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Sieg für die Außenseiterin: Deutsche Überraschung bei der Bob-WM

Beim deutschen Dreifach-Erfolg im Zweierbob gewinnt mit Lisa Buckwitz diejenige, mit der eigentlich keiner wirklich gerechnet hat. Die frühere Anschieberin kann es selbst kaum fassen - die beiden anderen auch nicht.

Von Tino Meyer
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Im und am Ziel: Lisa Buckwitz (links), Olympiasiegerin 2018 als Anschieberin, fährt mit Vanessa Mark (rechts) zu ihrem ersten großen Titel als Pilotin.
Im und am Ziel: Lisa Buckwitz (links), Olympiasiegerin 2018 als Anschieberin, fährt mit Vanessa Mark (rechts) zu ihrem ersten großen Titel als Pilotin. © dpa/Robert Michael

Winterberg. Es sind deutsche Meisterschaften mit internationaler Beteiligung - und am Ende gewinnt die, von der es am wenigsten erwartet worden ist: Lisa Buckwitz heißt die neue Weltmeisterin im Zweierbob. Angeschoben von Vanessa Mark, die am Tag der WM-Entscheidung ihren 28. Geburtstag gefeiert hat, fährt die frühere Anschieberin zu ihrem ersten großen Titel als Pilotin. Und kann es danach nicht fassen.

"Weltmeisterin war ich noch nie. Ich bin echt überwältigt und kann es gar nicht richtig glauben, dass es gereicht hat. Es war so ein spannendes, knappes Rennen. Besser hätte es nicht laufen können", sagt Buckwitz, bereits 2018 Überraschungs-Olympiasiegerin als Anschieberin von Mariama Jamanka.

Die eine kann es nicht fassen, die andere schreit ihre Freude heraus: Lisa Buckwitz (rechts) und ihre Anschieberin Vanessa Mark, die sich bei ihrer Pilotin für das schönste Geburtstagsgeschenk bedankt.
Die eine kann es nicht fassen, die andere schreit ihre Freude heraus: Lisa Buckwitz (rechts) und ihre Anschieberin Vanessa Mark, die sich bei ihrer Pilotin für das schönste Geburtstagsgeschenk bedankt. © dpa/Robert Michael

Nicht Laura Nolte, die Zweierbob-Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Monobob eine Woche zuvor, triumphiert mit Anschieberin Deborah Levi auf ihrer Heimbahn in Winterberg, und auch nicht Titelverteidigerin Kim Kalicki mit Leonie Fiebig. Beide sorgen zwar dafür, dass es wie im Zweierbob der Männer ein komplett deutsches Podium gibt, sind mit den Plätzen zwei und drei aber nicht wirklich glücklich. Das ist ihnen auch anzusehen.

"Es gibt Schlechteres, als Vizeweltmeisterin zu werden. Aber es ist mehr möglich gewesen", meint Nolte, die im vierten Lauf mit einem Bahnrekord vorlegt - und am Ende doch 0,05 Sekunden hinter Buckwitz einkommt. Und Kalicki, die im ersten und kurz vor Nolte auch vierten Lauf Bahnrekord fährt, stellt fest: "Mit einem dritten Platz bei der WM kann man ganz zufrieden sein, aber ich habe mir mehr erhofft. Ziel war, den Titel zu verteidigen."

Auch in der Bahn unerwartet stark: die neuen Weltmeisterinnen Lisa Buckwitz und Vanessa Mark.
Auch in der Bahn unerwartet stark: die neuen Weltmeisterinnen Lisa Buckwitz und Vanessa Mark. © dpa/Robert Michael

Buckwitz dagegen fehlen zunächst die Worte für das, was ihr in den vier Läufen gelungen ist. Mark dagegen jubelt schreiend und tänzelnd im Zielbereich, und immer wieder liegen sich beide Frauen in den Armen. "Lisa hat mir das beste Geschenk gemacht, dass ich mir je hätte vorstellen können. Das ist wirklich geil", sagt Anschieberin Mark und kündigt für den Abend eine große Geburtstags-WM-Sieg-Sause an. Und auch Buckwitz freut sich auf das, was jetzt kommt - inklusive des bevorstehenden Weltcupfinales in Lake Placid.

Was gewesen ist, hat die 29 Jahre alte Berlinerin dagegen offenbar schnell abgehakt. Bereits vor einer Woche im Monobob hat Buckwitz schließlich nach zwei der vier WM-Läufe auch schon in Führung gelegen - und hätte am zweiten Tag beinahe eine sicher geglaubte Medaille verfahren. Nur der Fehler einer Konkurrentin rettet ihr den dritten Platz. Diesmal ist sie nervenstark und bringt den knappen Vorsprung auf Nolte ins Ziel.

"Das war ein unglücklicher Ausgang im Monobob, und deshalb wollte ich es im Zweier unbedingt besser machen. Das ist mir gelungen. Die anderen sind mir da ziemlich egal, ich konzentriere mich allein auf mich. Ich will für ich die beste Fahrt runterbringen", erzählt Buckwitz und meint: "Das ist meine zweite WM als Pilotin. So langsam komme ich in Fahrt."

Nolte und Kalicki, die zumindest bislang als die besseren Pilotinnen gelten, dürfen das als Kampfansage verstehen - vor allem aber der Rest der Welt. Die viertplatzierten US-Amerikanerinnen Kaysha Love/Azaria Hill haben fast eine Sekunde Rückstand auf die Drittplatzierten Kalicki/Fiebig, die wiederum 0,28 hinter den neuen Weltmeisterinnen liegen.

Auf dem Weg zum Bahnrekord: Kim Kalicki und Leonie Fiebig stellen im ersten Lauf eine neue Bestzeit im Winterberger Eiskanal auf. Im vierten Lauf kontern Laura Nolte/Deborah Levi.
Auf dem Weg zum Bahnrekord: Kim Kalicki und Leonie Fiebig stellen im ersten Lauf eine neue Bestzeit im Winterberger Eiskanal auf. Im vierten Lauf kontern Laura Nolte/Deborah Levi. © dpa/Robert Michael

"Das war von vornherein klar, dass es ein ganz enges Ding wird zwischen uns dreien", meint Titelverteidigerin Kalicki, die im ersten Lauf den zunächst von Nolte aufgestellten Bahnrekord gleich noch einmal verbessert. Nach den ersten beiden Läufen am Freitag sind die drei deutschen Team lediglich durch 0,06 Sekunden getrennt. "Das sind ein paar Zentimeter, mehr nicht", verdeutlicht Kalicki und erklärt, selbst ein Wimpernschlag seien immerhin 0,15 Sekunden.

In der Vorwoche hat es bereits im Zweierbob der Männer ein deutsches Podium gegeben. Francesco Friedrich/Alexander Schüller gewinnt vor Adam und Issam Amour, den dritten Platz belegen die Titelverteidiger Johannes Lochner/Georg Fleischhauer. Im Viererbob scheint sich das zu wiederholen: Nach zwei von vier Läufen führt Team Friedrich vor Lochner und Ammour.