Belek. Es sind die Debüt-Wochen für Dynamos Ersatztorwart Erik Herrmann. Als er kurz vor Weihnachten gegen Arminia Bielefeld für den verletzten Stefan Drljaca in der 88. Minute eingewechselt wurde, machte der 19-Jährige sein erstes Pflichtspiel als Profi.
Zweieinhalb Wochen später muss Herrmann, der hinter Drljaca und Kevin Broll eigentlich die Nummer drei bei Dynamo Dresden ist, im Trainingslager den mitgereisten Medienvertretern das erste Mal Rede und Antwort stehen. "Das ist auf jeden Fall etwas Neues, aber ich freue mich darauf", sagt er zu Beginn des Gesprächs.
Diese Antwort passt zu seiner ruhigen und eher zurückhaltenden Art, mit der er auch in Bielefeld in einer hitzigen Schlussphase glänzte. Danach erhielt er viel Lob – vor allem von den Führungsspieler Niklas Hauptmann und Stefan Kutschke. "Es hat mich gefreut, das zu hören – besonders von Haupe und Kutsche", sagt der Torhüter und gibt zu: "Ich war ziemlich aufgeregt. Als Drille sich das erste Mal hingelegt hat, sollte ich mich warm machen und habe mich innerlich auf einen Einsatz vorbereitet."
Co-Trainer Florian Junge und Torwarttrainer David Yeldell hätten ihm dann mit auf dem Weg gegeben, ruhig zu bleiben. "Ich sollte das machen, was ich mir zutraue", berichtet Herrmann, der in Belek sein drittes Trainingslager mit Dynamo verbringt.
Erik Herrmann sieht seine Zukunft bei Dynamo Dresden
Seit 2021 besitzt er einen Profivertrag und ist seit Sommer 2023 als dritter Torwart fester Bestandteil des Drittligisten. Dass er nach seinem Debüt in Bielefeld, in dem die eigentliche Nummer zwei Kevin Broll krank fehlte, auch im ersten Ligaspiel des neuen Jahres gegen den SV Sandhausen im Tor stehen wird, ist so gut wie ausgeschlossen.
"Ich weiß, wie die Reihenfolge ist und werde deshalb Brollo bestmöglich unterstützen. Gegen Sandhausen ist es ein wichtiges Spiel. Er hat länger nicht gespielt und bekommt deshalb meine volle Unterstützung", sagt Herrmann, dessen Vertrag bis Saisonende läuft.
Doch er könnte Dynamos Torwart der Zukunft werden. Bereits in seinen jungen Jahren strahlt Herrmann eine unheimliche Ruhe aus und ist auch auf der Linie extrem stark. "Ich gebe weiter Gas und will gern längerfristig in der Reihenfolge aufsteigen", sagt er und betont: "Da ist aber noch eine Menge Arbeit zu tun."
Seine Zukunft sieht er bei Dynamo. Doch Herrmann, dessen Vorbild Manuel Neuer ist, weiß: "Es wird nicht einfacher. Mir ist bewusst, dass ich irgendwann Spielpraxis sammeln muss." Vorerst möchte er mit Dresden in die zweite Liga aufsteigen. Sollte es so kommen, hätte Herrmann einen großen Vorteil: Er gehört zu den in der 2. Liga vorgeschriebenen Local Playern, die in den vergangenen drei Jahren vom Verein ausgebildet wurden.
Erik Herrmann pendelt jeden Tag über 120 Kilometer
Herrmann wechselte 2017 mit knapp 13 Jahren von Budissa Bautzen zum Dresdner Nachwuchs. Seiner Heimat ist der gebürtige Ebersbacher, der Fan von Rekordmeister Bayern München ist, weiterhin treu geblieben. Noch immer wohnt der 1,97 große Schlussmann bei seinen Eltern in Crostau, einem Ortsteil der Gemeinde Schirgiswalde-Kirschau bei Bautzen. "Ab und zu muss ich auch Aufgaben im Haushalt übernehmen, aber es ist überschaubar", sagt er mit einem Lächeln.
Die Oberlausitz sei für Herrmann sehr wichtig. "Hier habe ich meinen Ruhepol. Es ist wichtig für mich, bei meinen Eltern und meinen Freunden zu sein. Das gibt mir sehr viel", sagt er. Dafür muss er jeden Tag mit dem Auto insgesamt über 120 Kilometer fahren. "Am Anfang, als ich noch keinen Führerschein hatte, haben mich meine Großeltern oft nach Dresden zum Training gebracht."
Dass es auf den Straßen zwischen der Oberlausitz und der Landeshauptstadt mitunter sehr stressig zugehen kann, musste nun auch selbst feststellen. "Besonders am Morgen ist es durch den Pendlerverkehr anstrengend, aber insgesamt komme ich sehr gut klar damit", meint er. Nach zehn Minuten hat Herrmann den ersten kleinen Fragemarathon überstanden. "Dankeschön", sagt er danach. Auch diese Antwort passt zu ihm.