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Wer ihn unterschätzt, macht einen Fehler: Dynamo-Profi Paul Will im Podcast

Paul Will ist Meister geworden mit Bayern München und gehört jetzt nicht nur auf dem Platz zu den Führungsspielern in Dresden, wie er im Interview bei "Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast" beweist.

Von Tino Meyer
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Seit fast drei Jahren bei Dynamo Dresden und im Mittelfeld gesetzt: Paul Will, der 2020 von Bayern München kam. Sogar die Kapitänsbinde trägt er mittlerweile gelegentlich.
Seit fast drei Jahren bei Dynamo Dresden und im Mittelfeld gesetzt: Paul Will, der 2020 von Bayern München kam. Sogar die Kapitänsbinde trägt er mittlerweile gelegentlich. ©  dpa/Robert Michael, Montage: SZ

Dresden. Diesmal wieder Auswärtsspiel für "Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast". Zu Gast sind die Moderatoren einmal mehr in der Trainingsakademie von Dynamo Dresden, wo beide - so kündigen sie es auch an - mit einem Führungsspieler verabredet sind, der schon etwas länger das Trikot der Schwarz-Gelben trägt. Nur auf Paul Will wären angesichts dieser Beschreibung wohl die Wenigsten gekommen, oder?

Tatsächlich zählt der 24-Jährige gerade jetzt zu den absoluten Leistungsträgern im Aufstiegsrennen der 3. Fußball-Liga - und wohl auch zu den gern unterschätzten, weil nicht so im Rampenlicht stehenden Profis.

Während alle über Kutsche, Haupe, Ahmo und Knippser reden, gemeint sind Stefan Kutschke, Niklas Hauptmann, Ahmet Arslan und Tim Knipping, läuft Will meist etwas unterm Radar. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt der defensive Mittelfeldspieler öfters etwas kurz weg. Auch bei den Spitznamen Kammer, Kuba, Pana und Chris gehört es mittlerweile zum Dynamowissen, dass es sich dabei um Claudio Kammerknecht, Jakob Lewald, Panagiotis Vlachodimos und Christian Conteh handelt. Will dagegen ist selten bis nie Thema; weder vor der Spielen, wenn Dynamos Cheftrainer Markus Anfang mit Nennung der Spitznamen die Liste der nicht einsatzfähigen Spieler abarbeitet, noch danach in der öffentlich geführten Analyse.

Mit den Bayern ist Will in der Champions League dabei

Will ist einfach immer da. Doch wer Will unterschätzt, macht einen Fehler. Der gebürtige Hesse, der in der Jugendabteilung des 1. FC Kaiserslautern groß wurde und danach zum FC Bayern München wechselte und seit 2020 für Dynamo spielt, ist der Dreh- und Angelpunkt im Spielaufbau der Dresdner. Er sorgt für die Balance zwischen sicherstehender Defensive und offensiven Aktionen, und das inzwischen auf hohem Niveau, in jedem Fall aber weitgehend geräuschlos. "Vielleicht ist es genau das. Wenn man über jemanden, der diese Position spielt, wenig spricht. Dann mache ich es vielleicht ganz ordentlich", mutmaßt Will, der sogar schon mal in der Champions League dabei gewesen ist. Im September 2018 gegen Benfica Lissabon war das.

Trainiert hat er in der Bayern-Zeit mit Weltstars wie Robben und Ribery - und dabei, anders als andere in seinem Alter, die Bodenhaftung nicht verloren. Im Gegenteil, im Podcast präsentiert sich Will zutiefst geerdet. "Ich bin sehr bodenständig erzogen worden. Und schön zu hören, dass es so geklappt hat", entgegnet Will und meint, inmitten der Bayern-Profis ja gar nichts erreicht zu haben: "Ich war mal dabei, durfte mal mit. Das sind für mich schöne Erinnerungen, ich habe die Trikots zu Hause stehen und Bilder auf meinem Handy, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber das ist nichts, mit dem ich angeben möchte oder was mich zu einem besseren Menschen macht."

Paul Will steht für Zweikämpfe und Einsatzfreude. Das Rampenlicht überlässt der gebürtige Hesse aber gern anderen.
Paul Will steht für Zweikämpfe und Einsatzfreude. Das Rampenlicht überlässt der gebürtige Hesse aber gern anderen. © Lutz Hentschel

Immerhin Drittliga-Meister ist er 2020 geworden mit den Bayern, wenn auch der zweiten Mannschaft. Die Schlagzeilen überlässt er trotzdem gern anderen, dabei böten sich nachnamensbedingt einige gute Zeilen an, wie er im Podcast erzählt: "Der Will, der will" zum Beispiel oder der hier, den Mitspieler Kevin Ehlers geprägt hat: "Paul will, kann aber nicht". In der Schule, sagt Will, habe es auch fiesere Wortspiele gegeben, "aber mittlerweile gibt es durch meine Position im Fußball, die ja viel mit Kämpfen und Wille zu tun hat, auch ein paar ganz schöne Wortspiele".

So oder so, die Fakten sprechen für ihn. Will hat trotz einer fünf Spiele umfassenden Verletzungspause im Februar die sechstmeiste Einsatzzeit und ist aus der Anfangself, also - Achtung Wortspiel - Anfangs Elf, nicht wegzudenken. Bei den Schwarz-Gelben ist Will wieder gesetzt, nachdem er unter Anfangs Vorvorgänger Alexander Schmidt, der vor ziemlich genau zwei Jahren das Traineramt von Markus Kauczinski übernahm und mit Dynamo aufgestiegen ist, zu Zweitligazeiten komplett außen vor war.

Zur aktuellen Lage hat Will eine klare Meinung. Er kennt Tabelle und Konstellation, nicht zuletzt jetzt vorm Spitzenspiel mit dem SV Wehen Wiesbaden samt Wiedersehen mit deren nunmehrigen Trainer Kauczinski (Will: "Ich kam super mit ihm klar"). Und er sagt: "Ganz ehrlich, momentan macht es keinen großen Unterschied, ob wir gegen Wiesbaden spielen oder gegen Meppen. Wir müssen beide Spiele gewinnen. Und beide Spiele sind sicher eklig, weil es für beide Mannschaften um extrem viel geht. Die einen wollen aufsteigen, die anderen nicht absteigen."

Unverändert bleibt, dass es Will medial jetzt nicht unbedingt in die erste Reihe drängt. Was unter anderem dazu führt, dass selbst nach nunmehr fast drei Jahren Dynamo nicht so recht klar ist, ob Will eigentlich auch einen Spitznamen hat. Auch darauf antwortet er ausführlich wie amüsant. Und feststellen lässt sich nach einer guten Stunde, in der Will launig wie tiefgründig über seine Karriere, den Wunsch seiner Mutter und vermeintliche Kabinen-Interna spricht sowie vom "Geist von Belek", der den "Geist von Oldenburg" getroffen hat: Paul will - und kann auch Podcast.

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