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Sachsens Tierheime in Schwierigkeiten

In der Pandemie haben sich viele Sachsen ein Haustier zugelegt. Viele davon sind inzwischen in Tierheimen gelandet, die diese nicht mehr loswerden. Ein besonderes Problem sind aggressive Hunde.

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Im Tierheim Leipzig attackiert eine Belgische Schäferhündin einen anderen Hund: Für aggressive Hunde finden sich nur sehr schwer neue Halter.
Im Tierheim Leipzig attackiert eine Belgische Schäferhündin einen anderen Hund: Für aggressive Hunde finden sich nur sehr schwer neue Halter. © dpa/Waltraud Grubitzsch

Leipzig. In den Tierheimen in Sachsen werden die Plätze knapp - erste Betreiber schlagen Alarm. "Wir sind am Limit", sagte der Leiter des Tierheims in Leipzig, Michael Sperlich, der Deutschen Presse-Agentur. Demnach gibt es in Leipzig Probleme mit aggressiven Hunden.

Seinen Angaben zufolge kommen jeden Tag überforderte Hundehalter, um ihre Tiere abzugeben, die sie sich in der Corona-Pandemie angeschafft haben und mit denen sie nicht umgehen könnten. Darunter seien große Herdenschutzhunde wie Kangals, die in kleinen Wohnungen deplatziert seien. Im Tierheim in Leipzig gibt es aber nicht genug Platz und Personal, um alle Tiere aufzunehmen.

Ein Problem, das auch in Dresden bekannt ist. Für große, ältere, laut bellende oder aggressive Hunde fänden sich nur sehr schwer neue Halter, hieß es im Städtischen Tierheim. Das Problem lasse sich nicht einfach lösen, so dass sich das Haus nach eigenen Angaben zunehmend auf die Langzeithaltung mancher Hunde einstellen muss.

Annahme von Tieren in Zwickau gestoppt

Auch beim Tierheim Vielauer Wald in Zwickau sind die Kapazitäten ausgeschöpft. "Wir haben einen absoluten Aufnahmestopp bei Tieren von privaten Haltern", sagte Leiterin Claudia Ruf. In der Einrichtung würden nur noch Fundtiere und vom Veterinäramt wegen schlechter Haltung eingewiesene Tiere aufgenommen.

In Zwickau gibt es selbst für kleinere Tiere wie Katzen und Kaninchen keinen Platz mehr. Das Problem: Der Markt sei wegen der Pandemie so übersättigt, dass das Heim die Tiere nicht mehr vermittelt bekommt. "Das gesamte System Tierheim droht aus dem Gleichgewicht zu geraten", sagte Ruf. Das sei in ganz Deutschland so.

Laut Claudia Ruf waren die Tierheime vor der Corona-Pandemie halb leer, doch in den vergangenen zwei Jahren legten sich viele Menschen ein Haustier zu, das sie jetzt loswerden wollten. Dazu kämen noch die Tiere von Geflüchteten und Tierheimen aus der Ukraine.

Nach Angaben von Michael Sperlich haben sich zahlreiche Menschen ihre Tiere im Internet gekauft - wüssten aber wenig über die richtige Haltung und wollten diese nun schnell wieder loswerden. Die Folge: In den Zwingern des Leipziger Tierheims sind fast nur noch Tiere "mit unerfreulichem Verhalten" untergebracht, die Sperlich und sein Team kaum mehr vermittelt bekommen. Nicht nur seien generell zu viele Hunde im Umlauf, es gebe auch zu wenig geschulte Halter.

Laut Deutschem Tierschutzbund stellen schwer zu vermittelnde Hunde viele Tierheime in Deutschland zurzeit vor Herausforderungen. Nach Einschätzung der Tierschützer steigt die Zahl der Hunde, die schwierig im Umgang sind, in den Einrichtungen - allerdings nicht erst seit Corona. Schon seit etwa 15 Jahren sei ein ansteigender Trend zu beobachten, dass "schwierige" Hunde zunehmend in den Tierheimen landen. Die Corona-Krise und die damit steigende Anzahl an Hunden habe das Problem aber sicher noch einmal verschärft, hieß es.

Um die Kapazitäten besser nutzen zu können, wäre Sperlich und Ruf zufolge mehr besser qualifiziertes Personal nötig. Dafür müssten landesweit Verträge für die Unterbringung von Tieren abgeschlossen werden, die auch die Personalkosten vollständig deckten. Die beiden Leiter fordern, den Online-Handel mit Haustieren zu unterbinden, um zu vermeiden, dass sich Menschen nicht geeignete Hunde kaufen. (dpa)