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Landestierschutzverband will Kastration von Hauskatzen

Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren. Sachsens Landestierschutzverband will, dass die Vierbeiner gekennzeichnet und "konsequent" kastriert werden. Sonst könnten es zu viele werden.

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Katzen in private Haushalten sollten aus Sicht des Landestierschutzverbandes Sachsen mit einem Chip gekennzeichnet, kastriert und die Halterdaten erfasst werden.
Katzen in private Haushalten sollten aus Sicht des Landestierschutzverbandes Sachsen mit einem Chip gekennzeichnet, kastriert und die Halterdaten erfasst werden. © dpa/Monika Skolimowska

Dresden. Katzen in privaten Haushalten sollten aus Sicht des Landestierschutzverbandes Sachsen mit einem Chip gekennzeichnet und kastriert werden. Zudem sollten die Halterdaten erfasst werden. Zumindest "Freigänger" sollten "konsequent kastriert" werden, sagte der zweite Vorsitzende des Verbands, Michael Sperlich, bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Das sind Tiere, die regelmäßig draußen Auslauf haben.

Die Kastration soll verhindern, dass sich diese Katzen mit ihren freilebenden Artgenossen fortpflanzen und deren Zahl noch weiter steigt. Den Streunern, von denen niemand weiß, wie viele es in Sachsen gibt, sollen so Krankheiten und Verelendung erspart bleiben.

Sperlich fordert eine bundesweit einheitliche Katzenschutzverordnung. Die bisherigen Vorschriften des Bundestierschutzgesetzes hätten sich nicht bewährt, hieß es. Demnach darf der unkontrollierte Auslauf fortpflanzungsfähiger Katzen nur dann verboten oder beschränkt werden, wenn andere Maßnahmen in bestimmten besonders von Katzen bevölkerten Gebieten nicht greifen.

Laut Sozialministerium sind bisher jedoch keine Gebiete gemeldet worden, in denen freilebende Katzen wegen ihrer hohen Zahl mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden lebten. Deswegen werde auch keine Notwendigkeit gesehen, den Kommunen die Verantwortung für die Katzen zu übertragen. Zudem wird auf die staatliche Förderung von jährlich 400.000 Euro für Kastrationen und Chippen verwiesen.

Erst im Frühjahr waren die Linken im Landtag mit dem Entwurf für ein Katzenschutzgesetz gescheitert, das die Kommunen ermächtigen sollte, eigenständig über eine Pflicht für die Kennzeichnung und Kastration zu entscheiden. Anlass für den Vorstoß war eine Katzenplage in Bannewitz nahe Dresden. In vielen Ortsteilen habe die Anzahl von herrenlosen und verwilderten Katzen zugenommen, schrieb die Kommune. Die Tiere pflanzten sich unkontrolliert fort und müssten teilweise unter erbärmlichen Umständen leben. Dennoch wurden die Bemühungen der Gemeinde für eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht von der Rechtsaufsicht kassiert.

Über die Polizeiverordnung wollte die Stadt Zwickau eine Kennzeichnungs- und Kastrationspflicht für "Freigänger"-Katzen durchsetzen. Auch dieser Stadtratsbeschluss wurde vom Landratsamt wieder zunichte gemacht. Die Städte Großenhain und Radeberg waren erfolgreicher. Von 2012 bis 2022 habe es eine solche Verordnung gegeben, hieß es in Radeberg. Die Zahl der freilaufenden Katzen sei dadurch nachhaltig minimiert worden. "Die Verelendung nicht versorgter Katzen wurde reduziert", sagte eine Sprecherin.

In Dresden wurden laut Stadt schon nach der Wiedervereinigung herrenlose Katzen eingefangen, kastriert und wieder ausgesetzt. Dazu wurden in den 1990er Jahren unter anderem ABM-Kräfte eingesetzt, die mehrere Tausend Tiere einfingen. Damit sei ein Großteil an der weiteren Vermehrung gehindert worden. Auch jetzt noch könnten Tierschutzvereine Kosten für Kastration für herrenlose Tiere über die Landesdirektion fördern zu lassen.

Von 2019 bis 2022 wurden nach Angaben von Chemnitz rund 550 herrenlose Katzen kastriert. Von 2019 bis 2021 seien dafür rund 57.100 Euro aufgewendet worden, um die Fortpflanzungsfähigkeit von herrenlosen Katzen zu unterbinden. Die Mittel kamen teilweise vom Land. Seit 2022 werde das Katzenkastrationsprogramm allein durch die Stadt finanziert. Die mutmaßlich herrenlosen Tiere seien von Privatpersonen und Mitarbeitern von Tierschutzvereinen etwa mit Katzenfallen eingefangen worden.

Auch in Leipzig wurden seit den 1990er Jahren freilebende Katzen eingefangen, kastriert und wieder an der Fangstelle ausgesetzt. Zwischen 1991 und September 2020 seien 10 685 herrenlose Katzen kastriert worden, hieß es. Hinzu kamen 400 freilebende Katzen, die von zwei Tierschutzvereinen 2016 bis 2019 eingefangen worden seien. Das Kastrationsprogramm werde fortgeführt, hieß es. Allerdings ist die Zahl der Tiere laut Stadtverwaltung in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen. 2020 waren es demnach noch 106 Katzen, 2021 nur noch 74 und 2022 nur 36 Katzen, die kastriert wurden. (dpa)