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DSC: Dramatischer Einzug ins Halbfinale

Die Volleyballerinnen verlassen beim Heimspiel gegen Aachen die Kräfte, beißen sich am Geburtstag von Chefcoach Waibl dennoch durch - aber erst im Tiebreak.

Von Alexander Hiller
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Die Erleichterung muss raus: Nach einem Fünf-Satz-Krimi steht der DSC im Halbfinale der deutschen Meisterschaft.
Die Erleichterung muss raus: Nach einem Fünf-Satz-Krimi steht der DSC im Halbfinale der deutschen Meisterschaft. © Foto: Kairospress/Thomas Kretschel

Dresden. Die Volleyballerinnen des Dresdner SC stehen nach einem hochdramatischen 3:2-Erfolg (25:17, 25:20, 19:25, 23:25, 17:15) gegen die Ladies in Black aus Aachen im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Im zweiten von drei möglichen Viertelfinal-Partien, am Mittwoch hatte der DSC in Aachen mit 3:1 gewonnen, schien der favorisierte Gastgeber in der heimischen Margon-Arena nach einer souveränen 2:0-Satzführung bereits auf der Siegerstraße.

Doch an seinem 53. Geburtstag musste Cheftrainer Alexander Waibl noch viel länger als gedacht auf den Blumenstrauß aus den Händen von Geschäftsführerin Sandra Zimmermann warten. Seine Mannschaft leistete sich in der Annahme immer wieder Unsicherheiten, im Angriff ließ die Durchschlagskraft und auch die Überzeugung nach. Das nutzte der Tabellenachte nach der Normalrunde gnadenlos aus. Waibl dürfte sich dabei in seiner sportlichen Einschätzung des Kontrahenten nachträglich bestätigt gesehen haben. Der Cheftrainer hatte Aachen von den individuellen Möglichkeiten der einzelnen Spielerinnen unter den Top-Vier-Teams der Liga verortet. Das Vermögen konnte die Mannschaft aus der westlichsten Großstadt Deutschlands jedoch im Saisonverlauf nur selten abrufen. Ausgerechnet am Samstag in Dresden war so ein Moment. "Ich habe immer gesagt, dass Aachen eine hervorragende Mannschaft hat, die hier nichts zu verlieren hat. Großes Kompliment an Aachen", erneuerte Alexander Waibl nach der Partie seine Einschätzung.

Der Erfolgstrainer wollte lieber über den außergewöhnlichen Kraftakt seiner Mannschaft reden, die am Samstag das vierte Spiel binnen neun Tagen bewältigte. Immerhin ist dem Team durch den letztlich glücklichen Ausgang ein drittes Entscheidungsspiel am Sonntag erspart geblieben. "Die Mannschaft hat Widrigkeiten widerstanden und sich am Ende unter größtem Druck durchgebissen, obwohl sie müde und richtig leer war in der Birne. Jeder erwartet ja, dass du als Hauptrunden-Erster das Ding hier gegen den Achten ziehst", betonte er. Dass sein Team im Verlauf des zweiten Viertelfinalspiels die Kräfte ausgingen, ist natürlich auch dem akribisch und analytisch arbeitenden Schwaben nicht verborgen geblieben. "Es war knapp, aber nun haben wir auch mal einen fünften Satz gespielt in dieser Saison. Wir freuen uns jetzt auf das Halbfinale, wissen aber auch, dass wir ein bisschen Zeit brauchen, um wieder etwas mehr Frische zu haben", sagte Waibl.

Im Halbfinale wartet nun der Hauptrunden-Vierte Potsdam als nächster Kontrahent. Am kommenden Samstag muss der DSC zunächst auswärts ran, am 31. März steht in Dresden das zweite Duell an. Sollten beide Teams je einmal gewinnen, findet am 1. April in Dresden das entscheidende dritte Spiel statt. Erst im Finale wird nach dem Modus Best of Five gespielt. "Wir zeigen das schon die ganze Saison, dass wir uns weigern zu verlieren, dass wir in engen Situationen noch mal was draufzupacken haben. Das war heute eine reine Willensleistung", meinte er. "Wir haben alles reingestreckt, was wir hatten. Am Ende, haben wir uns gesagt, dass hier gewinnt, wer es mehr will. Es war ein krasser Kampf. Die vier Spiele in den neun Tagen merkt man natürlich", erklärte DSC-Kapitän Lena Stigrot und wird deutlicher. "Wir lassen zu viele Chancen liegen, die wir vielleicht nicht liegenlassen würden, wenn wir alle etwas frischer wären. Aber es ist gut zu wissen, dass wir es auch so geschafft haben", sagt die 26-Jährige.

"Von jetzt ab ist es so, dass alle vier verbliebenen Teams auf Augenhöhe sind. Da gibt es nicht mehr den Favoritenmodus. Wir versuchen einfach, ins Finale einzuziehen. Jetzt kann ich noch ein Glas Wein trinken und mit meiner Frau ein bisschen Geburtstag feiern", verabschiedete sich Waibl schließlich doch etwas gelöster. Der hat seinen Ehrentag auch für einen kleinen psychologischen Kniff genutzt. "Vor dem fünften Satz habe ich den Mädels gesagt, dass sie dran denken sollen, was wir besprochen hatten: Dass wir an meinem Geburtstag gewinnen wollten. Da mussten sie lachen". Müßig, darüber zu spekulieren, ob das die nötige Lockerheit gebracht hat. Jetzt hat Dresden zumindest eine Woche Zeit, die Akkus wieder aufzuladen. Am Sonntag und Montag hat die Mannschaft trainingsfrei. Dann startet die Vorbereitung auf die heißeste Phase der Meisterschaft.