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Das macht die Eislöwen derzeit so stark

Der Eishockey-Zweitligist aus Dresden mischt mit 18 Neuzugängen ganz vorn mit. Eine Analyse von sächsische.de ergibt vier Gründe für die neue Stärke.

Von Alexander Hiller
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Der Bayer Andreas Brockmann trifft offenbar den richtigen Ton in Dresden – trotz ungewohnter Mundart.
Der Bayer Andreas Brockmann trifft offenbar den richtigen Ton in Dresden – trotz ungewohnter Mundart. © Archiv: kairospress

Dresden. Darauf hatten in Dresden viele Eishockey-Fans gewartet, direkt damit zu rechnen war allerdings nicht: Die Eislöwen gehören offenbar zu den Spitzenteams in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Seit Wochen hält das Team von Cheftrainer Andreas Brockmann konstant einen Platz unter den Top-Vier-Mannschaften im Gesamtklassement. Die beiden Zu-Null-Siege in den Partien vom Wochenende gegen Kassel (6:0) und Bayreuth (3:0) haben diese Entwicklung noch einmal deutlich bestätigt. Die SZ erklärt, woran der Aufschwung festzumachen ist.

Die Breite des Kaders

Die Eislöwen haben sich unter Führung von Brockmann und Sportdirektor Matthias Roos für einen breit aufgestellten Kader entschieden – im Unterschied zu einigen Top-Teams der Liga. 28 Profis stehen in Dresden unter Vertrag. Frankfurt setzt beispielsweise auf 22 Spieler, Bad Nauheim auf 21. Qualität kostet eben. Die Eislöwen setzen aber darauf, dass sich ihre Akteure noch weiterentwickeln, dafür im Moment aber weniger Geld kosten als sogenannte „fertige“ Spieler. Die Fülle des Kaders erhöht die Konkurrenzsituation – schon im Training. „Wir haben sehr viele Jungs auf dem Eis, das ist auch für die Intensität besser“, sagt der Trainer.

„Das ist der Plan gewesen, als wir den Kader zusammengestellt haben, dass wir mit vier Reihen spielen können und am Ende der Partien jeweils noch Dampf machen können“, sagt Roos. Das sei eine Frage der Vereins-Philosophie. „Wie viel Geld gibt man für die Top-Leute aus – und wie viel bleibt für den restlichen Kader übrig“, unterstreicht der Sportdirektor. Die Eislöwen haben deshalb vor der Saison die Lohnunterschiede der Profis korrigiert, wie Maik Walsdorf bestätigte: „Wir hatten zuvor ein sehr schwankendes Gehaltsgefüge. Das wollten wir angleichen, damit nicht ein Spieler im Zweifel auf den anderen schauen kann. Grundsätzlich haben wir unsere Verträge so angepasst, dass wir allgemein einen geringeren Personaletat haben als vorher“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer.

Das Spielsystem

Auch dank ihres breit aufgestellten Kaders können die Eislöwen 60 Minuten lang Tempo machen, den Gegner bereits in dessen eigenem Drittel unter Druck setzen. Aktiv, aggressiv, laufstark – sagt Trainer Brockmann. Das hatte am Anfang der Saison noch den unschönen Nebeneffekt, dass das Team in der Abwehr anfällig war. Das Problem scheint mittlerweile behoben. Zudem lässt sich bereits jetzt feststellen, dass einige junge, hungrige Spieler ihre anfängliche Unsicherheit ablegen konnten, also de facto sportlich einen Schritt nach vorn machen konnten. Das wirkt sich auf die Gesamtqualität aus.

Angriffszüge sehen mittlerweile tatsächlich einstudiert aus. Beeindruckend ist hinten wie vorn das Spieltempo, was auf eine außergewöhnliche Fitness schließen lässt. Bereits vor der Saison hatte Brockmann den körperlichen Zustand seiner Profis ausdrücklich gelobt: „Vielleicht sind wir eines der fittesten Teams der Liga.“

Der Charakter der Mannschaft

Brockmann ist es offenbar gelungen, seinem Team ein ungewöhnliches Wir-Gefühl einzuimpfen, also klarzumachen, dass einer ohne den anderen nichts ausrichten kann. „Wir spielen als Mannschaft sehr geschlossen, auch vom System her. Das ist überraschend schnell gegangen mit 18 neuen Spielern“, sagt er. „Bei uns kann jeder Tore schießen“, sagt der 54-Jährige. Mit 3,6 Treffern pro Partie liegen die Dresdner auf Rang zwei in dieser Statistik.

Auch für Stürmer Timo Walther liegt einer der Schlüssel des Aufschwungs in der Zusammenstellung des Kaders. „Ich würde nicht pauschal sagen, dass wir eine Spitzenmannschaft sind, aber wir haben ein super Team und eine super Chemie in unseren vier Reihen. Wir arbeiten total hart, alle sind fit. Jeder ist bereit, sich für den anderen zu opfern. Gerade deshalb haben wir die Möglichkeit, mit den Top-Teams mitzuspielen“, erklärt der 23-Jährige.

Das Gespür des Trainerteams

Brockmann und sein finnischer Assistent Petteri Kilpivaara bevorzugen eine klare, unverklausulierte Ansprache – und treffen damit den Nerv der Profis. Sie fanden für das neuformierte Team offenbar genau das treffende Spielsystem. „Wir haben Vertrauen in das, was wir tun. Auch, wenn es mal nicht funktioniert. Wir ändern nicht viel. Da muss man nicht drumherum reden: Die beste Medizin ist dabei Erfolg“, sagt Brockmann. „Das Trainerduo macht viel richtig in der Konzeption“, bestätigt Sportdirektor Roos.