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Biathlet Justus Strelow: Darum habe ich eine Rechnung mit Oslo offen

An den legendären Holmenkollen hat Justus Strelow keine guten Erinnerungen. Warum er Norwegen trotzdem liebt und noch nicht in Weltcup-Stimmung ist, verrät Sachsens bester Biathlet in seiner Kolumne.

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Mit dem legendären Holmenkollen hat Justus Strelow noch eine Rechnung offen.
Mit dem legendären Holmenkollen hat Justus Strelow noch eine Rechnung offen. © dpa/Hendrik Schmidt

Von Justus Strelow

Oslo. Montagmittag auf dem Münchner Flughafen hatten mich plötzlich ungewohnte Gefühle beschlichen. Während ich auf das Boarding für meinen Flug nach Oslo wartete, kam es mir gar nicht so vor, als würde ich zu einem Weltcup aufbrechen.

Das hatte Gründe: Mit der WM in Nove Mesto lag der Saisonhöhepunkt hinter mir und auch die Pause in der Heimat hatte nicht sonderlich zu winterlicher Stimmung beigetragen. Dass es im Erzgebirge oder im Thüringer Wald mal keinen Schnee hat, kenne ich zwar aus der Zeit vor Weihnachten – aber jetzt im Februar?

In Oberhof hatten sie die Rollerbahn bereits am 12. Februar von letzten Kunstschneeresten befreit und freigegeben. Das geschieht sonst im April oder Mai. Mein Training musste ich in die Skihalle verlegen. So fühlte ich mich vor dem Abflug wie vor einem zweiten Saisonstart.

Am legendären Holmenkollen, der Wiege des Biathlons, wird sich meine Spannung aber schon rechtzeitig wieder aufbauen. Winterliches Ambiente, das Training auf der Wettkampfstrecke und die gewohnten Abläufe tragen dazu bei.

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Mit Oslo habe ich noch eine private Rechnung offen, die ich ab Freitag allzu gerne begleichen möchte. Vergangenes Jahr nämlich lief es schon im Sprint nicht sonderlich gut für mich, und am Tag darauf konnte ich zum Verfolger gar nicht antreten. Morgens war ich mit einem steifen Nacken aufgewacht und konnte meinen Kopf kaum mehr bewegen.

Unsere medizinische Abteilung probierte alles, ich bekam Medikamente zur Muskelentspannung und sogar mehrere Spritzen, aber so schnell half nichts. Erst zum Massenstart am Tag darauf war wieder an Biathlon zu denken.

Ein Problem aber schleppte ich bei diesem Rennen dennoch mit durch die Loipe: Die Medikamente hatten nicht allein die Muskulatur im Nacken entspannt, sondern die Muskeln im ganzen Körper. Auch meine Beine waren plötzlich schlapp und ohne jede Spannung.

In diesem Wettbewerb, bei dem es gnadenlos Mann gegen Mann geht, half mir auch viermal Null am Schießstand wenig. Mit Pudding in den Beinen lässt sich auf diesem Niveau nicht konkurrieren. Am Ende reichte es nur zu Platz 28. Enttäuscht verließ ich damals Norwegen.

Dabei liebe ich dieses biathlonbegeisterte Land, in dem ich schon Urlaube verbracht und das Polarlicht bewundert habe. Beim Weltcup plane ich nun meine Versöhnung mit dem Holmenkollen.

Justus Strelow von der SG Stahl Schmiedeberg ist Sachsens derzeit bester Biathlet und schreibt jede Woche über seine Erlebnisse des Weltcup-Winters.

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