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Nach Dynamos Nicht-Aufstieg: Der Vize-Kapitän formuliert schon das Saisonziel

Dynamo bleibt trotz eines 2:1-Sieges gegen Oldenburg beim Saisonfinale drittklassig und kann sich nicht mal für den DFB-Pokal qualifizieren. Stefan Kutschke verbreitet trotzdem Optimismus. Die Analyse mit Reaktionen.

Von Daniel Klein
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Vor den Fans im Stadion verkündete Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke schon mal das Ziel für die kommende Saison: den Aufstieg.
Vor den Fans im Stadion verkündete Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke schon mal das Ziel für die kommende Saison: den Aufstieg. © dpa/Robert Michael

Dresden. Es bleiben nach dem Schlusspfiff kaum Augen trocken. Dynamo hat das letzte Spiel der Saison gegen den VfB Oldenburg nach einem 0:1-Rückstand dank des Doppeltorschützen Ahmet Arslan in einen 2:1-Sieg gedreht, doch die Spieler trauern kollektiv. Der K-Block feiert die Mannschaft nach einigen Minuten trotzdem.

"Es ist schön, dass wir so verabschiedet wurden, das ist Balsam für die Wunde. Aber die ist zu tief", sagte Trainer Markus Anfang. Vize-Kapitän Stefan Kutschke schnappt sich auf dem Rasen das Mikro, bedankt sich für die Unterstützung und formuliert kämpferisch schon mal das Ziel für die nächste Saison: "Dann holen wir uns das, was dem Verein zusteht", erklärt er. Den Aufstieg also.

Den verpassen die Dresdner am Samstagnachmittag, die sofortige Rückkehr in die 2. Bundesliga verspielt wurde jedoch in der Hinrunde. Da sind sich alle einig.

Warum ist der Aufstiegskrimi in Dresden ein sehr kurzer?

"Wunder geschehen" singt Nena in der Halbzeitpause über die Stadionlautsprecher. In Dresden bleiben sie aus. Aufstiegsnervenkitzel kommt so richtig ohnehin erst ab der 87. Minute auf, als Ahmet Arslan seinen 25. Saisontreffer erzielt und die Schwarz-Gelben das erste Mal in Führung gehen. Da sind die Zwischenstände auf den anderen Plätzen knapp, noch scheint theoretisch etwas möglich zu sein.

Doch als Osnabrück in der Nachspielzeit zwei Tore erzielt, noch 2:1 gegen Dortmund II gewinnt und dem SV Elversberg direkt in die zweite Liga folgt, hat sich Dynamo nicht mal für den DFB-Pokal qualifiziert. Die 0:1-Heimniederlage im Sachsenpokal-Halbfinale gegen den FSV Zwickau vor einigen Wochen rächt sich in diesem Moment.

"Es ist gerade eine große Leere", sagt Anfang auf der Pressekonferenz und ringt sichtbar mit seinen Gefühlen. "Ich bin mit Kiel mit 67 Punkten aufgestiegen, wir haben jetzt 69. Bei dieser Rückrunde hätten wir mehr verdient gehabt, haben aber in der Hinrunde zu wenige Punkte geholt. Der sechste Tabellenplatz ist Realität, der müssen wir uns stellen."

Der Liveticker vom 2:1-Sieg zum Nachlesen

Warum tut sich Dynamo wieder so schwer?

Dynamo müht sich, doch das eigene Spiel ist über weite Strecken viel zu fehlerhaft. Zum Teil kommen einfachste Pässe nicht beim Mitspieler an. Symptomatisch ist das Auftreten von Christian Conteh. Der Außenstürmer ist häufig am Ball, dribbelt sich aber fest, oder seine Eingaben landen beim Gegner. Und wenn er selbst abschließt, sind die Schüsse zu harmlos. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte schießt er aus zehn Metern zunächst Oldenburgs Keeper Felix Dornebusch an, den Abpraller kann auch Jakob Lemmer nicht verwerten. Und beim zweiten Versuch von Conteh klärt Nico Knystock auf der Linie.

Es ist der Abschluss einer Halbzeit, in der - abgesehen vom Ausgleichstreffer von Arslan - nicht viel passt, die Nervosität die Oberhand hat, Oldenburg aus den begrenzten Möglichkeiten das Optimum herausholt und durch Max Wegner mit 1:0 in Führung geht (19.).

Trotz der hohen Fehlerquote kommen die Dresdner zu einigen hochkarätigen Chancen, die jedoch - das ist das Manko der kompletten Spielzeit - ungenutzt bleiben. Einzig Arslan ist effektiv, mit einem Schuss aus 20 Metern in den Winkel erzielt er kurz vor dem Pausenpfiff den Ausgleich. In der zweiten Halbzeit vergeben Jakob Lemmer und Kutsche hundertprozentige Möglichkeiten. "Wir hätten 7:1 oder 8:1 gewinnen können", meint Anfang. In diesem Fall wäre Dynamo in der Tabelle an Saarbrücken vorbeigezogen und hätte sich zumindest für den DFB-Pokal qualifiziert.

Wie geht es nun mit dem Rekordschützen Arslan weiter?

Die Auszeichnung zum besten Torschützen der 3. Liga, die Arslan nach der Partie überreicht bekommt, ist kein schwacher Trost. "Ich konnte mich bei der Ehrung nicht mal bedanken, das hat gerade gar keine Bedeutung, auch wenn mir gesagt wurde, dass ich der erste Mittelfeldspieler bin. Ich würde es gerne eintauschen gegen den Aufstieg", sagt Arslan. 25 Treffer hat die 29-jährige Leihgabe von Holstein Kiel erzielt und damit zwei mehr als Justin Eilers, der den vereinsinternen Rekord in der Aufstiegssaison 2015/16 aufgestellt hatte.

Wie es nun für ihn weitergeht, ließ Arslan offen. "Das Beste und Einfachste wäre gewesen, wenn wir es geschafft hätten. So muss ich mich erst mal sammeln, so leer habe ich mich noch nie gefühlt. Ich werde irgendwann eine Entscheidung treffen, das auch mit meiner Familie besprechen. Ich muss schauen, was für mich und für uns am besten ist."

Ein trauriger Rekordschütze: Ahmet Arslan mi der Torjägerkanone der 3. Liga.
Ein trauriger Rekordschütze: Ahmet Arslan mi der Torjägerkanone der 3. Liga. © dpa/Robert Michael

Gibt es etwas, was dennoch Hoffnung macht?

Bereits mit dem Mikro in der Hand vor dem K-Block verbreitet Kutschke mit Blick auf die kommende Saison Optimismus. Das wiederholt er einige Minuten später. "Es ist wichtig, dass diese Rückrunde der Startschuss ist für die nächste Saison, dass es keine Delle gibt wie nach dem Abstieg vor einem Jahr gegen Kaiserslautern. Das Gerüst muss gehalten werden, damit wir mit den Trainern und dem Staff angreifen. Wir sollten wie 2015 geradeaus sagen, was wir machen wollen: Dynamo muss vornweg marschieren." In dieser Spielzeit war der Aufstieg - zumindest in der Öffentlichkeit - nicht das formulierte Ziel. "Die Euphorie der Rückrunde sollte in der nächsten Saison helfen, damit wir anders starten können", sagt Anfang. "Ich glaube nicht, dass wir dieses momentane Gefühl der Leere mitnehmen."

Wie geht es nun weiter?

Am Pfingstsonntag trifft sich die Mannschaft noch einmal im Trainingszentrum. "Dort werden auch die Spieler verabschiedet, die aktuell keinen Vertrag für die nächste Saison haben", erklärt Anfang. Zu denen gehört der Kapitän. "Ich weiß nicht, wie es mit mir weitergeht, es hat noch niemand mit mir gesprochen", erklärt Knipping mit Tränen in den Augen. Die neue Drittliga-Saison startet am ersten August-Wochenende.

Über konkrete Personalien wollte Anfang direkt nach dem Spiel nicht reden. "Ich denke jetzt nicht an irgendwelche Vertragsgespräche. Das habe ich nicht im Kopf."