Dresden. Er ist der dienstälteste Profi im Kader des Handball-Zweitligisten HC Elbflorenz. Diese Position gibt Nils Kretschmer im Sommer an Kapitän Sebastian Greß weiter. Der fast 31-jährige Kretschmer verlängert seinen auslaufenden Vertrag nicht und wechselt stattdessen zum Ligarivalen TV Großwallstadt. Das teilte der HC Elbflorenz vor wenigen Tagen mit.

„Es ist sehr schade, dass Nils den Verein zum Saisonende verlassen wird. In den vergangenen neun Jahren haben wir gemeinsam mit ihm sehr viele schöne Momente erlebt, die immer in der Historie des Vereins verankert sein werden“, sagt Sportdirektor Rico Göde über eines der prägenden Gesichter des Dresdner Handballvereins.

Allerdings wäre der aus Lübeck stammende Zwei-Meter-Hüne gern in Dresden geblieben – zu anderen Bedingungen, als der Klub für ihn vorgesehen hatte. Das geht auch aus der Pressemitteilung hervor. „Bei den Gesprächen mit Nils konnten wir allerdings keine Einigung über seine sportliche Perspektive in den nächsten Jahren beim HC Elbflorenz erzielen“, sagt Göde in Bezug auf den Abwehrspezialisten, der sich im Deckungsverbund zu einer unverzichtbaren Größe entwickelt hat.

In Großwallstadt wird im mehr Zeit im Angriff geboten

Sich innerhalb des angebotenen Zweijahresvertrages weiter darauf zu beschränken, war Kretschmer aber zu wenig. „Ich möchte endlich wieder mehr im Angriff spielen, das hat mir der TV Großwallstadt geboten. Die sportlichen Aussichten waren der Grund für den Wechsel“, sagt Kretschmer auf SZ-Nachfrage. In dieser Saison bringt es der Profi bislang auf 42 Treffer in 19 Partien. Durchaus kein schlechter Wert für den muskulösen Kerl mit den auffälligen Tattoos, der sich im Abschluss tatsächlich verbessert hat.

Für das Angriffskonstrukt von Trainer André Haber aber war für Kretschmer auch in der nächsten Saison offenbar nicht mehr Platz. „Es war definitiv eine meiner schwersten Entscheidungen in meinem Leben“, erklärt Kretschmer und ergänzt: „Ich bin total dankbar für die letzten neun Jahre, für all die Menschen, die ich hier kennenlernen durfte. Dresden ist einfach meine Heimat geworden.“

Mit Kretschmer lässt der Tabellenachte auch eine erhebliche Reichweite in den sozialen Medien ziehen. Kretschmer ist auf Instagram der Handball-Zweitligaprofi mit den meisten Followern, derzeit 395.000 Menschen. Zum Vergleich: Dem Instagram-Profil des HC Elbflorenz folgen 14.300 Leute. Der Norddeutsche lädt im Durchschnitt einmal pro Tag einen Clip auf sein Portal hoch, auf dem er moderne Streetwear-Klamotten präsentiert. Für jedes hochgeladene Foto oder jeden Clip rechnete Kretschmer vor zwei Jahren mit 600 Euro – damals folgten ihm allerdings nur 66.300 Abonnenten. Sein Marktwert als Mode-Influencer dürfte sich also inzwischen ebenfalls vervielfacht haben. Auch Handball-Fotos oder -clips auf dem Profil von Kretschmer werden regelmäßig von 20.000 bis knapp 100.000 Menschen geliked.

Von so viel Aufmerksamkeit kann nun künftig auch der TV Großwallstadt partizipieren. Neben Kretschmer wird zum Saisonende mindestens ein weiterer Profi den HC Elbflorenz verlassen. Leihspieler Nils Greilich (19) kehrt nach dieser Spielzeit zum Erstligisten SC DHfK Leipzig zurück.