Sport
Merken

Verletzt zum WM-Titel: Bobpilotin Nolte gewinnt verrücktes Rennen

Die WM in Winterberg ist für Bobpilotin Laura Nolte eine besondere - und auch besonders emotional. Sie gewinnt im Monobob, obwohl lange nicht klar ist, ob sie überhaupt starten kann.

Von Tino Meyer
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im Ziel muss die Freude raus: Laura Nolte gewinnt auf ihrer Heimbahn in Winterberg den WM-Titel im Monobob.
Im Ziel muss die Freude raus: Laura Nolte gewinnt auf ihrer Heimbahn in Winterberg den WM-Titel im Monobob. ©   dpa/Robert Michael

Winterberg. Seit diesem Monobob-Rennen von Winterberg hat der Begriff Heim-WM eine neue, noch tiefere Bedeutung. Laura Nolte fährt im Eiskanal, in dem sie vor neun Jahren mit dem Rennsport angefangen hat, dann doch unerwartet zum Weltmeistertitel. Auf der Tribüne jubeln ihr Eltern, Großeltern, viele Freunde sowie der eigene Fanklub zu. Und im Zielbereich sorgt Bruder Tom Nolte als DJ für den Soundtrack im Siegestaumel - mehr Heim-WM geht kaum.

"Ich freue mich einfach so sehr, dass es geklappt hat. Dieser Titel bedeutet mir so viel, gerade vor meinem Publikum", sagt Laura Nolte völlig außer sich und mit krächzender Stimme. Nach der emotionalen Achterbahnfahrt in den vergangenen Tagen ist die Olympiasiegerin und Titelverteidigerin offensichtlich nicht nur körperlich im Grenzbereich. Doch das Adrenalin macht für einen Moment alles vergessen - auch, dass sie hätte womöglich gar nicht antreten können zu den entscheidenden WM-Läufen drei und vier.

Unterwegs im Monobob zum WM-Gold auf der Heimbahn in Winterberg: Laura Nolte.
Unterwegs im Monobob zum WM-Gold auf der Heimbahn in Winterberg: Laura Nolte. © dpa/Robert Michael

Erst am frühen Sonntagmorgen ist die Entscheidung gefallen. Eine goldige, wie sich Stunden später herausgestellt hat. "Dass es so ausgeht, hätte ich nie gedacht", sagt die 25-Jährige aus dem gut eine Stunde von Winterberg entfernten Unna.

Adduktorenprobleme machen ihr seit Tagen zu schaffen, und dass Nolte nach dem ersten Tag auf dem vierten Platz liegt, hat vermutlich auch damit zu tun. "Wir haben gestern nach den ersten zwei Läufen zweieinhalb Stunden mit den Physios gearbeitet, auch heute wieder nach dem dritten Lauf. Es ist nicht weg, und es ist definitiv auch nicht besser geworden", erklärt Nolte.

Nach dem dritten Lauf, in dem sie mit Bestzeit auf den ersten Platz vorfährt, entdeckt sie auf der Videoleinwand ihre Eltern und Freunde. Nolte sieht, wie ihre Liebsten mitzittern, leiden, sich freuen. "Naja, da dachte ich, sie helfen mir immer bei so vielen Sachen, ich möchte ihnen etwas zurückgeben und hier den Sieg einfahren", erzählt Nolte. Und dann schreit sie einmal mehr ihre Freude heraus.

Teamkollegin Lisa Buckwitz, die nach dem ersten Tag in Führung liegt, reagiert am Ende noch emotionaler. Denn nachdem es so aussieht, dass Pilotin vom BRC Thüringen die vermeintlich sicher geglaubte Medaille gänzlich verfahren hat, patzt auch die nach ihr fahrende Australierin Breana Walker - und Buckwitz wird doch noch Dritte. Aus Tränen der Enttäuschung werden Tränen der Freude und Erleichterung. "Ja, alles zusammen. Die Medaille war mein Ziel, doch mit dem dritten Platz hatte ich nicht mehr gerechnet", sagt die 29 Jahre alte Berlinerin, 2018 Olympiasiegerin als Anschieberin von Mariama Jamanka.

Buckwitz hadert allerdings auch mit den Bedingungen im dritten Lauf, als sie als Erste in die verschneite Bahn muss. "So ist leider der Sport, manchmal auch unfair. Schade Schokolade, aber das Leben geht weiter. Ich bin trotzdem superhappy." Die Silbermedaille geht in einem sehr engen, umkämpften Rennen an die erfahrene US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor (+0,18).

Kim Kalicki aus Wiesbaden, dritte deutsche Starterin im Feld, landet beeinträchtigt durch einen Meniskusriss und Rückenprobleme auf Platz zwölf. "Ich hatte mir mehr erhofft. Aber um zu wissen, wie die Bahn steht, ist es gut Mono zu fahren", so Kalicki.

Am zweiten WM-Wochenende (1. bis 3. März) geht es für Nolte, Buckwitz und Kalicki im Zweierbob weiter. Im Gegensatz zum Mono, in dem die Weltspitze eng beieinander liegt, ist das Trio und insbesondere Nolte dann klar in der Favoritenrolle. "Mal schauen, der Zweier liegt mir auf jeden Fall sehr gut. Ich freue mich drauf", sagt Nolte - die dann mit Sicherheit auch wieder auf die Unterstützung ihre Familie setzen kann. Es ist schließlich Heim-WM.