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Kommentar zum Presse-Ausschluss: Dynamo-Mitglieder sollten auch andere Meinungen akzeptieren

Bei der Mitgliederversammlung von Dynamo Dresden wird erneut die Presse ausgeschlossen. Damit zeigt die Mehrheit, dass sie das Wesen eines kritischen Journalismus nicht versteht.

Von Daniel Klein
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Die Dynamo-Mitglieder schießen mit dem Ausschluss der Presse ein Eigentor - findet Redakteur Daniel Klein.
Die Dynamo-Mitglieder schießen mit dem Ausschluss der Presse ein Eigentor - findet Redakteur Daniel Klein. © kairospress/Thomas Kretschel

Am Beginn einer jeden Mitgliederversammlung wird das Leitbild von Dynamo Dresden als eine Art Imagefilm gezeigt - mit historischen wie bewegenden Bildern, passender Musik, dazu werden die Leitsätze vorgetragen. In einem heißt es, dass der Verein "von seinen Mitgliedern demokratisch" geführt wird. Gleich als zweiter Punkt auf der Tagesordnung folgt seit einigen Jahren die Abstimmung darüber, ob die Presse im Saal bleiben darf oder nicht. Die Mehrheit entscheidet - das ist Demokratie pur.

Zu einer Demokratie gehört jedoch zwingend eine unabhängige und kritische Presse. Welche Aufgabe diese in einem Staat wie die Bundesrepublik hat, darüber herrscht offensichtlich ein erschreckendes Zerrbild. Wer einen Medienboykott damit begründet, dass Zeitungen und Online-Portale eine einjährige Bewährungsprobe nicht genutzt und weiter kritisch über Dynamo berichtet hätten, zeigt, dass er das Wesen des unabhängigen Journalismus nicht verstanden hat.

Diese Redakteure schreiben nicht für Vereine, Verbände oder Parteien, betreiben also keinen Gefälligkeitsjournalismus, sondern für alle Leser. Und die wollen nicht die Mitteilungen einer Presseabteilung in ihrer Zeitung oder dem Newsportal lesen, stattdessen sind sie an Hintergründigem, Einordnendem, auch Strittigem interessiert. Andere Meinungen und Ansichten zu akzeptieren - das gehört ebenfalls zu einer Demokratie.

Medien an der Berichterstattung zu hindern, bedeutet zudem, die Kontrollfunktion der Presse auszuhebeln. Und das ist bedenklich, schließlich erhielt der Verein auch Zuschüsse, etwa für den Bau des Trainingszentrums. Und er bekommt einen jährlichen Ausgleich für die Stadionmiete. Das sind Steuergelder, also öffentliche Mittel. Vielleicht interessiert es den einen oder anderen Steuerzahler ja, was genau Dynamo mit seinen Einnahmen macht. Darüber wird bei einer Mitgliederversammlung Rechenschaft abgelegt. Nur bleibt die Öffentlichkeit davon ausgeschlossen.

Ein weiterer Punkt sollte die Vereinsspitze nachdenklich machen: Der Anteil der Mitglieder, die bei den jährlichen Versammlungen als oberstes Gremium über wichtige Themen und Personalien abstimmen, wird immer kleiner. Am Samstag (18.11.) waren es lediglich noch 1,9 Prozent der mehr als 26.400 Mitglieder. Natürlich sind diese Wahlen und Entscheidungen trotzdem gültig, aber repräsentieren sie wirklich die Mehrheit der Mitglieder?

Mail an Daniel Klein