angebauten Bohnen, regional und nachhaltig gebraut nach strengem Reinheitsgebot.
Der „Black Spot“ von Sven Rutsatz ist eine Cold-Brew-Kreation, die sich mit eigener Handschrift vom Markt abhebt – zuckerfrei, mit fair angebauten Bohnen, regional und nachhaltig gebraut nach strengem Reinheitsgebot. © Thomas Kretschel

Leipzig. In einem roten Klinkerbau im Hof der Leipziger Konsumzentrale stehen ein halbes Dutzend Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen aufgereiht nebeneinander. Auf einer Palette daneben liegen Kaffeebohnen in dicken Jutesäcken, im Eingangsbereich stapeln sich Getränkekisten mit kleinen Flaschen. Ihr Inhalt: Cold Brew, ein mit kaltem Wasser gebrauter Kaffee für den Sommer. Vor den Maschinen steht Sven Rutsatz, 26, im weißen T-Shirt und erklärt seine Idee, die in den Flaschen steckt und die weitaus mehr ist als kalter Kaffee.

Cold Brew gilt als neues Trendgetränk für die warme Jahreszeit. Was in den USA seit Jahren boomt und neuerdings auch in Deutschland vor allem bei jüngeren Menschen in die Kühlschränke kommt. Jeder Dritte aus der jungen Generation habe das Getränk längst probiert oder genieße es schon regelmäßig, meldete im Frühjahr der Deutsche Kaffeeverband. Manche trinken ihn pur, andere als Mixgetränk mit Säften oder Alkohol. „Durst auf Cold Brew wächst“, titelte die Lebensmittelzeitung, und immer mehr Hersteller und Röstereien schwenken auf den Trend ein.

Nur gemahlene Bohnen und Wasser

Der „Black Spot“ von Sven Rutsatz ist dabei eine Kreation, die sich mit eigener Handschrift vom Markt abhebt – zuckerfrei, mit fair angebauten Bohnen, regional und nachhaltig gebraut nach strengem Reinheitsgebot. „In meine Getränke kommen nur die gemahlenen Bohnen und Wasser – keine weiteren Zusätze oder Zucker“, betont der Selfmade-Barista. „Ich vertraue ganz auf die hochwertige Arabica-Bohne.“

In die Getränke von Sven Rutsatz kommen nur die gemahlenen Kaffeebohnen und Wasser.
In die Getränke von Sven Rutsatz kommen nur die gemahlenen Kaffeebohnen und Wasser. © Thomas Kretschel

Tatsächlich sind auch seine Lieferanten handverlesen: Der Kaffee für seinen „Batch No.1 Bobolink“ stammt von einer Farmkooperative in Brasilien, die auf nachhaltigen und umweltfreundlichen Anbau achtet, die Rösterei dafür ist das Ein-Mann-Unternehmen Alber in Leipzig. Für seinen „Batch No.2“ verwendet er „Laurina“, einen Arabica-Kaffee aus Nicaragua. Der hat nur halb so viel Koffein wie andere Arabica-Bohnen und enthält ausgeprägte Aromen von Cranberry und Haselnussschokolade. „Die Farmen der Familie stehen nicht nur für beste Qualität, sondern auch für nachhaltige Produktion und faire Arbeitsbedingungen“, sagt Rutsatz.

Dienstleister und Produzent für andere Röstereien

15 Leipziger Cafés und andere Unternehmen bestellen inzwischen regelmäßig bei ihm. Als er mit seiner Idee 2020 loslegt und 2021 auf den Markt kommt, habe es in Deutschland nur drei solcher Anbieter gegeben, erzählt er. „Das waren kleine Röstereien, die nur in ihrer Region verkauft haben.“ Daher entwickelte er das Konzept, nicht nur ein eigenes Getränk auf den Markt zu bringen, sondern als Dienstleister und Produzent für andere Röstereien deren hauseigenen Cold Brew herzustellen.

Kaffeebohnen stapeln sich bei "Black Spot" in dicken Jutesäcken.
Kaffeebohnen stapeln sich bei "Black Spot" in dicken Jutesäcken. © Thomas Kretschel

Damit ist Rutsatz bundesweit der erste Anbieter seiner Art. Kaffeebohnen, Röstung und Aromen werden mit den Kunden gemeinsam ausgewählt. Die ersten fünf Kaffee-Unternehmen beliefert und betreut er inzwischen. Doch da ist noch viel Luft nach oben: Laut Schätzungen des Deutschen Kaffeeverbandes gibt es etwa 900 kleine und große Röstereien in Deutschland.

Kaffee zieht bis zu 24 Stunden bei Zimmertemperatur

Das Besondere am neuen kalten Kaffee ist seine Zubereitung: Gerösteter, grob gemahlener Kaffee wird mit kaltem Wasser aufgegossen. Der Sud darf je nach Rezeptur zwischen acht und 24 Stunden in einem geschlossenen Gefäß bei Zimmertemperatur ziehen. Schließlich wird das Getränk sorgfältig gefiltert und in Mehrwegflaschen abgefüllt. Für die Filtration und die Haltbarmachung habe er eigene mechanische Verfahren ohne Zusatzstoffe entwickelt, sagt Rutsatz.

Welche Methoden es genau sind, darüber hüllt sich der junge Gründer allerdings in Schweigen. Geschäftsgeheimnis! Vor dem Start seines Unternehmens habe er mehr als ein halbes Jahr nach den besten Möglichkeiten gesucht.

Viererpakete verkauft er nun für 11,50 Euro und 12 Euro. Von jeder verkauften Flasche gehen fünf Cent an ein soziales und nachhaltiges Projekt wie das Klimaschutzprojekt „MoorFutures“ und die Stiftung Kinder-Uniklinik Ostbayern. Für die Gastronomie und Büros gibt es auch Ein-Liter-Flaschen und Drei-Liter-Mehrwegboxen.

Der Kaffee für den „Batch No.1 Bobolink“ stammt von einer Farmkooperative in Brasilien, für seinen „Batch No.2“ verwendet Sven Rutsatz „Laurina“, einen Arabica-Kaffee aus Nicaragua.
Der Kaffee für den „Batch No.1 Bobolink“ stammt von einer Farmkooperative in Brasilien, für seinen „Batch No.2“ verwendet Sven Rutsatz „Laurina“, einen Arabica-Kaffee aus Nicaragua. © Thomas Kretschel

Rutsatz, geboren in Schlema und aufgewachsen in Zschorlau und Chemnitz, war 2017 zum Jura-Studium nach Regensburg gezogen – folgte aber bald dem Kaffeeduft. Bei der Traditionsrösterei Rehorik absolviert er ab Herbst 2018 eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, lernt das Kaffeerösten und das Knowhow eines Baristas, der in der Gastronomie für die Kaffeezubereitung verantwortlich ist.

Anfang 2020 zieht er zurück nach Sachsen ins pulsierende Leipzig. Er will dort seine Kenntnisse vergrößern. Nach dem Beginn der Corona-Pandemie muss er jedoch die Rösterei in Leipzig, bei der er zwischenzeitlich angestellt war, wieder verlassen.

Dann startet er sein eigenes Projekt. Rutsatz entwickelt Rezepturen und Produktionsverfahren, spricht mit Röstereien und Gastronomen, braut immer neuen Kaffee und fährt ihn zum Lohnabfüller. Noch im selben Jahr überzeugt er die Jury des sächsischen InnoStartBonus-Programms: Damit unterstützt der Freistaat Gründerinnen und Gründer mit innovativen Geschäftsideen in der Phase vor und zu Beginn ihrer Gründung.

Im April dieses Jahres wird aus der Ein-Mann-Show eine GmbH mit drei weiteren Gesellschaftern, die das Geschäftsmodell gemeinsam ausbauen, die Aufgaben besser aufteilen und sich nun auch an Caterings, Festen und Veranstaltungen beteiligen. Noch trägt sich die Neugründung nicht selbst – aber die vier jungen Männer haben einiges vor.

So schätzt Professor Michael Schefczyk Black Spot ein

Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Black Spot ein.
Professor Michael Schefczyk leitet den Gründerlehrstuhl an der TU Dresden. Für Sächsische.de schätzt er das Potenzial von Black Spot ein. © Thomas Kretschel

Der Gründer suchte sowohl ein Produkt als auch eine Betätigung für sich selbst mit möglichst viel Resilienz in der Pandemie. Das hat er gefunden, indem er Cold Brew Kaffee erzeugt und in Flaschen abfüllen lässt. Dies wird häufig in Kooperation mit etablierten Marken wie Röstereien angeboten, die damit ihr Angebotsspektrum erweitern. Sehr hilfreich ist, dass das Modell bereits mit wenigen hundert Litern Kaffee funktioniert. Damit vermittelt das Geschäftsmodell viel Sicherheit und Flexibilität. Wenn das Produkt möglichst vielen Käufern gut schmeckt, sollte dies eine runde Sache sein und zeigen, dass nicht immer Hightech notwendig ist.

Fazit: Ein gutes Beispiel für ein Lebensmittelprodukt, das auch in kleineren Chargen funktioniert.

Hier noch einmal alle Erfindungen im Überblick:

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Das Projekt

Die Erfindershow mit den hier vorgestellten Start-ups und ihren Produkten findet am 15. Oktober von 10 bis 18 im Elbepark Dresden statt.

„Genial Sächsisch“ wird unterstützt von den drei sächsischen Gründerinitiativen in Dresden, Chemnitz und Leipzig.