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Wie gefährlich ist das Labyrinth bei Langenhennersdorf in der Sächsischen Schweiz?

Voriges Jahr gab es im Felsenlabyrinth acht Bergwacht-Einsätze, 2024 schon zwei. Das Ausflugsziel in der Sächsischen Schweiz ist familienfreundlich, kostenlos, abenteuerlich - und unterschätzt. Worauf Sie achten sollten.

Von Heike Sabel
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Achtmal musste die Bergwacht voriges Jahr im Labyrinth helfen - nicht nur Kindern.
Achtmal musste die Bergwacht voriges Jahr im Labyrinth helfen - nicht nur Kindern. © Marko Förster

Zwei Kinder verunglückten innerhalb von reichlich zwei Wochen im Labyrinth bei Langenhennersdorf. Beide waren beim Sprung über eine der Felsspalten abgerutscht. Und es waren nicht die ersten Unfälle in jüngster Zeit in dem beliebten Ausflugsgebiet. Voriges Jahr gab es insgesamt acht, nun in zwei Monaten schon zwei. Dazu kommen immer wieder Kinder mit gebrochenen Armen und verstauchten Füßen. Doch es trifft nicht nur Kinder. Sind die häufigen Unfälle Zufall, Ungeschick oder ist es ein gefährlicher Ort?

Bei den verunglückten Kindern sehen viele ein Versagen der Eltern. Das äußert zum Beispiel Facebook-Nutzerin Kerstin Schmidt: "Der Felsen ist nach der nassen Witterung oft wie Schmierseife. Liebe Eltern, die Sächsische Schweiz ist kein Abenteuerspielplatz. Verantwortung und gutes Vorbild beim Verhalten im Gebirge sind sehr wichtig und oft lebenswichtig. Gute Besserung für den Jungen."

Springend und balancierend durchs Labyrinth

Heimatvereinsvorsitzende Marlies Wolf nennt als eine Ursache fürs Abrutschen falsches Schuhwerk. "Wenn ich manchmal sehe, wie sie für die Wanderung hier angezogen sind..." Das Labyrinth wird in verschiedenen Portalen für Kinder ab fünf Jahren, manchmal sogar ab vier empfohlen. Dabei ist jedes Kind anders - doch jedes muss aufmerksame Eltern oder Erwachsene als Begleiter haben. Passiert ein Unfall, haben die Eltern ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllt, meint Thomas Peters (CDU), Bürgermeister von Bad Gottleuba-Berggießhübel - "auch als Familienvater". Langenhennersdorf gehört zum Doppel-Kurort. Das Labyrinth teilt er sich mit dem Forstamt, der größere Teil gehöre dem Forst.

Das Labyrinth bei Langenhennersdorf

  • Erreichbar über die S169 zwischen Langenhennersdorf-Forsthaus und Bielatal, an der Hohen Straße befindet sich ein Parkplatz, von dem es etwa 500 Meter bis zum Labyrinth sind.
  • Seinen Namen erhielt das Labyrinth wahrscheinlich in der Romantik.
  • Am 16. September 1887 gab es erstmals eine Räumung und Markierung.
  • Die Felsen des Labyrinths sind meist fünf bis fünfzehn Meter hoch.
  • Die Felsengruppe ist seit 1979 Flächennaturdenkmal.
  • Das gesamte Areal ist etwa 3,5 Hektar groß.
  • Weiße Nummern auf grünem Grund zeigen die empfohlene Strecke, die als freiwillige Einbahnstraße den "Gegenverkehr" regelt.
  • In der Nähe befindet sich der Bernhardstein, von dem man einen schönen Blick zur Festung Königstein und zum Pfaffenstein hat.

Das Labyrinth ist ein beliebter Ort zum Toben und Klettern. Während im Winter die Vernunft der meisten sich gegen einen Besuch entscheidet, wird das Wetter im Frühjahr und Herbst oft unterschätzt. Das Labyrinth ist voller Herausforderungen. Schon am Eingang muss man zum Beispiel breitbeinig über eine Felsspalte laufen. Ziemlich am Anfang gibt es ein Plateau, wo oft vom einem Berg auf den gegenüberliegenden gesprungen wird, sagt Marlies Wolf. Am Ende geht es nur nach einem Sprung einen Meter in die Tiefe weiter.

Rotes Kreuz warnt: Klettergebiet, kein Spielplatz

Das DRK als Träger der Bergwacht, die bei Unfällen nach Langenhennersdorf gerufen wird, bestätigt: Das Wanderziel wird unterschätzt. "Nur weil es 'Labyrinth' heißt, ist es noch lange kein Spielplatz", sagt Sprecher Kai Kranich. "Eltern und Kinder sollten sich so vor Ort verhalten, wie in jedem anderen Kletter- und Wandergebiet."

Das Gebiet werde explizit als familienfreundlich und Highlight in der Sächsischen Schweiz angepriesen. Es ist gut erreichbar und hat einen kostenlosen Wanderparkplatz. Dies erhöhe die Attraktivität für Familien und damit die Besucherfrequenz. "Leider aber auch die Unbeschwertheit", sagt Kranich. Das Gelände ist und bleibt in erster Linie ein Naturerlebnis. Das bedeutet auch, dass es viele kleine Wege, dafür aber kaum Geländer gibt; und viele kleine Felsen, die zum Klettern einladen. Die damit verbundenen Gefahren, zum Beispiel durch Höhe, Nässe, Laub und Bewuchs auf den Felsen werden unterschätzt, sagt Kranich.

Bergwacht empfiehlt Tafel mit Warnhinweisen

Der Bürgermeister sagt, das flächendeckende Aufstellen von Geländern sei keine Alternative, weil das dem Labyrinth den Charakter nehmen würde. "Es ist immer bedauerlich, wenn etwas passiert, doch es bleibt nichts, als an die Eltern zu appellieren." Mehr Schilder oder Warnhinweise würden daran auch nichts ändern. Doch das DRK empfiehlt zumindest eine Warntafel. Die sollte am Parkplatz stehen und Verhaltensregeln und Hinweise enthalten. Damit könnten Besucher für die Gefahren sensibilisiert werden, sagt Kranich.

Fünf Tipps für den sicheren Besuch

  • Festes Schuhwerk.
  • Die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen, mit kleinen Kindern doch lieber erst einmal verzichten.
  • Bei Nässe und gar Glätte den Besuch verschieben.
  • Lieber auf einen richtigen Abenteuerspielplatz als die Gefahren unterschätzen.
  • Wenn Kinder dabei sind, am besten mehrere Erwachsene als Begleiter mitnehmen.

Der Heimatverein Langenhennersdorf erneuert regelmäßig verblasste Orientierungszahlen im Labyrinth, sammelt Müll und weist mit Faltblättern auf die Dauer hin, die Müll in der Natur zum Verwesen braucht - mancher verwest nie. Das Müll-Problem ist größer geworden, nachdem die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel die Mülleimer im Labyrinth entfernt hatte. Grund war, dass in sie immer wieder Grillkohle geworfen wurde, sagt der Bürgermeister.

Der Parkplatz soll befestigt werden. Noch scheitert das Peters zufolge an rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten. Ein besserer Parkplatz wird sicher noch mehr Gäste zur Folge haben. Schon jetzt spricht sich das - nach wie vor kostenfreie - Ausflugsziel etwas abseits der bekannten Routen herum.