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So sieht der Turm für Burg Wehlen aus

Als Landmarke soll der neue Turm über Stadt Wehlen Touristen anlocken. Der Bau ist logistisch herausfordernd. Die Visionen für das Areal gehen noch weiter.

Von Dirk Schulze
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Der Turm für Burg Wehlen: unten Sandstein, darüber verputztes Mauerwerk und ein transparenter Kubus aus Metall. Die Farben sind noch nicht endgültig.
Der Turm für Burg Wehlen: unten Sandstein, darüber verputztes Mauerwerk und ein transparenter Kubus aus Metall. Die Farben sind noch nicht endgültig. © Architektengemeinschaft MM+H

Schon von Weitem wird er sichtbar sein. Wer in der Sächsischen Schweiz mit der S-Bahn durchs Elbtal fährt, auf dem Elberadweg entlang rollt oder mit dem Dampfer schippert, dessen Blick soll sich in Stadt Wehlen zukünftig nach oben richten.

Aktuell markiert eine blau-weiße Fahne mit dem Stadtwappen den Bergsporn, auf dem einst Burg Wehlen stand. In den kommenden Monaten wächst hier ein Turm in die Höhe. Nach langer Vorbereitung kann der Bau nun endlich starten.

Ab Anfang März wird zunächst noch ein Kellergewölbe gesichert, schon bald danach geht es mit dem eigentlichen Turm los. Die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz haben gedauert, seien aber gut verlaufen, sagt Architekt Michael Hamann, der den Turm im Auftrag der Stadt Wehlen projektiert.

Verputzte Mauern auf Sandsteinfundament

Herausgekommen ist eine Kombination aus historischen und modernen Elementen. Der kommende Turm fußt auf alten Sandsteinmauern, die in den vergangenen Jahren bereits saniert wurden und jetzt weiter ausgebessert werden.

Bis die 1960er-Jahre stand an dieser Stelle schon einmal ein Aussichtsturm. Den hatte 1886 der Gebirgsverein für die Sächsisch-Böhmische Schweiz errichtet. Er war allerdings in der Grundfläche kleiner. Zu DDR-Zeiten wurde er mitsamt eines Kriegerdenkmals für den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 geschleift.

Der vorhandene Turmstumpf aus Sandstein bleibt erhalten. Auf die mittelalterliche Grundstruktur werden neue Ziegelmauern gesetzt.
Der vorhandene Turmstumpf aus Sandstein bleibt erhalten. Auf die mittelalterliche Grundstruktur werden neue Ziegelmauern gesetzt. © Norbert Millauer

Der Neubau nimmt nun die ursprüngliche mittelalterliche Gebäudestruktur wieder auf. Auf das Sandsteinfundament werden neue Ziegelmauern gesetzt und mit einem hellen, strukturierten Putz versehen. Der Turm wird zwei Etagen haben mit einer offenen Aussichtsplattform oben. Vom Boden bis zur oberen Mauerkante misst er 6,80 Meter.

Transparente Aussichtskuben aus Metall

Der Clou ist ein Kubus, der in der Südostkante des Turms steckt und über die Mauern hinaus ragt. Dieser Kubus fungiert als Austritt für die Besucher. Er besteht aus Lochblech und bildet damit eine transparente Oberfläche - die Gäste können von innen hindurchsehen, von außen scheint die Sonne hinein. Ein zweiter, kleinere Kubus wird an der Nordseite in Richtung Hang eingelassen.

Ihre volle Wirkung werden die Kuben bei Nacht entfalten. Wenn der Turm von innen beleuchtet ist, strahlt das Licht durch das Lochblech hinaus. "Ganz dezent", sagt Architekt Michael Hamann. Später könne noch ein ausgefeiltes Beleuchtungskonzept für den gesamten Burgberg folgen, so wie es von anderen historischen Bauwerken bekannt ist. Die Kuben sollen sich in einer rotbraunen Farbe von der Putzfassade absetzen, die genauen Farbtöne werden vor Ort abgestimmt.

Turm soll Burg Wehlen zur Landmarke machen

Der Turm soll Burg Wehlen zu einer Landmarke machen, erklärt der Architekt. "Wir haben hier eine Fernwirkung, die enorm ist." Für Touristen, die Wehlen bislang vielleicht nur als Ausgangs- und Endpunkt für Wanderungen durch den Nationalpark Sächsische Schweiz wahrgenommen haben, soll die Stadt selbst verstärkt zum Ausflugsziel werden.

Burg Wehlen erhebt sich über dem Markt von Stadt Wehlen. Der Turm entsteht einige Meter rechts neben der Fahne.
Burg Wehlen erhebt sich über dem Markt von Stadt Wehlen. Der Turm entsteht einige Meter rechts neben der Fahne. © Mike Jäger

Die schon jetzt lohnende Aussicht vom Burgberg wird sich durch den Turm noch verbessern. Elbabwärts reicht die Sichtachse über die Dächer von Stadt Wehlen hinweg bis zur nächsten Flussbiegung, elbaufwärts bis zum Kurort Rathen.

Michael Hamann, dessen Architektengemeinschaft MM+H in der Vergangenheit unter anderem die Bastionen auf dem Pirnaer Sonnenstein, des Pirnaer Rathaus, das Tetzelhaus und die Westbebauung der Festung Königstein denkmalgerecht saniert hat, hat schon ein weiterführendes Konzept parat. Auf den Burgterrassen könnte ein Biergarten entstehen und ein Ort für kulturelle Veranstaltungen.

Material muss ohne Kran auf den Berg

Zunächst geht es aber um den Turmbau. Der wird vor allem logistisch eine Herausforderung: Das Baumaterial muss irgendwie auf den Berg. Ein Kran steht nicht zur Verfügung, denn der passt nicht durch den engen Torbogen unten in der Stadt.

Die einzige Alternative ist ein kleiner Lastenaufzug, der an der Nordseite der Burg aufgestellt wird. Dort können kleine Transporter bis an den Fuß der Mauern heranfahren. Was nicht auf den Aufzug passt, müssen die Handwerker per Hand die Treppen hochschleppen.