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Bahn-Verkehr läuft nach GDL-Warnstreik wieder nahezu ohne Einschränkungen

Der 20-Stunden-Warnstreik der GDL ist beendet. Der Schienenverkehr in Deutschland läuft allmählich wieder an. Doch die unsicheren Zeiten für Fahrgäste sind damit nicht vorbei.

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Reisende eilen am frühen Morgen zu einem ICE am Berliner Hauptbahnhof.
Reisende eilen am frühen Morgen zu einem ICE am Berliner Hauptbahnhof. © Joerg Carstensen/dpa

Berlin. Nach dem 20-stündigen Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) läuft der Bahnverkehr in Deutschland seit den frühen Morgenstunden wieder weitgehend rund. "Die Züge im Fern- und Regionalverkehr fahren seit Betriebsbeginn am frühen Morgen wieder nahezu überall nach dem regulären Fahrplan", teilte die Bahn am Freitagmorgen mit. Der Warnstreik war am Donnerstagabend um 18.00 Uhr beendet worden. Dennoch dauerte es einige Stunden, bis der Bahnbetrieb wieder vollständig angelaufen war. Auch am Abend und in der Nacht auf Freitag wurden noch Zugausfälle und Verspätungen gemeldet.

Für die Fahrgäste geht die Ungewissheit auf der Schiene aber vorerst weiter. Neue Warnstreiks schloss GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag jedenfalls nicht aus. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das nicht", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin bei einer Gewerkschaftskundgebung. Möglicherweise rückt in den nächsten Tagen auch das Thema Urabstimmung stärker in den Blick. Immer wieder hatte Weselsky betont, sich frühzeitig rechtlich absichern und seine Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen lassen zu wollen.

Beruhigende Signale für die Feiertage

Zwar hatte Weselsky mit Blick auf Streiks über die Weihnachtstage zuletzt beruhigende Signale gesendet: Die GDL habe noch nie über Weihnachten gestreikt, betonte er nach der ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche. Gänzlich ausgeschlossen hat er die Möglichkeit bislang aber nicht.

Der jüngste Warnstreik der GDL an diesem Mittwoch und Donnerstag kam für viele überraschend. Nach dem Tarifauftakt waren beide Seiten noch optimistisch auseinander gegangen. Inhaltlich waren sie zwar nicht vorangekommen. Als Erfolg wertete aber auch GDL-Chef Weselsky, dass sich die Tarifparteien auf einen Verhandlungsfahrplan einigen konnten. Im Wochenrhythmus sollte fortan über die Forderungen der Gewerkschaft verhandelt werden.

Mit der Warnstreikankündigung der GDL war dieser Plan bereits wenige Tage später Makulatur. Wie es nun weiter geht, blieb am Donnerstagabend völlig offen. Die Bahn hatte die für diesen Tag sowie den Freitag angesetzte zweite Verhandlungsrunde nach der Warnstreikankündigung der GDL abgesagt.

Arbeitskampf geht weiter

Das nächste Treffen ist für kommende Woche terminiert. Ob beide Seiten daran festhalten, war zunächst unklar. "Das haben wir noch zu bewerten, das ist noch offen", sagte Weselsky. "Ich kann das nicht vorwegnehmen, ich weiß nicht, was die Herren treibt", ergänzte er mit Verweis auf die Arbeitgeberseite. "Ich kann nur darauf verweisen, dass wir Verhandlungen vereinbart haben."

Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Knackpunkt der Verhandlungen ist indes die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn lehnt das als unerfüllbar ab. Sie bietet bislang eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten und die von der GDL geforderte Inflationsausgleichsprämie. Von einer Einigung sind beide Seiten nach einer ersten Verhandlungsrunde vergangene Woche und dem ersten Arbeitskampf noch weit entfernt.

Weite Teile des Netzes lahmgelegt

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hatte die GDL per Warnstreik am Mittwoch und am Donnerstag weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland zum Erliegen gebracht. Tausende Züge fielen aus. Betroffen waren sowohl der Fern-, Regional-, und Güterverkehr. Im Fernverkehr war danach lediglich jeder fünfte ICE- und IC-Zug in der Zeit des Arbeitskampfes unterwegs. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen unterschiedlich: In vielen Regionen konnte die Bahn im Tagesverlauf aber zumindest ein geringfügiges Angebot bereitstellen.

Im Güterverkehr dürften die Auswirkungen des Arbeitskampfes hingegen noch etwas länger zu spüren sein. Es könne mehrere Tage dauern, bis der Stau Hunderter Güterzüge aufgrund des Arbeitskampfes wieder abgebaut sei, hatte die Bahn schon vor dem Ende des Warnstreiks mitgeteilt.

Für die Eskalation im Tarifkonflikt machten sich beide Seiten gegenseitig verantwortlich. Sowohl die GDL als auch die Bahn waren der jeweils anderen Partei vor, Absprachen nicht eingehalten zu haben. Die Stimmung vor weiteren möglichen Gesprächen ist denkbar schlecht. (dpa)