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Die neue, überraschende Hackordnung im Dynamo-Tor

Torwart Stefan Drljaca lässt mit seinen starken Leistungen dem Rückkehrer Kevin Broll keine Chance. Und Sven Müller steigt von Dynamos Nummer eins innerhalb von zwei Monaten zur Nummer drei ab.

Von Daniel Klein
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Kehrt mit Dynamo nach Dortmund zurück: Stefan Drljaca, der seinen Stammplatz verteidigt hat.
Kehrt mit Dynamo nach Dortmund zurück: Stefan Drljaca, der seinen Stammplatz verteidigt hat. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Den Schlusspfiff konnte Kevin Broll kaum abwarten. Mit einem Satz hüpfte er über die Werbebande und rannte auf Stefan Drljaca zu. Dynamos Nummer zwei gratulierte der Nummer eins nach dem Sieg im Derby gegen Aue zu einer starken Leistung. Die Szene zeigt nicht nur, dass das Klima zwischen den Torhütern offenbar bestens ist. Sie verdeutlicht auch die Hackordnung auf dieser sensiblen Position: Der in der Hinrunde noch wackelnde und zwischenzeitlich auf die Bank verbannte Drljaca ist der unumstrittene Stammkeeper, der in der Winterpause zurückgekehrte Broll lediglich der Ersatzmann.

Nach der Partie gegen Aue wurde Drljaca mit Lob überhäuft und vom Fachmagazin Kicker in die Drittliga-Elf des Spieltages berufen. „Es freut mich, dass ich die Mannschaft im Spiel halten und mich auszeichnen konnte“, erklärte der 23-Jährige, „aber das ist auch mein Job.“ Seine starken Derby-Paraden waren kein Einzelfall, seit Wochen überzeugt der gebürtige Homburger mit guten Leistungen.

Das war nicht immer so. Nach seinem Wechsel vergangenen Sommer stand Drljaca bei 13 Drittliga-Spielen im Kasten, wackelte aber wiederholt. Ende Oktober verlor er nach der 1:2-Niederlage in Saarbrücken seinen Stammplatz an Sven Müller, der vom Halleschen FC gekommen war, den Zweikampf um die Nummer eins zunächst aber verloren hatte.

Kevin Broll konnte sich seinen Stammplatz noch nicht zurückholen, ist vorerst die Nummer zwei bei Dynamo.
Kevin Broll konnte sich seinen Stammplatz noch nicht zurückholen, ist vorerst die Nummer zwei bei Dynamo. © dpa/PA/Robert Michael

Müller hätte wohl auch nach der langen WM-Winterpause im Dynamo-Tor gestanden, doch im Trainingslager in der Türkei zog sich der 27-Jährige eine Bänderdehnung im Knie zu und fiel wochenlang aus. Dynamo reagierte und holte Ende Januar Broll zurück, drei Jahre lang unumstrittener und bei den Fans beliebter Stammkeeper. Nach dem Abstieg in die 3. Liga verlängerte der Mannheimer seinen Vertrag in Dresden nicht, wollte in der 2. Liga bleiben. Doch es fand sich kein Klub, schließlich wechselte er nach Polen zu Gornik Zabrze. Nach zwölf Einsätzen musste er auf die Bank. Seine Freundin brachte kurz nach Weihnachten eine Tochter zur Welt, die junge Mutter spricht im Gegensatz zu Broll aber kein Polnisch. Da kam die Anfrage aus Dresden gerade recht.

Ein erneuter Wechsel im Dynamo-Tor schien mit seiner Rückkehr besiegelt, doch es kam anders, weil Drljaca glänzte. „Er hat richtig gute Spiele gemacht“, fand Trainer Markus Anfang. Der Leistungssprung könnte mit der neuen Konkurrenzsituation in Zusammenhang stehen. Oder aber mit der Fitness. Drljaca hat sichtbar Gewicht verloren. „Ich fühle mich jetzt frischer. Über die Winterpause habe ich an meiner Athletik gearbeitet“, erklärte er. Das hat auch Anfang registriert, der dem Keeper attestiert, im „athletischen Bereich“ zugelegt zu haben. „Er hat daran gearbeitet, und es ist gut, wenn er das für sich als Lösung sieht. Er ist auf der Linie schneller geworden“, so der Trainer.

Bei den vergangenen vier Partien war Broll die Nummer zwei – und das wird vorerst wohl so bleiben. „Wir müssen keinen Aktionismus betreiben und irgendwas ändern, was sich bewährt hat“, sagte Anfang am Freitag. „Ich finde, dass alle drei Torhüter einen guten Eindruck im Training machen.“ Besonders bitter ist die Situation für Müller, der innerhalb von zwei Monaten von der Nummer eins zur Nummer drei abgestiegen ist – und das ohne eigenes Verschulden.

Tragische Figur: Sven Müller war Mitte November noch Dynamos Nummer ein, jetzt ist er zur Nummer drei abgerutscht.
Tragische Figur: Sven Müller war Mitte November noch Dynamos Nummer ein, jetzt ist er zur Nummer drei abgerutscht. © dpa/PA/Robert Michael

Drljaca dagegen hat seinen Platz zwischen den Pfosten verteidigt. Für ihn sind diese Wochen auch eine Reise in die Vergangenheit. Vor 14 Tagen spielte er mit Dynamo bei seinem Jugendverein SV Elversberg, bei den Saarländern kickte er bis zur U17. Am Sonntag nun geht es – zusammen mit rund 7.500 Anhängern – zu seinem Ex-Klub Borussia Dortmund, bei dem er zwei Jahre unter Vertrag stand. Gespielt wird gegen die U23 im 81.000 Zuschauer fassenden Signal-Iduna-Park.

„Für mich wird es ein Wiedersehen in einem schönen Fußball-Tempel“, freut sich Drljaca. Bei sechs Spielen der Profielf saß er dort auf der Bank, kennt die Atmosphäre, wenn es richtig voll ist. „Es wird etwas sehr Besonderes, weil es ein Stadion mit einer Historie ist. Für uns ist es ein Highlight in dieser Saison.“ Das liegt vor allem an den tausenden Dynamo-Fans. „Es wird ein Heimspiel für uns, das müssen wir dann auch ziehen“, findet Drljaca. Er selbst könnte dazu wieder seinen Beitrag leisten.