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Aufregung um falschen Wolf bei Göda

Ein Video kursiert auf Facebook, das einen streunenden Wolf am helllichten Tag bei Göda zeigen soll. Was ist da dran?

Von Theresa Hellwig
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Trieb sich ein Wolf am helllichten Tage bei Göda herum?
Trieb sich ein Wolf am helllichten Tage bei Göda herum? © Symbolfoto: dpa

Bautzen. Im Schatten der Bäume bewegt sich das graue Tier, am Rande einer Wiese entlang. Ein Video dieser Szene kursiert in Bautzener Facebook-Gruppen; entstanden sein soll es den Kommentaren zufolge in der Nähe von Göda. Der Facebook-Post entfacht eine rege Diskussion: Ist es tatsächlich ein Wolf? Oder nicht? Andere berichten von Wolfssichtungen wenige Meter vom heimischen Grundstück entfernt.

Aber handelt es sich bei dem Tier in dem Video tatsächlich um einen Wolf? Und gibt es bei Göda überhaupt Wölfe? Um das herauszufinden, hat Sächsische.de das Video der Fachstelle Wolf beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) gezeigt – und überraschende Antworten erhalten.

Demzufolge handelt es sich bei dem Tier nicht um einen Wolf. „Die Zeichnung und Färbung des Fells sind typisch für Wolfhunde (Tschechoslowakische Wolfhunde, Saarloswolfhund) oder Huskys beziehungsweise Kreuzungen aus diesen Rassen“, teilt LfULG-Pressesprecherin Karin Bernhardt mit. „Wölfe haben keine so ausgeprägte Gesichtsmaske und Zeichnung.“

Fell des Wolfes sieht anders aus

Außerdem würden Wölfe einen ausgeprägten Fellwechsel durchleben. Das Sommerhaar der Wölfe sei kürzer als das des Tieres im Video und habe für gewöhnlich eine bräunliche Färbung.

„Im Sommerhaar sind Wölfe eher eine hochbeinige und schlanke Erscheinung und nicht so gedrungen wie das Tier auf dem Video“, so Karin Bernhardt. „Auch die säbelförmige Schwanzhaltung auf dem Video ist eher untypisch für Wölfe beziehungsweise typisch für die Hunderassen Wolfhund und Husky beziehungsweise Kreuzungen daraus.“

Dennoch: Es sei nicht komplett abwegig, einen Wolf am helllichten Tage zu sehen. Dies sei kein Anzeichen einer fehlenden Scheu, sondern ein Verhalten, das seit der Rückkehr der Tiere immer wieder zu beobachten sei. Vor allem, wenn sich Menschen im Auto befinden, kämen die Wölfe manchmal dichter heran. „Gegenüber Fahrzeugen zeigen die Tiere oft eine geringe Fluchtdistanz, da diese nicht mit Menschen in Verbindung gebracht werden“, erklärt Karin Bernhardt.

Wolfsterritorien streifen Göda nur am Rande

Und: Es sei auch durchaus möglich, dass ein Wolf bei Göda auftaucht. Einen Schwerpunkt haben die Wolfsrudel da aber nicht. „Die Wolfsterritorien in Sachsen sind in der Regel zwischen 100 und 200 Quadratkilometer groß und unterliegen einer großen Dynamik“, berichtet Karin Bernhardt. Auf Grundlage der Daten des Wolfs-Monitoring-Jahres 2020/2021 sei bekannt, dass die Gemeinde Göda zumindest im Norden durch das Territorium des Rosenthaler Rudels geschnitten werde.

Ein anderes Rudel, das in dem Gebiet unterwegs war, habe sich aber aufgelöst, und zwar das Elstraer Rudel. Im Süden der Gemeinde Göda liegen die Territorien der Rudel Massenei und Hohwald, die ihren Schwerpunkt allerdings außerhalb der Gemeindegrenzen haben, so Karin Bernhardt. „Auch wenn aktuell kein Rudel seinen territorialen Schwerpunkt in der Gemeinde Göda hat, ist jederzeit mit Wölfen zu rechnen“, erklärt die Sprecherin.

Wenn ein Mensch einem Wolf begegnet, sollte er bestimmte Verhaltenstipps befolgen. So sei es wichtig, die Tiere nicht in die Enge zu treiben. Zunächst sollten sich Menschen ruhig verhalten und Abstand wahren. Es sei hilfreich, wenn sie sich bemerkbar machten und dann langsam zurückgingen.

„Wenn der Wolf wider Erwarten folgt“, so rät Karin Bernhardt, „stehenbleiben und einschüchtern durch Großmachen oder Anschreien.“ Auch, auf das Tier zuzugehen und gegebenenfalls einen Stein oder Ähnliches nach ihm zu werfen, könne es im Notfall einschüchtern.