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Olympia in Peking: Traumhaft - außer in Corona-Quarantäne

Deutschlands beste Rodlerin Julia Taubitz erzählt im Wintersport-Podcast Dreierbob von wenig akzeptablen Erlebnissen in Peking und ihrem ganz großen Traum.

Von Fabian Deicke & Tino Meyer
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Rennrodlerin Julia Taubitz zu Gast im Dreierbob. Das Podcast-Gespräch mit den Reportern Tino Meyer und Fabian Deicke findet über eine Videoschalte statt.
Rennrodlerin Julia Taubitz zu Gast im Dreierbob. Das Podcast-Gespräch mit den Reportern Tino Meyer und Fabian Deicke findet über eine Videoschalte statt. © [M] Screenshot/SZ

Dresden/Altenberg. Deutschlands derzeit stärkste Rennrodlerin Julia Taubitz sieht rund zwei Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking noch Nachbesserungsbedarf bei den Corona-Abläufen im Gastgeberland. Im Podcast Dreierbob bei Sächsische.de berichtet die 25-Jährige von Erfahrungen, die sie gemeinsam mit der Nationalmannschaft kürzlich bei den Trainingswochen samt abschließenden Weltcup auf der neuen Olympiabahn gemacht hat.

Taubitz betont, dass die Anlage in Yanqing gut 80 Kilometer von Peking nordwestlich "traumhaft" sei. "Die Bahn schlängelt sich wie ein Drachen in die Landschaft." Sie sei außerdem schnell und aufgrund ihres verhältnismäßig milden Kurvenprofils nicht wie frühere Olympiabahnen so beschaffen, dass sie die Athleten an körperliche Belastungsgrenzen oder darüber hinaus bringe.

Dem sportlichen Teil ihrer jüngsten China-Reise kann die sächsische Rodlerin viel Positives abgewinnen, nicht zuletzt wegen ihres zweiten Platzes beim Weltcup-Rennen. Anders sieht es beim zweiten großen Thema aus, das in dieser Saison auch die Wintersportler wieder intensiv beschäftigt: Corona.

Nach der Ankunft in China, so erzählt es Taubitz, wurden drei Passagiere an Bord eines Flugzeugs, das den internationalen Rodlertross beförderte, positiv auf das Coronavirus getestet. Sie selbst sei nicht betroffen gewesen. Fast die gesamte deutsche Mannschaft wurde allerdings als Kontaktperson ersten Grades eingestuft, weil sie im Flugzeug in der Nähe eines Infizierten gesessen hat. Dass auf manchen Plätzen aufgrund von Kapazitätsproblemen nachweislich auch Gepäck gelagert wurde, spielte für die Sicherheitskräfte im Olympialand keine Rolle.

Zustände in Quarantäne "menschenunwürdig"

Bei Corona kennen die Chinesen kein Pardon. Zudem berichtet Taubitz von "menschenunwürdigen" Zuständen in der Quarantäne-Unterkunft, wo sie sich genauso wie viele weitere Mitglieder des deutschen Teams in 14-tägige Isolation begeben musste.

"Man wurde früh um 5 Uhr und abends um 23 Uhr getestet. Das Essen wurde vor die Tür gestellt, meistens war das dann auch kalt. Noch dazu klappte die Verständigung nicht, weil niemand wirklich Englisch sprach", sagt Taubitz in der aktuellen Folge des Wintersport-Podcasts Dreierbob, der diesmal ganz pragmatisch das Sportgerät wechselt und zum Dreierrodel wird.

Weil sie nicht positiv getestet wurde, konnte sich Taubitz innerhalb der Unterkunft bewegen und auch trainieren. Schlechter erwischte es ihren Teamkollegen Tobias Arlt. Er wurde vor Ort positiv getestet und in eine andere Unterkunft gebracht. "Er war ja kein Schwerverbrecher und hat dann dort echt viel durchmachen müssen." Sein Zimmer sei sehr klein gewesen, "noch schlimmer aber war, dass da tote Tiere waren". Taubitz meint schließlich: "Wenn man schon in Quarantäne geht, macht man eh eine schwere Zeit durch. Dann sollte wenigstens die Unterkunft in Ordnung sein."

Impfung als erster Schritt, in die richtige Richtung

Der Olympia-Winter hätte also kaum turbulenter und aufregender beginnen können. Erst die drei Wochen Peking, dann zwei Weltcups in Sotschi, jetzt weiter nach Altenberg - und das alles inmitten der Corona-Pandemie. Doch Taubitz versucht entspannt zu bleiben. Lockerheit, das hat sie in den vergangenen Jahren gelernt, ist auf dem Rennschlitten entscheidend.

In Bezug auf die Corona-Entwicklung gerade auch in Sachsen vertritt Taubitz, die in Annaberg-Buchholz zu Hause ist, eine klare Meinung. "Ich frage mich schon, wie können manche Menschen ihre Augen verschließen und einfach so hinnehmen, dass alles irgendwie den Bach runter geht." Die Impfung, der sie zunächst auch skeptisch gegenüberstand, sieht sie als "den ersten Schritt, den man in die richtige Richtung" machen könne.

Selbst wenn die kommenden Tage in Altenberg nicht ganz so normal und unbeschwert wie üblich sind, zumindest sportlich läuft es. Die offizielle Olympia-Norm hat Taubitz erfüllt, und auch im internen Duell liegt sie gut platziert. Es sieht danach aus, als würde sie sich im Februar ihren großen Traum erfüllen können: die Olympia-Teilnahme.

Der Weltcup in Altenberg kommt da ganz gelegen. Auf der Bahn im Osterzgebirge hat sie das Rodeln gelernt. Gut und gerne fährt sie hier - und hat nicht zufällig auch den Weltcup in der vergangenen Saison auf der anspruchsvollen Piste gewonnen. Zudem tritt die 25-Jährige nach den zwei Siegen zuletzt in Sotschi diesmal als Weltcup-Gesamtführende an. Diese Woche fühlt sich für Taubitz, die sehr heimatverbunden ist, generell immer wie zu Hause an.

Diese Folge Dreierbob hören Sie direkt über den hier eingebetteten Player.

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