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Dynamo Dresden schreibt rote Zahlen

Die vergangene Saison schloss Dynamo Dresden mit einem Minus in sechsstelliger Höhe ab. Und in der laufenden Saison könnten die Verluste noch größer werden. Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Von Daniel Klein
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Eine Falte auf dem Logo: Der Drittligist macht nach dem Abstieg ein Minus. Doch finanziell klamm ist der Verein keinesfalls.
Eine Falte auf dem Logo: Der Drittligist macht nach dem Abstieg ein Minus. Doch finanziell klamm ist der Verein keinesfalls. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Die Rückkehr in die zweite Liga ist bei Dynamo das von allen Seiten erklärte Ziel. Wie wichtig ein Aufstieg auch aus wirtschaftlicher Sicht wäre, verdeutlicht der Geschäftsbericht, der bei der Mitgliederversammlung am 18. November vorgestellt wird, aber schon vier Wochen vorher einsehbar ist. Demnach schloss der Verein die vergangene Drittliga-Saison mit einem Minus von 854.000 Euro ab. Die Spielzeit davor, als die Dresdner zweitklassig waren, gab es noch ein Plus von 935.000 Euro.

Hauptgrund für das Defizit ist der eklatante Rückgang der TV-Erlöse, der Unterschied zwischen zweiter und dritter Liga betrug 8,8 Millionen Euro. Dadurch sank der Etat von 29,5 auf 23,8 Millionen in der Saison 2022/23. Das Einnahmedefizit bei den Fernsehgeldern hat die Vereinsspitze nicht in kompletter Höhe aufgefangen – das aber mit Absicht.

„Der Aufsichtsrat entschied sich gemeinsam mit der Geschäftsführung, einerseits das finanzielle Risiko zu begrenzen und andererseits dem sportlichen Bereich die Möglichkeit zu eröffnen, innerhalb der nächsten zwei Spielzeiten den Aufstieg zu realisieren. So ist die Wirtschaftsplanung 2022/23 die Basis für den zukünftigen sportlichen Erfolg“, heißt es im Bericht des Kontrollgremiums. Anders formuliert: Um beim Profikader nicht den Rotstift ansetzen zu müssen und damit den sportlichen Erfolg zu gefährden, wurde ein Verlust in Kauf genommen.

Der führt allerdings nicht zur Zahlungsunfähigkeit – und das nicht mal ansatzweise. „Der Jahresfehlbetrag wurde durch den Jahresüberschuss der vorherigen Berichtssaison aufgefangen“, heißt es dazu von der Geschäftsführung. Das Eigenkapital sank durch das Minus zwar von 10,7 auf jetzt 9,9 Millionen Euro, ist für einen Drittligisten aber immer noch mehr als üppig.

Allerdings wird diese Summe wohl weiter schrumpfen. In der Prognose der laufenden Spielzeit wird ein „Jahresfehlbetrag im niedrigen einstelligen Millionenbereich“ prognostiziert. Diese Vorhersage überrascht, die Erklärung hierfür findet sich jedoch auch in dem Papier. Demnach erhöhen sich die Personalaufwendungen gegenüber der vorherigen Drittliga-Saison um 2,1 Millionen Euro. In der Summe von insgesamt 13,6 Millionen Euro sind zwar auch die Gehälter für die Verwaltung und den Nachwuchsbereich eingeschlossen, doch der Großteil entfällt auf den Profibereich inklusive Trainer- und Betreuerteam.

Dieser Posten macht rund neun Millionen Euro aus und liegt damit auf dem Niveau von Dynamos Zweitliga-Saison 2021/22. Bei den Gehältern dürften die Schwarz-Gelben damit der Spitzengruppe der 3. Liga angehören. „Dies dokumentiert nochmals die klaren Ambitionen, die der Verein hat, um die Rückkehr in die 2. Bundesliga zu bewältigen“, heißt es in dem Bericht.

Bereits nach dem Abstieg vor anderthalb Jahren hatten die Dresdner 640.000 Euro für Ablösesummen ausgegeben, im Gegenzug allerdings 2,3 Millionen Euro für die Verkäufe von Ransford-Yeboah Königsdörffer an den Hamburger SV und Christoph Daferner an den 1. FC Nürnberg kassiert.

Wer die Berichte genau und ein bisschen auch zwischen den Zeilen liest, kommt zum Schluss, dass die sportliche Leitung mit Geschäftsführer Ralf Becker an der Spitze offensichtlich eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet hat, damit die anderen Entscheidungsträger des Vereins die Etatwünsche für den Profikader durchwinken.

„Die Budgetplanungen in allen Bereichen sind an das gemeinsame Ziel Aufstieg in die 2. Bundesliga angelehnt und daher mit einem gewissen Optimismus unterfüttert“, heißt es da etwa. Man könnte auch von einem gewissen Risiko sprechen, dass der Verein eingegangen ist.

Doch was passiert eigentlich, wenn die Mannschaft das Saisonziel verpassen und ein drittes Jahr drittklassig bleiben sollte? Auch dann bliebe das Festgeldkonto mit einem siebenstelligen Betrag prall gefüllt, allerdings würde Dynamo in diesem Fall wohl einen Sparkurs einleiten und den Kader – vor allem finanziell – verschlanken.

Dass es so weit kommt, ist derzeit eher unwahrscheinlich, und auch beim prognostizierten Defizit in Millionenhöhe für die laufende Saison gibt es einen Hoffnungsschimmer – die Zuschauerzahlen. Die hat die Geschäftsführung vergleichsweise niedrig kalkuliert, sie plant mit einem Schnitt von 23.130 (ohne Vip-Tickets). Nach dem erfolgreichen Start mit neun Siegen in zwölf Partien liegt der derzeit jedoch bei 29.042 (mit Vip-Tickets). Bleibt es so, könnte der Verlust weitaus geringer ausfallen als geplant.

Helfen könnte zudem, wenn der Verein nicht wieder hohe Strafsummen an den DFB überweisen müsste. 2022/23 betrugen die Sonstigen Aufwendungen 1,1 Millionen Euro. „Der überwiegende Teil“ davon entfiel auf die „vom DFB verhängten Strafen wegen Fanfehlverhaltens“. Ohne die hätte Dynamo gar kein Minus gemacht.