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Nicht schlechter, aber verloren: Dynamo macht's in Saarbrücken wie die Bayern

Im Wiederholungsspiel beim 1. FC Saarbrücken endet Dynamo Dresdens Erfolgsserie. Die Niederlage hat sich angekündigt - weil der Gegner wieder einen Fußball spielt, den auch Bayern München nicht mag.

Von Tino Meyer
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Viel Platz hat Torschütze Kai Brünker bei seinem Kopfball.
Viel Platz hat Torschütze Kai Brünker bei seinem Kopfball. © Jan Huebner

Saarbrücken. Die Serie ist gerissen. Nach zuletzt sechs ungeschlagenen Ligaspielen, davon fünf Siegen, hat Dynamo Dresden wieder verloren. Knapp, aber durchaus verdient – so lautet der allgemeine Tenor zu diesem 0:1 beim 1. FC Saarbrücken. Dass es dem deutschen Fußballprimus Bayern München im DFB-Pokal an gleicher Stelle kürzlich ähnlich ergangen ist, daran erinnert Markus Anfang. "Wir befinden uns also in guter Gesellschaft", meint Dynamos Cheftrainer auf der Pressekonferenz danach. Für ihn, das verrät sein Gesichtsausdruck, ist das aber nicht mal ein schwacher Trost. Und ebenso wenig, dass Dynamo dennoch weiterhin die Drittliga-Tabelle anführt.

Schon wieder Saarbrücken! Von einem Angstgegner zu sprechen, wäre zu viel. Nur hat Dynamo bereits vergangene Saison beide Partien gegen die gern rustikal auftretenden Saarländer verloren. So auch diesmal. "Es war kein gutes Spiel von uns und ähnlich wie im ersten Versuch kein schönes Spiel, wenig Fußball, viele lange Bälle. Man muss ehrlich sagen, gerade im ersten Durchgang war Saarbrücken einfach griffiger in den Zweikämpfen, hat viel mehr zweite Bälle geholt. Denen liegt dieser Fußball einfach mehr als uns", analysiert Dynamos Vize-Kapitän Paul Will.

Es ist ein tatsächlich intensiv und emotional geführtes, teilweise hart umkämpftes Wiederholungsspiel, nachdem das erste Duell vor drei Wochen beim Stand von 0:0 in der Halbzeitpause abgebrochen worden ist. Zumindest diese Gefahr besteht diesmal nicht. Entgegen aller Befürchtungen nach dem vielen Regen in den Vortagen ist der Rasen im Ludwigsparkstadion zwar sichtlich ramponiert, aber doch einigermaßen ordentlich bespielbar.

"Wir waren nicht die schlechtere Mannschaft. Leider haben wir aus den Standardsituationen nichts gemacht", bilanziert Anfang und stellt treffend fest: "Es war ein Kampfspiel mit vielen langen Bällen. Das haben die Saarbrücker besser gemacht. Sie hatten immer eine Torgefahr mit den langen Bällen, das hatten wir nicht."

Die erste Halbzeit geht nicht nur aufgrund des Führungstreffers klar an die Gastgeber. Mit ihrem aggressiven Angriffspressing, das mitunter am gegnerischen Strafraum beginnt, verbunden mit den benannten kämpferischen Elementen stellen sie die eher für spielerische Ideen bekannten Dresdner vor eine komplexe Herausforderung. Dynamo tut sich sichtlich schwer, eigene Akzente zu setzen, gefährliche Angriffe haben Seltenheitswert.

Tim Schreiber, gebürtiger Freitaler und seit dieser Saison im Saarbrücker Tor, ist kaum gefordert. Seinem Gegenüber, Stefan Drljaca im Dynamo-Tor, ergeht es im Prinzip ähnlich. Und doch fällt der entscheidende Treffer, und dieses Wortspiel muss sein angesichts der Vorgeschichte dieses Spiels, nicht aus heiterem Himmel. Bei milden Temperaturen, phasenweise Sonnenschein und keinem einzigen Tropfen Regen ist es Kai Brünker, der in der 41. Minute nach einem besagten zweiten Ball per Kopf das 1:0 erzielt. Damit macht er zugleich seine vergebene Großchance vergessen, als er in der neunten Minute unbedrängt aus Nahdistanz neben das Tor geköpft hatte.

Rudelbildung mit Kapitän und Ex-Dynamo: Stefan Kutschke (vorn rechts mit roter Binde) hat dringenden Redebedarf. Saarbrückens Bjarne Thoelke (2. von links) schaut eher desinteressiert.
Rudelbildung mit Kapitän und Ex-Dynamo: Stefan Kutschke (vorn rechts mit roter Binde) hat dringenden Redebedarf. Saarbrückens Bjarne Thoelke (2. von links) schaut eher desinteressiert. © Jan Huebner

Tormöglichkeiten für Dynamo sind indes kaum bis gar nicht zu verzeichnen, abgesehen von zwei, drei Schüssen außerhalb des Strafraums – was sich auch in der zweiten Hälfte nicht ändert. Und doch sind die Dresdner jetzt sichtlich um den Ausgleich bemüht. Vier Eckbälle binnen zehn Minuten dürfen als ein erster Beleg gelten.

Dynamos großes Manko, das an die 0:1-Niederlage am zweiten Spieltag in Sandhausen erinnert und damit an längst überwunden geglaubte Zeiten, ist in dieser Partie die Torgefahr. Chancen, die diesen Namen verdienen, gibt es schlicht nicht – weshalb Anfang nach gut einer Stunde Spielzeit die Offensive verstärkt. Mit Robin Meißner bringt er einen weiteren Angreifer. Die große Möglichkeit auf die Vorentscheidung bietet sich jedoch Saarbrücken. Nur kann Bone Uaferro das Durcheinander im Strafraum nicht nutzen. Oder besser: Die Querlatte rettet Dynamo den knappen Rückstand.

Am Spielgeschehen ändert sich nichts: Dynamo rennt an, und mit Manuel Schäffler kommt für die letzten 15, 20 Minuten der nächste Stürmer. Beim jetzt zunehmend zerfahrenen Spiel auf ein Tor und insgesamt neun gelben Karten ist es letztlich Saarbrückens Torwart, der den Unterschied macht. Den Schuss von Lemmer – Dynamos beste Chance - pariert er mit den Fingerspitzen, auch darüber hinaus agiert der 21-Jährige, der im Nachwuchs beim Borea Dresden gespielt hat, sehr abgeklärt.

Andererseits macht es ihm Dynamo an diesem Nachmittag auch leicht. Und dafür gibt es ebenfalls einen Beleg: In den acht Minuten Nachspielzeit schafft man es nicht einmal gefährlich in den Saarbrücker Strafraum. Eher sind es die Gastgeber, die einen ihrer Konter zum 2:0 hätten nutzen müssen. "Wir konnten aus unserer Umstellung auf zwei und am Ende drei Stürmer wenig Profit schlagen", sagt Kapitän Stefan Kutschke. Und er betont: "Wir suchen keine Ausreden, wir akzeptieren die Niederlage. Das gehört dazu."

Von Rückschlag, das ist ihm wichtig, könne trotzdem keine Rede sein, "das gibt es bei der Mannschaft nicht". Schon nächsten Sonntag, im Topspiel gegen den punktgleichen Tabellenzweiten Regensburg, das unterstreicht er, stehe wieder ein anderes Dynamo Dresden auf dem Platz. Und Mittwoch, ergänzt Kutschke rasch, im Landespokal in Glauchau natürlich auch.