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So denken die Deutschen über Russlands Krieg in der Ukraine

Umfragen zeigen, die Menschen in Deutschland und Sachsen befürchten eine Ausweitung der Kämpfe auf andere Länder. Für den Kurs der Bundesregierung gibt es überwiegend Zuspruch.

Von Fabian Deicke
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Droht eine weitere Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine? Menschen in Deutschland glauben, der Konflikt könne sich ausweiten.
Droht eine weitere Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine? Menschen in Deutschland glauben, der Konflikt könne sich ausweiten. © Ukrinform/dpa

Dresden. Russland hat in den vergangenen Tagen mit Drohnen und Raketen die Angriffe aus der Luft auf die Ukraine stark intensiviert. So wie in Charkiw, Dnipropetrowsk oder der Hauptstadt Kiew werden auch an diesem Dienstag wieder im ganzen Land Explosionen gemeldet. Zudem scheint sich Russland im nördlich gelegenen Nachbarland Belarus neu zu formieren.

Wie beurteilen Menschen in Deutschland die gegenwärtige Lage im Kriegsgebiet und die Unterstützung der Ukraine durch den Westen? Dazu haben Sächsische.de und die Meinungsforscher von Civey vier repräsentative Umfragen durchgeführt. Das sind die Ergebnisse im Überblick.

Glauben Sie, der Krieg weitet sich auf andere Länder aus?

Seit den ukrainischen Erfolgen im September, als bei Offensiven im Westen und Süden des Landes große von Russland besetzte Gebiete zurückerobert wurden, hat sich eine Spirale der Eskalation in Gang gesetzt. Scheinreferenden mündeten in der Annexion von vier Regionen, die nach Logik des Kreml jetzt russisches Staatsgebiet sind und verteidigt werden müssen. Eine Teilmobilmachung soll 300.000 neue Soldaten bringen. Für die Explosion auf der Kertsch-Brücke, die die 2014 annektierte Halbinsel Krim mit dem russischen Festland verbindet, hat Russland Vergeltung angekündigt und nimmt seither auch wieder verstärkt Ziele in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ins Visier.

Vor dem Hintergrund der sich offenbar ändernden Lage befürchtet ein großer Teil der Deutschen, dass sich der Krieg auch auf andere Länder ausweiten könnte. Zwischen dem 30. September und 14. Oktober wurden bundesweit 5.051 Teilnehmer entsprechend befragt. Fast zwei Drittel (65 Prozent) teilen demnach die Angst einer Ausweitung des Konflikts. Etwas weniger als ein Drittel (27 Prozent) sieht die Gefahr nicht, die übrigen 8 Prozent sind unentschieden.

Ausgewertet nach Teilnehmern aus Sachsen liefert die Umfrage nahezu das gleiche Ergebnis: 65 Prozent befürchten eine Ausweitung des Krieges auf andere Länder, 25 Prozent nicht.

Wie lange wird dieser Krieg noch andauern?

Neben der Sorge um eine mögliche Ausweitung des Krieges befürchten viele Menschen in Deutschland auch, dass der Konflikt noch längere Zeit andauern wird. In den vergangenen vier Wochen wurden bundesweit 5.053 Personen gefragt, was sie denken, in welchem Zeitraum sie mit einem Ende des Krieges rechnen. Die meisten (25 Prozent) Teilnehmer versammeln sich hinter der Antwort "weiß nicht", sie sind sich unschlüssig.

Dass die Deutschen aber nicht von einem schnellen Ende des Krieges ausgehen, legen die Antworten mit den zweit- bis viertmeisten Stimmen nahe: 21 Prozent sagen der Krieg dauere noch "bis zu einem Jahr", 20 Prozent noch "bis zu zwei Jahren". 10 Prozent rechnen mit "mehr als fünf Jahren".

In Sachsen ist das Stimmungsbild ähnlich. Der Anteil der "Unschlüssigen" ist jedoch etwas größer. Mehr als ein Drittel (34 Prozent) traut sich keine Einschätzung zu.

Unterstützt die Bundesregierung die Ukraine ausreichend?

Dass sich die Ukraine acht Monate nach Beginn des Krieges gegen Russland erfolgreich wehren kann, ist auch auf die Unterstützung durch den Westen mit militärischem Material und Know-how zurückzuführen. In Deutschland verläuft die Diskussion um Waffenlieferungen bisweilen jedoch hitzig. Die Meinungen dazu gehen auseinander, wie bereits frühere Umfragen von Sächsische.de dazu gezeigt haben.

In einer neuen Umfrage mit Civey wurden bundesweit im vergangenen Monat 5.057 Menschen gefragt, ob die Bundesregierung ganz generell genug unternehme, um die Ukraine im Krieg gegen Russland zu unterstützen? Die Frage bezieht sich also nicht allein auf das Thema Waffen, sondern auf alle möglichen Aspekte - von der Aufnahme Flüchtender bis hin zum Ausbilden von Streitkräften an deutschen Waffensystemen.

Die Mehrheit der Deutschen, knapp mehr als die Hälfte (51 Prozent), findet vor diesem Hintergrund, die Bundesregierung tue genug. 39 Prozent empfinden das Gegenteil, 10 Prozent sind "unentschieden". Auch diese Umfrage lässt sich nach der Meinung der Teilnehmer in Sachsen auswerten: Demnach ist die Zufriedenheit damit, was die Regierung für die Ukraine tut, größer als im Bundesdurchschnitt. 69 Prozent der Sachsen sagen, es werde genug getan. Nur 20 Prozent sehen es anders.

Welche Partei hat die besten Vorschläge für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg

In einer vierten Umfrage hat Civey bundesweit 5.022 Menschen nach ihrer Meinung gefragt, welche Partei aktuell die besten Vorschläge für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg mache. Sächsische.de liegt dafür das Ergebnis der Teilnehmer aus Sachsen vor (Stichprobe 376 Personen nach River-Sampling-Methode).

Das Ergebnis überrascht: Denn es liegen die Grünen, die sich auch auf ihrem Bundesparteitag am Wochenende erneut für weitere Waffenlieferungen ausgesprochen haben, gleichauf mit der CDU (beide 21 Prozent), die in Sachsen mit Michael Kretschmer als Regierungschef in dieser Frage einen eher defensiven Kurs fährt. Die AfD, die statt Unterstützung für die Ukraine das Ende von Russland-Sanktionen fordert, landet mit 17 Prozent Zuspruch in Sachsen vor der SPD (14 Prozent).

Informationen zu Umfragen mit Civey

Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

In diesem Artikel wurden vier Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat.

  • Für die Umfrage zur Meinung der Menschen, ob sich der Krieg ausweiten könne, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.051 Teilnehmern.
  • Für die Umfrage zur Meinung der Menschen, wie lange der Krieg noch andauern werde, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.053 Teilnehmern.
  • Für die Umfrage zur Meinung der Menschen, ob die Bundesregierung genug für die Unterstützung der Ukraine leiste, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.057 Teilnehmern.
  • Für die Umfrage zur Meinung der Menschen, welche Partei aktuell die besten Vorschläge für den Umgang mit dem Ukraine-Krieg mache, besteht die bundesweite Stichprobe aus 5.022 Teilnehmern, in Sachsen aus 376 Teilnehmern.

Die sächsischen Stichproben wurden jeweils entsprechend der Wahlbevölkerung im Land nach der River-Sampling-Methode gezogen.