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Emotional und intensiv: Der Trikotzerfetzer der Dresden Titans

Bei Zweitliga-Basketballer Till Isemann von den Dresden Titans sind "die Emotionen übergekocht", wie er selbst sagt. Und deshalb "hat das Trikot Schaden genommen". Nun sieht sich der 2,09-Meter-Hüne in der Pflicht.

Von Alexander Hiller
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Wenn Till Isemann so zum Sprung ansetzt, ist er kaum mehr zu bremsen.
Wenn Till Isemann so zum Sprung ansetzt, ist er kaum mehr zu bremsen. © kairospress

Dresden. Im Gespräch hinterlässt Till Isemann einen ruhigen, gesetzten, höflichen Eindruck. Doch der 27-Jährige, mit seiner Körpergröße von 2,09 Meter und muskulösen 118 Kilogramm Gewicht, kann auch explodieren. In Ausnahmesituationen.

Eine davon hat der Profi des Basketball-Zweitligisten Dresden Titans jetzt beim Auswärtsspiel in Bochum erlebt. Binnen weniger Minuten fällten die Schiedsrichter zwei Foul-Entscheidungen gegen ihn. Für die Vergehen kassierte Isemann zwei technische Fouls, die einen Spielausschluss nach sich zogen.

Er fetzte sich daraufhin wutentbrannt sein Trikot vom Körper und stapfte mit großen Schritten Richtung Kabinengang, warf die Tür zur Halle lautstark zu. "Es ist nicht das erste Mal, dass fragwürdige Entscheidungen in meine Richtung gehen. Aber da sind die Emotionen übergekocht, da ist es mit mir durchgegangen. Die Wut war eher auf mich projiziert", sagt der Athlet mit Schuhgröße 50. Beim Team hat er sich entschuldigt, die Titans gewannen auch ohne den gebürtigen Oldenburger.

Werden große Spieler tatsächlich benachteiligt?

Für den 27-Jährigen hat die Szene interne Nachwirkungen. Entweder muss er in die Teamkasse einzahlen oder Kuchen backen - oder beides. "Was da genau kommt, weiß ich noch nicht", erklärt er lachend und meint: "Im Eifer des Gefechts hat das Trikot Schaden genommen, das muss ich ersetzen. Ich möchte nicht, dass das jemand anders übernimmt. Das ist ja auf meinem Mist gewachsen." Das Trikot ist bereits bestellt und soll nächste Woche geliefert werden.

Der frühere Schwimmer und Leichtathlet beschreibt sich dennoch als ausgeglichen und ruhig. "Ich spiele emotional und intensiv. Aber das mit dem Trikot sieht mir nicht ähnlich." Allerdings müssen die großen Kerle auch einiges runterschlucken, das ist zumindest seine Wahrnehmung. "Das muss man leider so sagen, ich will da keinem Schiedsrichter Absicht unterstellen. Aber in vielen Spielsituationen sieht es nach einem Foul aus, obwohl es nur körperliche Unterschiede sind", stellt er fest.

"Die Alltags-Schönheit von Dresden war mir nicht bewusst"

Ein Unterschiedsspieler ist der Student für Wirtschafts-Psychologie noch nicht. Allerdings kann Isemann an guten Tagen unter beiden Körben dank seiner Physis eine dominante Rolle spielen. 175 Punkte konnte er in dieser Saison markieren, viele davon mit spektakulären Dunkings - oftmals die emotionalen Highlights im Spiel. Der Spätberufene, der erst mit 15 Jahren zum Basketball fand, erlebt gerade einen Höhenflug mit Titans. "Die Play-offs der besten acht sind jetzt unser Ziel, wir haben die Qualität dazu", sagt er.

Der Tabellenneunte feierte fünf Siege infolge, am Ostersonntag, 18 Uhr in der Margon-Arena, soll gegen Schlusslicht Paderborn der nächste folgen. Ein starker Auftritt vor den Augen seiner Eltern und seiner Oma könnte für den Riesen die Chancen erhöhen, seinen Vertrag zu verlängern. "Mir war die Alltags-Schönheit von Dresden nicht so bewusst. Ich möchte nicht jedes Jahr umziehen, sondern irgendwo länger bleiben. Ich höre mir gerne alles an", sagt er. Bliebe Isemann, könnte Anfang 2025 Freundin Jule nachkommen, die in Oldenburg derzeit ihr Lehramtsreferendariat absolviert.