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Die Zukunft des Dresdner Parkhotels

Früher beherbergte das Haus die kultigste Bar der Stadt. Daran und an den Mauerfall wird mit einer Ost-West-Party erinnert. Was der Eigentümer noch vorhat.

Von Nora Domschke
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Seit drei Jahren ist Jens Hewald Eigentümer des Parkhotels und lässt die Dresdner ordentlich feiern. Die nächste große Sause, Dresdens größte Ost-West-Party, findet schon am 9. November statt.
Seit drei Jahren ist Jens Hewald Eigentümer des Parkhotels und lässt die Dresdner ordentlich feiern. Die nächste große Sause, Dresdens größte Ost-West-Party, findet schon am 9. November statt. © René Meinig

Wer zu DDR-Zeiten extravagant feiern wollte, war im Parkhotel auf dem Weißen Hirsch genau richtig. Das Haus zählte zu Dresdens beliebtesten Adressen in puncto Party. Lange Schlangen vor den Eingängen und an den Tresen gehörten genauso dazu wie der morbide Charme des Gebäudes. Besonders nobel ging es in der Kakadu-Bar zu, deren legendäre Jahre am 9. November mit einer großen Ost-West-Party von Sächsische.de zurückgeholt werden. Kaum ein Dresdner, der sich nicht an durchfeierte Nächte im Parkhotel der 1970er- und 1980er-Jahre erinnert.

Getanzt wird dort schon lange. Als das Haus 1914 im feinen Kurort Weißer Hirsch eröffnet wurde, sollen die Dresdner regelrecht begeistert gewesen sein. Besonders angetan waren sie vom schmucken Ballsaal und dem Kaffeehaus, in dem sich die vornehmen Herrschaften trafen. Später brachten Heinz Rühmann, Richard Strauß, Zarah Leander und Theo Lingen den Glamour der Reichen und Berühmten auf den Hirsch, bis in die Morgenstunden wurde im Parkhotel gefeiert. Die Gäste tanzten auf berauschenden Bällen im großen Saal, in warmen Sommerwochen zog der Garten viele zum Tanz im Freien an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus von Russen beschlagnahmt, die ihre Pferde im Ballsaal untergestellt haben sollen. In den fünfziger Jahren wird das Parkhotel erneut zum begehrten Veranstaltungsort. Wer am Wochenende in der Kakadu-Bar feiern wollte, brauchte Geduld und musste sich wochentags in die Wartschlange einreihen, die Karten waren schnell vergriffen. Ab Ende der Sechziger wurde das Haus mit staatlicher Beteiligung geführt und verfiel in den Jahren bis zur Wende und auch danach zunehmend.

Den Partygästen machte das nichts aus. Und auch nicht den Rockbands und Beatmusikern, die in der Kakadu-Bar auftraten. Sänger Hartmut Schulze-Gerlach, Muck, erinnerte sich kürzlich in einem Interview, dass die Kakadu-Bar Anfang der 1970er-Jahre auch bei Bands in Berlin bekannt war, dass sie sich überregional als Kultklub einen Namen gemacht hatte. Was wohl auch daran lag, dass man es im Parkhotel mit der Quote von Ost- und Westliedern nicht ganz so ernst nahm und Titel von den Beatles und den Bee Gees nachgespielt wurden.

So sah es zu DDR-Zeiten in der Kakadu-Bar aus. Wer am Tresen Platz nehmen konnte, hatte gut lachen. Die Plätze in der Bar waren heiß begehrt.
So sah es zu DDR-Zeiten in der Kakadu-Bar aus. Wer am Tresen Platz nehmen konnte, hatte gut lachen. Die Plätze in der Bar waren heiß begehrt. © Repro/Jürgen Lösel

Musik aus jener Zeit wird auch jetzt gespielt, etwa, wenn Jens Hewald zur Achtziger-Jahre-Party einlädt. Seit drei Jahren ist er Eigentümer, wegen des Parkhotels ist er von Berlin nach Dresden gekommen, hat sich die Macher von Waterloo Produktion, die unter anderem den legendären Hutball ausrichten, direkt ins Haus geholt. „Die Geschichte des Parkhotels ist schon beeindruckend“, sagt Jens Hewald. Jeder Handwerker, der bei ihm arbeitet, habe irgendeine Anekdote von früher zu erzählen, davon, wie schwer es gewesen ist, in die Kakadu-Bar zu kommen und dass dort ein revolutionäres Flair herrschte, weil Westtitel gespielt wurden. Nach der Wende wurde die Bar nach fast 40 Jahren geschlossen, 2006 kehrte sie zurück – dank eines Filmdrehs.

Für den „Roten Kakadu“ wurde die Bar wieder hergerichtet, mit roten Sofas, Tischen und Lampen. Die Legende lebt weiter. Heute legen im Parkhotel DJs auf, es finden Konzerte und Tangoabende statt. Viele Veranstaltungen macht Waterloo Produktion, einige nimmt Hewald mit der 2016 gegründeten Parkhotel Events GmbH selbst in die Hand. „Wir wollen mit unseren Partys junge und ältere Menschen ansprechen.“ Mit Schlager- und Italonächten genauso wie mit Ü 30-Partys und Theater.

Und Hewald hat noch viel vor: Derzeit werde ein vollumfängliches Brandschutzkonzept fürs Parkhotel erarbeitet. Es soll als Grundlage für weitere Ausbauvorhaben dienen. So wäre es zum Beispiel möglich, dass die Dachterrasse in Zukunft mit genutzt wird und obendrein vielleicht einen Aufgang erhält. Außerdem wünscht sich Hewald ein Café im Haus. Der Eigentümer spricht von vielen kleinen Schritten. Demnächst weht aber erst einmal wieder etwas Ostflair durch das Haus:


Die große Ost-West-Party steigt am 9. November im Parkhotel mit Musik, Mode und Kulinarik aus den 80ern. Das Parkhotel wird in eine Ost- und Westzone geteilt, mitten im Saal steht eine Mauer, die um Mitternacht eingerissen wird. Karten gibt es für 25 Euro zzgl. VVK-Gebühr in allen SZ-Treffpunkten sowie unter www.sz-ticketservice.de.