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Dresdens Handballer müssen trotz Coronafällen spielen

Bei Handball-Zweitligist HC Elbflorenz gibt es mehrere Corona-Infizierte, darunter alle Trainer. Der Verband lehnt die Spielverlegung ab. Was das bedeutet.

Von Alexander Hiller
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Manager Karsten Wöhler (links) steht in den nächsten zwei Partien als Trainer an der Seitenlinie - in Vertretung des erkrankten Rico Göde (rechts).
Manager Karsten Wöhler (links) steht in den nächsten zwei Partien als Trainer an der Seitenlinie - in Vertretung des erkrankten Rico Göde (rechts). © Arvid Müller

Dresden. Das Wort "müssen" wird diesmal besonders oft benutzt. Karsten Wöhler, Manager des Handball-Zweitligist HC Elbflorenz Dresden, spricht am Dienstagmittag darüber, unter welchen Umständen die Mannschaft trotz insgesamt sieben Coronafällen und häuslicher Quarantäne fürs gesamte Team ihre nächsten zwei Spiele austragen wird, ja muss.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte der Verein die positive Coronafälle öffentlich gemacht, betroffen sind vier Spieler und drei Trainer. Die gesamte Mannschaft begab sich in Quarantäne. Daraufhin hatte der Ligaverband HBL dem Antrag des HC Elbflorenz zugestimmt, das für den 22. Oktober geplante Heimspiel gegen Bayer Dormagen auf den 15. Dezember zu verlegen. Und auch für das folgende Auswärtsspiel beim ASV Hamm-Westfalen an diesem Mittwoch sowie für das Heimspiel am Samstag gegen den Bundesliga-Absteiger HSG Nordhorn-Lingen wurde der Antrag auf Verlegung gestellt. Den lehnte die HBL jedoch nun komplett ab.

Denn laut den HBL-Regularien ist die Zustimmung für eine krankheits- oder verletzungsbedingte Verlegung an einen eindeutigen Passus geknüpft. Die Hälfte der vertraglich gebundenen Spieler müssten ausfallen. "So viele sind es zum Glück bei uns nicht", sagt Pressesprecher Henning Cal. Deshalb müssen die Dresdner am Mittwoch deutlich dezimiert die Reise nach Hamm an.

Neben den Verletzten Marius Noack (Kreuzbandriss) und Leon Wellner (Riss einer Strecksehne im Finger), werden Torhüter Max Mohs, Philip Jungemann, Michael Schulz und Vincent Klepp nicht mit im Bus sitzen. Bei dem letztgenannten Quartett ist davon auszugehen, dass sie positiv auf das Coronavirus getestet worden sind, offiziell bestätigen möchte dies der Verein nicht. Ebenfalls fehlen werden: Cheftrainer Rico Göde, dessen Co-Trainer Kay Blasczyk sowie Fabian Metzner, den Trainer des Perspektivteams, zu. Auch bei ihnen deutet aber alles auf eine Corona-Infektion hin. Ob es sich dabei jeweils um Impfdurchbrüche handelt, will der Klub nicht kommentieren.

Auch Cheftrainer Rico Göde ist positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Auch Cheftrainer Rico Göde ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. © Matthias Rietschel

"Allen geht es ein Stück weit besser. Aber ein Ende der Quarantäne ist für die Genannten noch nicht in Sicht, da muss man die Genesung abwarten. Seit gestern geht es bei allen aufwärts", sagte Manager Wöhler. Er geht bei den Betroffenen von einer 14-tägigen Quarantäne aus, "weil alle auch Symptome hatten". Der Manager wird nun als sportlicher Verantwortlicher auf der Trainerbank sitzen, unterstützt von Pressesprecher Cal, der zudem die A-Junioren in der Bundesliga betreut. Torwart-Trainer Timo Meinl (43) ist hingegen als Spieler eingeplant.

"Gerade das Abwehrzentrum und dementsprechend der Angriff am Kreis sind extrem betroffen. Das sind unsere Herausforderungen, zumal die Mannschaft jetzt eine Woche nicht trainiert hat", sagt Wöhler. Erst am Montagabend konnten sich die nicht erkrankten Profis, die inzwischen mehrmals negativ getestet wurden, wieder zum ersten Training treffen. "Wir werden und müssen jetzt enger zusammenrücken, müssen improvisieren. Wir nehmen das jetzt so, wie es ist - und fertig", unterstreicht Wöhler.

Manager Karsten Wöhler (l.) steht nun in zwei Pflichtspielen als Vertreter von Trainer Rico Göde an der Seitenlinie.
Manager Karsten Wöhler (l.) steht nun in zwei Pflichtspielen als Vertreter von Trainer Rico Göde an der Seitenlinie. © Arvid Müller

Die Entscheidung der HBL hält er dennoch für diskussionswürdig, weil der sportliche Nachteil offensichtlich ist. "Die Bestimmung mit den 50 Prozent ausfallenden Spieler ist schon immer so gehandhabt worden, dafür gab es in der vergangenen Saison auch Beispiele. Das ist nun mal so", erklärt Wöhler und stellt indes einen anderen Fakt heraus: "Was es aus meiner Sicht noch gar nicht gab, und ich bin nun schon seit 25 Jahren im Geschäft einschließlich meiner Zeit als Spieler: Dass Cheftrainer, Co-Trainer und der mögliche Nachrücker aus der 2. Mannschaft ausfallen, das ist neu, das gab es noch nie."

Damit haben die Dresdner auch gegenüber der HBL argumentiert. "Ich finde es schon ein bisschen schade, dass das nicht Grund genug war, die beiden Spiele noch zu verlegen. Das ist nicht optimal, aber wir wollen jetzt nicht jammern", meint Wöhler.

Für das Heimspiel am Samstag gegen Nordhorn-Lingen sind 980 Zuschauer zugelassen. Es gilt nach wie vor die 3-G-Regel. Der Verein bietet in Kooperation mit dem Testzentrum an der nahegelegenen Energieverbund-Arena eine tagesaktuelle Testmöglichkeit für 9,99 Euro an. "An unserem Hygienekonzept selbst wird sich für Samstag aber nichts ändern", betont Pressesprecher Cal.