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Ukraine-Flüchtlinge: So wird auf dem Land geholfen

Dolmetscher meldeten sich in Reichenbach, Neißeaue will die Kitas einbinden, in Buchholz sind mehr als 20 Flüchtlinge untergekommen.

Von Constanze Junghanß
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Mehr als 20 der Ukraine-Flüchtlinge, die zunächst bei der Joshua-Gemeinde in Bautzen eingetroffen waren, kamen in Vierkirchen unter.
Mehr als 20 der Ukraine-Flüchtlinge, die zunächst bei der Joshua-Gemeinde in Bautzen eingetroffen waren, kamen in Vierkirchen unter. © SZ/Uwe Soeder

Bei Janina Mikusinska melden sich immer mehr Menschen, die bei Übersetzungen für ukrainische Kriegsflüchtlinge helfen wollen. Mehr als 30 ehrenamtliche Dolmetscher boten in den vergangenen Tagen ihre Unterstützung an. Janina Mikusinska arbeitet für den kreisweiten Sprachendienst, dessen Sitz im Reichenbacher Rathaus ist. Der koordiniert eigentlich Termine für Übersetzungen von Polizei, Gerichten, dem Landesschulamt und dem Landratsamt. Auch Kitas und Schulen zählen zu den Auftraggebern. Mit Beginn des Krieges füllte sich der Pool ehrenamtlicher Übersetzer für die ukrainische, russische und polnische Sprache weiter. Die polnische Sprache sei der ukrainischen ähnlich, wie Frau Mikusinska sagt. Jeder, der sich so engagiert, wird gebraucht.

Sie selbst stammt aus dem Nachbarland, spricht ihre Heimatsprache ebenso perfekt, wie die deutsche. „Wir freuen uns über alle, die als Dolmetscher bei uns mitmachen möchten“, sagt sie. Melden können sich aber auch Helfer, die privat Flüchtlinge aufgenommen haben und für die erste Verständigung Sprachmittler benötigen. Gebündelt werden die Angebote des Reichenbacher Sprachteams beim Sachgebiet Integration des Landkreises. Der Bedarf, so schätzt Janina Mikusinska ein, wird weiter steigen, wenn immer mehr Menschen vor dem Krieg fliehen. Da sei jeder, der auch bei der Kommunikation hilft, wichtig.

Reichenbach hat offenbar als eine der ersten Umlandkommunen ein Statement zur Situation und möglichen Hilfsaktivitäten auf seine Internetseite gestellt. Auf Flüchtlinge stellt sich die Stadt ein, bittet die Bürger, Unterstützungsangebote ans Rathaus zu melden, damit die Verwaltung schnell auf diese Angebote zurückgreifen kann.

Viele Einwohner rufen an

Zunächst will sich Reichenbach in die Aktionen des Landkreises mit einbringen. Der Landkreis bündelt zentral Unterstützungsangebote. Über die Internetseite des Kreises können Unterbringungsmöglichkeiten und mehr gemeldet werden.

In Neißeaue möchte Bürgermeister Per Wiesner ebenfalls das Internet nutzen. Auf der Gemeindeseite soll es Informationen zu Hilfsmöglichkeiten geben und ebenso durch Aushänge. Geplant ist außerdem, dass bei den Kitas Anlaufmöglichkeiten für Spenden geschaffen werden. Dazu ist der Bürgermeister mit den beiden Einrichtungen bereits im Gespräch. Per Wiesner erzählt, dass viele Menschen gern helfen möchten und auch Wohnungen für Flüchtlinge angeboten haben.

Markersdorfer Unternehmer helfen

Die Schöpstaler sind mit der Kirche im Gespräch, um mögliche Hilfen anzuschieben, berichtet Bürgermeister Bernd Kalkbrenner. Kommunalen Wohnraum kann die Gemeinde nicht zur Verfügung stellen. „Wir haben nur zwei gemeindeeigene Wohnungen, die belegt sind“, sagt er. Allerdings gebe es viele Anrufe von Einwohnern, die etwas tun möchten. Was genau und wie das alles gebündelt wird, soll in wenigen Tagen veröffentlicht werden. Bernd Kalkbrenner möchte noch die SSG-Sitzung am Dienstag abwarten, welche Handlungsempfehlungen es zur Unterstützung für die Kommunen gibt.

Beim Unternehmerverband Markersdorf soll das Thema Ukraine-Hilfe ebenfalls auf der Agenda stehen, zumal es in der Vergangenheit auch Unternehmerreisen eines Mitglieds in die Ukraine gegeben habe, sagt Verbandsvorsitzender Rolf Domke. Es gebe bereits jetzt mehrere Unternehmer, die in Markersdorf Wohnraum bereitstellen möchten. Vierkirchener stellen bereits für die ersten Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf bereit. In Buchholz in der Alten Schule werden Ukrainer aufgenommen, 20 Flüchtlinge sind beim Buchholzer Ferienhof Leubner untergebracht.

Fenja Ender vom Bio-Enderhof aus Tetta unterstützt bei der Koordination, bei ihr können sich Unterstützer mit Wohnraum melden. Die Josua-Gemeinde Bautzen organisiert Hilfe und Transporte von Flüchtlingen. Die ersten 50 Menschen kamen vor wenigen Tagen an. Aus Vierkirchen habe es bereits 15 bis 20 Rückmeldungen von Einwohnern gegeben, die Kriegsflüchtlinge aufnehmen möchten, berichtet Fenja Ender. Weiterer Wohnraum wird auf Zeit für drei bis vier Wochen gesucht.