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Dresdner Solarfirma erwartet Milliardenumsatz durch Energiewende

Das sächsische Unternehmen Solarwatt will mit seinen Fotovoltaik-Anlagen im Jahr 2025 den Milliardenumsatz schaffen. Auch die Belegschaft wächst.

Von Georg Moeritz
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Produktion in Dresden: Die Solarmodule mit Glas auf Vorder- und Rückseite werden von Roboterarmen montiert, doch ohne Menschen geht es nicht.
Produktion in Dresden: Die Solarmodule mit Glas auf Vorder- und Rückseite werden von Roboterarmen montiert, doch ohne Menschen geht es nicht. © archivfoto: dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Ein Solarpionier wird 30: Das Dresdner Unternehmen Solarwatt GmbH feiert in dieser Woche seine Gründung aus dem Jahr 1993 und kündigt bei dieser Gelegenheit starkes Wachstum an. Innerhalb von zwei Jahren soll sich der Umsatz verdoppeln. Geschäftsführer Detlef Neuhaus will 2025 einen Milliardenumsatz schaffen.

Voriges Jahr ist dem Unternehmen bereits eine Verdopplung gelungen: Der Umsatz stieg von 160 auf 330 Millionen Euro, für dieses Jahr ist nun eine halbe Milliarde geplant. Solarwatt möchte in diesem Jahr 2,5 Millionen Fotovoltaik-Module verkaufen. Seit der Gründung haben die Dresdner neun Millionen Stück ausgeliefert.

Die großen Mengen kommen allerdings nicht nur aus der Dresdner Fabrik. Solarwatt hat zwar im Herbst 2021 seine neue Produktionslinie F8 eröffnet, in der 35 Roboter pro Jahr eine Million Module mit Rahmen und Glasscheiben vorne und hinten montieren können. Doch der größere Teil des Absatzes stammt aus China. Solarwatt betont aber, die Auftragsproduktion dort richte sich nach den technischen Vorgaben aus Sachsen. Viele chinesische Solarfabriken arbeiten mit deutschen Maschinen - der Hersteller Meyer-Burger setzt seine Anlagen aus Hohenstein-Ernstthal inzwischen nur noch in den eigenen Solarfabriken ein.

Mehr als 600 Beschäftigte in Dresden

Die Solarwatt-Gruppe hat in Dresden mehr als 600 Beschäftigte, europaweit 800. Das früher genannte Ziel von 1.000 Mitarbeitern im Jahr 2025 werde „locker“ überschritten, sagte Neuhaus im Dezember. Gegenüber seinen Produktionsgebäuden und der Hauptverwaltung an der Dresdner Grenzstraße im Norden der Stadt hat sich Solarwatt mit einem Handwerksbetrieb ausgedehnt, zusätzlich wurden Büros an der Fabrikstraße in der Nähe des Drewag-Heizkraftwerks bezogen.

Neuhaus sagte, in 30 Jahren habe sich Solarwatt "von einem kleinen Greentech-Startup zu einem der Photovoltaik-Marktführer in Deutschland und Europa" entwickelt. Anders als der Nachbar Solarworld mit Fabrik in Freiberg überstand das Dresdner Unternehmen auch eine Insolvenzphase. Allerdings verloren damals Beschäftigte ihre Stellen und Anleihegläubiger Geld. Danach übernahm der Anteilseigner Stefan Quandt aus der Familie der BMW-Mitbesitzer den Großteil der Firmenanteile - er ist in Dresden auch an der Softwarefirma Kiwigrid und dem Solarfolienhersteller Heliatek beteiligt.

Solarwatt wurde 1993 von Frank Schneider und Lothar Schlegel gegründet und brachte 1998 das erste vorne und hinten verglaste Solarmodul auf den Markt. Laut Neuhaus haben die Glas-Glas-Module eine längere Lebensdauer als andere. 2010 setzte Solarwatt schon einmal 325 Millionen Euro um. Damals war Solartechnik teuer. Laut Neuhaus ging der "Kampf und den Massenmarkt" gegen Konkurrenten aus Asien verloren - viele Unternehmen der Branche in Ostdeutschland mussten schließen oder überstanden nicht einmal die Aufbauphase.

Mit eigenen Handwerksbetrieben nah an den Kunden

Nach eigenen Angaben ist das Dresdner Unternehmen heute deutscher Marktführer bei Anlagen bis zu einer Leistung von zehn Kilowatt. Jede fünfte Solaranlage auf Einfamilienhäusern in der Bundesrepublik stamme von Solarwatt. Das Unternehmen konzentrierte sich in der Werbung auf "Premiumqualität" für Privatpersonen und Gewerbebetriebe, präsentierte mit BMW einen modulgedeckten Carport sowie eigene Stromspeicher. Diese Akkus werden in Dresden montiert.

Um auf dem Markt erfolgreich zu sein, setzt Solarwatt auf Partnerschaften: Mit dem Haustechnikhersteller Stiebel-Eltron bemüht sich das Unternehmen um die "Wärmewende", mit eigenen Handwerksbetrieben um Absatz nah am Kunden - auch in Hessen hat Solarwatt einen Installationsbetrieb. Andere Handwerker werden zur Schulung nach Dresden eingeladen.

Mit Niederlassungen ist Solarwatt in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Italien und Spanien aktiv. 40 Prozent des Umsatzes kamen voriges Jahr aus europäischen Ländern außer Deutschland. In diesem Jahr soll die 100.000. Anlage von Solarwatt in Europa installiert werden.